Trotz der Corona-Krise haben sich Unternehmen, die Mitglied im Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) sind, im aktuellen Geschäftsjahr überwiegend gut behauptet, wie aus einer Umfrage von 265 Mitgliedsunternehmen hervorgeht.
95 (im Vorjahr 94,5) Prozent geben an, dass sie ihre Geschäftslage in den ersten acht Monaten 2020 als "gut" oder "befriedigend beurteilen". 56 (53,9) beurteilen die Situation "gut" und 39 (40,6) Prozent mit "befriedigend". Grund dafür sind steigende Courtage-Einnahmen bei 61,4 (54,7) Prozent der teilnehmenden Unternehmen. Im Schnitt stiegen die Prämien um sieben Prozent. Steigende Prämien - durch einen harten Markt - sind für Firmenmakler, die überwiegende Courtagefinanzierung haben, somit positiv. In der Lebensversicherung ist die Situation aber schlechter als im Allgemeinen. Dort haben 40 (32,8) Prozent der Makler gesunkene Courtageeinnahmen in den ersten acht Monaten gemeldet. Bei 35 (37,5) Prozent sind die Courtageeinnahmen in der Lebenssparte konstant geblieben und nur bei elf (19,9) Prozent der Makler gestiegen. Mit 14 (9,8) Prozent haben auch mehr Teilnehmer zur Lebensversicherung keine Angaben mehr gemacht.
Firmen müssen für Versicherungsschutz tiefer in die Tasche greifen
Die Kehrseite der Medaille: Firmen müssen deutlich mehr für ihre Versicherung zahlen. Das zeigt eine Auswertung des Versicherungsmaklers Marsh für das dritte Quartal 2020. Für die gesamte Kompositversicherung verlangen die Versicherer mittlerweile für 2021 im Schnitt 20 Prozent mehr Prämie. Für die Schadenversicherung sind es 21 Prozent mehr und für die Financial Lines Sparten, die die Directors & Officers (D&O)- oder die Cyber-Versicherung enthält, sind es sogar 40 Prozent. Die Prämienmehrforderungen erhöhten sich damit in Financial Lines gegenüber dem zweiten Quartal 2020 um drei Prozentpunkte und in der Schadenversicherung um einen Prozentpunkt. Auch insgesamt beträgt die erneute Steigerung gegenüber dem zweiten Quartal einen Prozentpunkt.
Schlechte Aussichten
"Der Markt ist hart und wird es auch längerfristig bleiben", sagte Thomas Olaynig, Vorstand des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) und Geschäftsführer der Marsh GmbH, anlässlich der digitalen Jahrespressekonferenz. Preissteigerungen sind nach Einschätzung des BDVM-Präsidenten Thomas Haukje und Geschäftsführender Gesellschafter der Nordwest Assekuranzmakler GmbH & Co. KG noch ein geringeres Übel in der "schwierigsten Marktsituation seit 30 Jahren". Es gebe nämlich auch Reduzierung von Kapazitäten, Einstellung von Neugeschäft, komplette Geschäftsaufgabe, eine strenge Zeichnungspolitik und proaktive Insolvenz- sowie Cyber- und Pandemieausschlüsse. Der BDVM will für 2021 seinen Firmenkunden Alternativen zur Gestaltung ihres Versicherungsschutzes aufzeigen. Dabei soll das Risikomanagement eine größere Rolle spielen. "Doch dieses Investment muss sich über die Zeit für die Kunden auszahlen", forderte Haukje.
Kreditversicherungsschutzschirm wird verlängert
Entwarnung gibt der BDVM-Präsident für die Kreditversicherung. "Die Bundesregierung hat den festen Willen den so genannten Schutzschirm zu verlängern." Es fehle derzeit nur noch eine Freigabe durch die Europäische Union. Neue Betriebsschließungsversicherungen (BSV) würden nun Pandemien vollkommen ausschließen. "Auch der HDI hat derzeit die Zeichnung seiner neuen BSV-Police eingestellt", sagte Haukje. Das Unternehmen warte ab, wie sich regional die Corona-Infektionszahlen entwickeln würden. Die neue BSV-Versicherungsdeckung der HDI Versicherung AG sieht vor, dass Betriebsschließungen aufgrund einer Corona-Infektion versichert sind, wenn sie im Betrieb auftreten und aufgrund einer staatlichen Einzelverfügung ergehen.
Nachfrage nach neuen BSV-Corona-Schutz läuft leer
Laut BDVM würde der BSV-Schutz mit Corona-Einschluss von sehr vielen Unternehmen nachgefragt. Er sei aber bei keinem Versicherer am Markt mehr erhältlich. Die Interessenten kämen nicht nur aus der Hotel- und Nahrungsmittelbranche. "Auch Architekten sind mittlerweile an einer Corona-Deckung für ihren Betrieb interessiert, weil sie Angst haben, dass bei einer Mitarbeiterinfektion das Unternehmen aufgrund von Quarantänemaßnahmen komplett stillgelegt werden könnte", so Haukje.
Gemeinsam mit dem Gesamtverband der versicherungsnehmenden Wirtschaft e.V. (GVNW) hat der BDVM ein Modell für eine Pandemieversicherung für flächendeckende Ereignisse entwickelt. In einer so genannten Public-Private Partnership sollte nach Forderung des BDVM der Staat sich bei der Finanzierung einer solchen Pandemie-Abdeckung angemessen beteiligen. Die Pandemie-Absicherung sollte eine freiwillige Lösung sein und keinem Abschlusszwang unterliegen. "Es muss jedoch jedem Unternehmer klar sein, dass zur guten Unternehmensführung und zur Risikovorsorge eine Beschäftigung mit dem Abschluss einer solchen Pandemie-Absicherung selbstverständlich sein sollte", sagte Hans-Georg Jenssen Geschäftsführender Vorstand des BDVM.
Leistungen aus alten BSV-Policen einfordern
Im aktuellen Streit aus alten BSV-Policen schätzt der Jurist Jenssen, dass sich die Linie des Landgerichts München, bei dem die Versicherungskammer Bayern und die Haftpflichtkasse unterlagen, sowie des Landgerichts Hamburg (KG Hamburg, vom 4. November 2020, AZ.: 412 HKO 91/20), bei dem die Helvetia Versicherung verloren hat, durchsetzen wird. "Diese Urteile sind im Gegensatz zu Entscheidungen, die für die Assekuranz positiv ausgingen, umfangreich begründet", so Jenssen. Alle Kunden, die eine alte BSV-Policen haben und noch keine Ansprüche angemeldet oder einen Vergleich akzeptiert haben, sollten jetzt aktiv werden. "Dazu raten alle unsere Mitglieder ihren Kunden", sagte Jenssen.
Für die betriebliche Altersvorsorge (bAV) fordert der BDVM eine Wahlfreiheit beim Beitragserhalt für die Kunden. Die derzeitige Situation bedeute für Unternehmen und Kunden eine große Unsicherheit. So würden die Versicherer keinen vollen Beitragserhalt mehr bieten. Die Unternehmen müssten aber rechtlich dafür haften, dass bei Rentenstart mindestens die Beiträge zur Verfügung stehen würden.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek