HIV positiv für Versicherer kalkulierbar?

Im Ausland schließen neuerdings einige Assekuranz-Gesellschaften mit HIV-Infizierten Lebensversicherungsverträge zu „bezahlbaren“ Prämien ab. GDV, PKV und einige deutsche Versicherer haben dazu ihre eigene Meinung.

Als „Weltpremiere“ feiern Versicherer in den Niederlanden eine neue Lebensversicherungs-Police, die auch HIV-positiv-Infizierte zu erschwinglichen Preisen abschließen können. Versicherungsgroßkonzerne wie Aegon und ING setzen sich damit erstmals über die frühere Scheu hinweg, das Risiko Aids ohne utopische Preisaufschläge versicherbar zu machen.

Der Verband, in dem die holländischen Versicherer zusammengeschlossen sind (wie hier zu Lande im GDV - Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) hat nun eine Empfehlung herausgegeben, Lebensversicherungspolicen „zu vernünftigen Preisen“ auch der HIV-Risiko-Gruppe zugänglich zu machen.

Beim hiesigen GDV wurde die Nachricht mit Zurückhaltung aufgenommen. Derzeit sei es nahezu undenkbar, dass der GDV demnächst eine ähnliche Empfehlung ausspreche. Man werde sich nicht einmischen, denn „hier geht es um die Kalkulation von Risiken, und das ist ureigenste Sache der Unternehmen“.

Beim Marktführer Allianz ist dazu zu hören, dass man die Vorgänge in den Niederlanden genauso aufmerksam verfolge wie die medizinischen Fortschritte in der HIV-Forschung. Auch in der Ergo-Gruppe, zu der die DKV sowie die Victoria und Hamburg-Mannheimer gehören, hatte man von der holländischen Initiative gehört.

Bis auf weiteres bleibt die ärztliche Diagnose „HIV positiv“ in Deutschland nahezu unversicherbar.

Die Mitgliedsunternehmen im Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) zeigen auf andere Weise Engagement. Der PKV-Verband gab jetzt bekannt, dass er die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) in ihrer Präventionsarbeit gegen eine Ausbreitung der HIV-Infektion mit jährlich 3,4 Millionen Euro unterstützen wird. Weitere 100.000 Euro stellen die privaten Krankenversicherer pro Jahr zur Förderung der Arbeit der Deutschen AIDS-Stiftung zur Verfügung. Sie erklären damit ihre Bereitschaft eines zielgerichteten Engagements in der Primärprävention und erkennen die politische Prioritätensetzung in diesem Bereich an, heißt es in einer Verbandserklärung. Auch wenn es sich bei Prävention um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handele, die steuerfinanziert sein sollte.

Eine Intensivierung der Aufklärungsarbeit über AIDS tut Not, betonen die PKV-Mitgliedsunternehmen: Für Deutschland ist zum ersten Mal ein Anstieg der HIV-Neuinfektionen festzustellen. Die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema AIDS sei erkennbar rückläufig.

„Die Ausbreitung der HIV-Infektion durch primärpräventive Maßnahmen einzudämmen, ist für die private Krankenversicherung Herausforderung und Auftrag zugleich. Um begrenzte finanzielle Ressourcen so effektiv und zielgerichtet wie möglich einzusetzen, haben wir uns bewusst für die Zusammenarbeit mit der BzgA entschieden. Sie ist eine international anerkannte, erfolgreich arbeitende Institution und verfügt – anders als die Stiftung – über langjährige Erfahrungen in der Präventionsarbeit“, erklärt dazu PKV-Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach. „Damit können wir – auch im Interesse unserer Versicherten und Beitragszahler – einen erfolgreichen Mitteleinsatz gewährleisten.

Autor(en): Marianne Storck

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