Die HUK-Coburg steigt ins Werkstattgeschäft ein. Autoreparaturen, Wartung und Service wird der Versicherer ab 2016 seinen über elf Millionen Kunden zu besonders günstigen Konditionen anbieten.
„Wir haben nun endgültig entschieden, dass in den kommenden Jahren ein deutschlandweiter Autoservice aufgebaut wird“, bestätigt Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann auf Anfrage. „In den nächsten drei bis vier Jahren wollen wir 250 bis 300 teilnehmende Werkstätten gewinnen.“ Mit dem Angebot „Service Select“ soll die Kundenbindung verstärkt werden. Das ist gleichzeitig eine deutliche Kampfansage an die Autohersteller. Beim Autoerwerb werden nämlich immer öfter Versicherungen mit verkauft.
Vorteil für alle Verbraucher
"Mit über 2,5 Millionen Dienstleistungsverträgen im Jahr 2014 sind wir in diesem Bereich um sieben Prozent gewachsen“, bestätigt Christian Ruben, Sprecher des Arbeitskreises Autobanken. Nun drehen die Versicherer den Spieß um und bieten selbst Werkstattservice an. Damit erhöhen sie vor allem den Wettbewerbsdruck auf Markenwerkstätten. "Das ist aber ein Vorteil für alle Verbraucher", sagt Heitmann.
Extreme Rabattierungen gefährden wirtschaftliche Existenz
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisiert hingegen die neuen Werkstattaktivitäten der HUK-Coburg. Nach Meinung des ZDK gebe es keinen Sachzusammenhang zwischen der Versicherungstätigkeit und dem Einstieg ins Werkstattgeschäft. „Hier geht es wohl vor allem darum, sich im Wettbewerb mit anderen Autoversicherern zu profilieren“, sagt ZDK-Sprecher Ulrich Köster. Extreme Rabattierungen von Werkstattleistungen würden die wichtigste Ertragssäule der Betriebe und damit deren wirtschaftliche Existenz in hohem Maß gefährden.
Viele Branchenkenner sind skeptisch
„Ganz allgemein beobachten wir einen ruinösen Wettlauf der Versicherungen um die geringsten Schadenkosten“, kritisiert Köster. Daher rät der Verband jedem Kfz-Betrieb genau zu prüfen, ob sich eine Zusammenarbeit mit der HUK-Coburg wirklich auszahlen kann. Auch der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) ist skeptisch. „Ich glaube nicht an einen wirtschaftlichen Erfolg dieses Projektes“ sagt BVfK-Vorstand Ansgar Klein. „Das neue Angebot kommt bei unseren Versicherten sehr gut an“, bilanziert hingegen Heitmann die Erfahrungen aus einem Pilotprojekt.
Rund 60.000 Kunden wurden die Werkstattleistungen in zehn Musterbetrieben im Rheinland und Berlin angeboten, schätzungsweise 5.000 haben sie bereits genutzt. Neben Inspektion, Haupt- und Abgasuntersuchung sowie Reifenwechsel würden vor allem Verschleißreparaturen nachgefragt. Werkstattleistungen dürfen Versicherer nicht direkt verkaufen. Daher hat die HUK-Coburg die Select Autoservice GmbH gegründet. Derzeit baut der Versicherer ein Team auf, das die Partnerwerkstätten „servicefähig“ machen soll. So sollen nur Betriebe den Zuschlag erhalten, die bei ihrer Qualität auf dem Niveau der Kfz-Hersteller liegen. Ist eine Werkstatt startklar, werden die Versicherten informiert. HUK-Coburg-Konditionen gibt es dann bei Vorlage einer Kundenkarte.
Mehr als zehn Millionen Fahrzeuge versichert
Das Marktpotenzial der Assekuranz ist groß. So wurden 2014 erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge versichert. Zudem könnten sich andere Versicherer am neuen Werkstattservice beteiligen Beim HUK-Coburg Partner-Netzwerk für Unfallreparaturen ist dies längst üblich. Es wird von weiteren neun Versicherern wie der VHV oder Gothaer genutzt. In der Vergangenheit hatte die HUK-Coburg damit den so genannten Werkstattbindungstarif erfolgreich auf den Markt etabliert. Kunden, die sich verpflichten nach einem Kaskoschaden eine Partnerwerkstatt des Versicherers aufzusuchen, erhalten bis zu 20 Prozent Nachlass auf den Kaskobeitrag.
Kampf zwischen Versicherern und Kfz-Herstellern noch lange nicht zu Ende
Längst ist das Angebot, dass bei der HUK-Coburg unter „Kasko Select“ firmiert, von fast allen anderen Kfz-Versicherern übernommen worden. Selbst die Allianz Versicherung ist nach längerem Zögern im vorigen Jahr mit einem solchen Tarif gestartet. Ein Problem wird die HUK-Coburg aber mit dem Angebot von Werkstattleistungen kaum in den Griff bekommen. So dürften auch künftig Neuwagen und somit Versicherungen weiterhin beim Markenhändler gekauft werden. Der Kampf zwischen Versicherern und Kfz-Herstellern ist daher wohl noch lange nicht zu Ende.
Mehr Details zu dieser Entwicklung liefert Ihnen die Oktober-Ausgabe von Versicherungsmagazin: „Autoversicherung 2015: Neuer Kampf um Marktanteile bringt Unruhe“.
