Hoch- und Beispielrechung kommen ins Gerede

"Der map-report wird auch künftig seine Publikationen nicht vorab dem GDV zur Stellungnahme oder gar zur Genehmigung vorlegen", sagt map-report-Chef Manfred Poweleit und kritisiert die Kritik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) an seiner jüngsten Publikation. Die GDV-Medienschelte ging außerdem auch an andere Berichterstatter.

"Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft warnt vor Fehlinterpretationen des aktuellen map-report", schreibt GDV-Pressesprecher Dr. Peter Schwark den Journalisten ins Stammbuch. Stein des Anstoßes waren Berichte zum map-report Nr. 650-652 "Lebensversicherung: Beispielrechnungen im Langfristvergleich 1996 – 2007". Die aktuelle Berichterstattung über die "Hochrechnungen der Lebensversicherer" im map-report ist laut GDV "nicht korrekt", weil "der Hauptgrund für die zurückgegangene Überschussbeteiligung oft unterschlagen wird, die zu einem Zurückbleiben der tatsächlichen Ablaufleistungen hinter den Beispielrechnungen führen."

Auch im Newsletter des VersicherungsMagazins vom 30. Mai 2007 war über die aktuellen map-report-Studie berichtet worden ("Beispielrechnung nicht als Prognose verkaufen" ). Unklar bleibt dem Leser bei der Einlassung des GDV-Pressesprechers Schwark, ob die Berichterstattung über den Poweleit-Bericht oder der map-report-Text selbst - oder gar beides - zum Ärgernis führte. Auf jeden Fall wandte sich der GDV-Pressesprecher mit einem Schreiben an die Presse, in dem es unter anderem heißt: "Angesichts der sich zunehmend verbreitenden und leider wenig differenzierten Berichterstattung zum aktuellen map-report haben wir ... anhängende Pressemitteilung herausgegeben. Lassen Sie mich an dieser Stelle noch die Bitte formulieren, dass Sie uns bei derartigen Berichten zur Sicherstellung einer ausgewogenen Berichterstattung künftig auch die Gelegenheit zur Stellungnahme oder Kommentierung geben."

Es gibt laut Dr. Schwark "durchaus erwähnenswerte weitere Informationen, die in der Primärquelle nicht immer bereits genannt werden und die für Ihre Leser und deren Urteilsfähigkeit interessant wären". So hilft der GDV in seiner Pressemitteilung auch gleich ein wenig bei der Auffrischung des grundsätzlichen Verständnisses - etwa dabei, was man unter Beispielrechnungen, Prognosen und tatsächlichen Ablaufleistungen zu verstehen hat.

Dr. Peter Schwark: "Die Beispielrechnungen der Lebensversicherer stellen keine Versprechungen dar, sondern sind Hochrechnungen unter der Annahme, dass die Überschüsse auf dem Niveau bleiben wie zum Zeitpunkt der Hochrechnung. Steigen unerwartet die Kapitalerträge, wird der Wert übertroffen. Fallen sie, bleiben die Ablaufleistungen hinter der Hochrechnung zurück. Das gegenüber der allseitigen Erwartung stark gefallene Zinsniveau wirkt sich wie auf alle sicheren Kapitalanlagen auch zeitverzögert auf die Lebensversicherung aus. Ein vergleichbarer Effekt lässt sich zum Beispiel auch an der gegenüber den 90er Jahren stark gefallenen Verzinsung von Bundesschatzbriefen ablesen."

Manfred Poweleit antwortet auf das GDV-Schreiben an die Presse: "Bereits in der Überschrift der zitierten GDV-Pressemitteilung wird von den "Hochrechnungen der Lebensversicherer" gesprochen. Es gibt keine Hochrechnungen der Lebensversicherer. Gäbe es sie, wären sie haftungsrechtlich äußerst problematisch, wie nun gerade map-report 650-652 gezeigt hat." Bekanntlich werden seit vielen Jahren Beispielrechnungen eingesetzt, um die Wirkungsweise der einjährigen Gewinndeklarationen der Lebensversicherer zu verdeutlichen. Der map-report-Chef setzt in seiner Erwiderung zur GDV-Pressemitteilung noch einen drauf mit dem Satz: "Der Einsatz dieser einjährigen Zahlen als Hochrechnung oder gar Prognose für zwölf, 20 oder 30 Jahre ist ähnlich seriös wie die Behauptung, man könne das Wetter der nächsten 30 Jahre vorhersagen."

Poweleits Vorhaltung, die Lebensversicherer hätten in Zeiten des Börsencrashs zu Beginn des neuen Jahrtausends zu viel Geld verloren, will der GDV-Pressesprecher in seiner Mitteilung nicht akzeptieren. Seine Antwort: "Bei nur geringer Volatilität haben die Lebensversicherer trotz Börsencrash in den letzten zwölf Jahren auf ihre Kapitalanlagen eine Nettoverzinsung erwirtschaftet, die im Mittel 1,7 Prozent oberhalb der Umlaufrendite in dieser Zeit lag."

Anmerkung der Redaktion: Die Auszüge aus den Textstellen von GDV-Pressesprecher Dr. Peter Schwark und map-report-Chef Manfred Poweleit bieten wir unseren Lesern als Primärquelle und hoffen auf ihre Urteilsfähigkeit.

Autor(en): Ellen Bocquel

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