Bildquelle: © underdogstudios / fotolia
„Wir haben nun endgültig entschieden, dass in den kommenden Jahren ein deutschlandweiter Autoservice aufgebaut wird“, bestätigt Vorstand Klaus-Jürgen Heitmann auf Anfrage. „In den nächsten drei bis vier Jahren wollen wir 250 bis 300 teilnehmende Werkstätten gewinnen.“ Mit dem Angebot „Service Select“ soll die Kundenbindung verstärkt werden. Das ist gleichzeitig eine deutliche Kampfansage an die Autohersteller. Beim Autoerwerb werden nämlich immer öfter Versicherungen mit verkauft.
Vorteil für alle Verbraucher
"Mit über 2,5 Millionen Dienstleistungsverträgen im Jahr 2014 sind wir in diesem Bereich um sieben Prozent gewachsen“, bestätigt Christian Ruben, Sprecher des Arbeitskreises Autobanken. Nun drehen die Versicherer den Spieß um und bieten selbst Werkstattservice an. Damit erhöhen sie vor allem den Wettbewerbsdruck auf Markenwerkstätten. "Das ist aber ein Vorteil für alle Verbraucher", sagt Heitmann.
Extreme Rabattierungen gefährden wirtschaftliche Existenz
Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) kritisiert hingegen die neuen Werkstattaktivitäten der HUK-Coburg. Nach Meinung des ZDK gebe es keinen Sachzusammenhang zwischen der Versicherungstätigkeit und dem Einstieg ins Werkstattgeschäft. „Hier geht es wohl vor allem darum, sich im Wettbewerb mit anderen Autoversicherern zu profilieren“, sagt ZDK-Sprecher Ulrich Köster. Extreme Rabattierungen von Werkstattleistungen würden die wichtigste Ertragssäule der Betriebe und damit deren wirtschaftliche Existenz in hohem Maß gefährden.
Viele Branchenkenner sind skeptisch
„Ganz allgemein beobachten wir einen ruinösen Wettlauf der Versicherungen um die geringsten Schadenkosten“, kritisiert Köster. Daher rät der Verband jedem Kfz-Betrieb genau zu prüfen, ob sich eine Zusammenarbeit mit der HUK-Coburg wirklich auszahlen kann. Auch der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) ist skeptisch. „Ich glaube nicht an einen wirtschaftlichen Erfolg dieses Projektes“ sagt BVfK-Vorstand Ansgar Klein. „Das neue Angebot kommt bei unseren Versicherten sehr gut an“, bilanziert hingegen Heitmann die Erfahrungen aus einem Pilotprojekt.
Rund 60.000 Kunden wurden die Werkstattleistungen in zehn Musterbetrieben im Rheinland und Berlin angeboten, schätzungsweise 5.000 haben sie bereits genutzt. Neben Inspektion, Haupt- und Abgasuntersuchung sowie Reifenwechsel würden vor allem Verschleißreparaturen nachgefragt. Werkstattleistungen dürfen Versicherer nicht direkt verkaufen. Daher hat die HUK-Coburg die Select Autoservice GmbH gegründet. Derzeit baut der Versicherer ein Team auf, das die Partnerwerkstätten „servicefähig“ machen soll. So sollen nur Betriebe den Zuschlag erhalten, die bei ihrer Qualität auf dem Niveau der Kfz-Hersteller liegen. Ist eine Werkstatt startklar, werden die Versicherten informiert. HUK-Coburg-Konditionen gibt es dann bei Vorlage einer Kundenkarte.
Mehr als zehn Millionen Fahrzeuge versichert
Das Marktpotenzial der Assekuranz ist groß. So wurden 2014 erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge versichert. Zudem könnten sich andere Versicherer am neuen Werkstattservice beteiligen Beim HUK-Coburg Partner-Netzwerk für Unfallreparaturen ist dies längst üblich. Es wird von weiteren neun Versicherern wie der VHV oder Gothaer genutzt. In der Vergangenheit hatte die HUK-Coburg damit den so genannten Werkstattbindungstarif erfolgreich auf den Markt etabliert. Kunden, die sich verpflichten nach einem Kaskoschaden eine Partnerwerkstatt des Versicherers aufzusuchen, erhalten bis zu 20 Prozent Nachlass auf den Kaskobeitrag.
Kampf zwischen Versicherern und Kfz-Herstellern noch lange nicht zu Ende
Längst ist das Angebot, dass bei der HUK-Coburg unter „Kasko Select“ firmiert, von fast allen anderen Kfz-Versicherern übernommen worden. Selbst die Allianz Versicherung ist nach längerem Zögern im vorigen Jahr mit einem solchen Tarif gestartet. Ein Problem wird die HUK-Coburg aber mit dem Angebot von Werkstattleistungen kaum in den Griff bekommen. So dürften auch künftig Neuwagen und somit Versicherungen weiterhin beim Markenhändler gekauft werden. Der Kampf zwischen Versicherern und Kfz-Herstellern ist daher wohl noch lange nicht zu Ende.
Mehr Details zu dieser Entwicklung liefert Ihnen die Oktober-Ausgabe von Versicherungsmagazin: „Autoversicherung 2015: Neuer Kampf um Marktanteile bringt Unruhe“.
Bildquelle: © underdogstudios / fotolia
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek