Ein "sehr gutes Ergebnis in diesem schwierigen Umfeld", stellte Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der Hanse Merkur auf der Online-Bilanzpressekonferenz der Versicherungsgruppe in Hamburg vor. Das Unternehmen kann auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 zurückblicken und laviert bislang überraschend gut durch die Corona-Krise.
Die Brutto-Beitragseinnahmen sind im vergangenen Jahr um 11,7 Prozent (der Branchendurchschnitt liegt bei 6,7 Prozent) auf rund 2,3 Milliarden Euro gestiegen. Hierzu trugen besonders die Geschäftsfelder "Gesundheit & Pflege" mit plus sechs Prozent sowie "Risiko & Altersvorsorge" mit plus 66,2 Prozent bei. Der Bruttoüberschuss stieg um 4,4 Prozent und der Bestand an Kapitalanlagen (9.786,9 Milliarden Euro) nähert sich der Zehn-Milliarden-Euro-Schwelle. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen lag bei 4,0 Prozent (Branchendurchschnitt: 3,3 Prozent) und das Kapitalanlageergebnis liegt mit 383,3 Millionen Euro auf Rekordniveau (+ 29,3 Prozent). Über alle Sparten waren 10,8 Millionen Kunden bei der Hanse Merkur versichert, ein Zuwachs von 400.00 gegenüber 2018. Zum Vergleich: 1999 waren es 500.000 Versicherte.
Erstmals über 1,5 Millionen Versicherte in Kranken
Das Konzern-Eigenkapital erreichte einen neuen Höchststand und wuchs erstmals um über 100 Millionen Euro auf 689,4 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss nach Steuern beträgt 98,6 Millionen Euro.
In der Hauptsparte des Versicherers "Gesundheit & Pflege" wuchsen die Beitragseinnahmen um sechs Prozent auf 1.632,3 Millionen Euro. Die Hanse Merkur gewann über 7.700 Vollversicherte als Neukunden und über 14.300 Neukunden in den Zusatzversicherungen. Insgesamt zählt sie erstmals über 1,5 Millionen Krankenversicherte.
Kleine Altlasten
Im Geschäftsfeld "Risiko & Altersvorsorge" stiegen die Beitragseinnahmen um 66,2 Prozent auf 355 Millionen Euro. Dies ist in erster Linie auf Einmalbeiträge zurückzuführen, die mit 140,2 Millionen Euro zum Wachstum beitrugen. Die Eigenkapitalquote in der Lebensversicherung betrug 2019 4,2 Prozent, die Nettoverzinsung lag bei 4,1 Prozent und die laufende Durchschnittverzinsung bei 3,2 Prozent. "Unsere Altlast in Leben ist klein", erläuterte der Hanse Merkur-Chef. Man habe nur vier Prozent Altverträge mit vier Prozent Garantiezinsen im Bestand. In der Branche seien es durchschnittlich 20 Prozent.
Im Geschäftsfeld "Reise & Freizeit" sanken die Beiträge mit 223,5 Millionen Euro leicht um -0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Geschäftsfeld "Schaden und Unfall" wurden ein Prämienwachstum von 3,7 Prozent und eine Beitragseinnahme von 78,7 Millionen Euro erreicht. Im Geschäftsfeld "Asset Management" verwaltete die HM Trust AG ein Vermögen von 9,8 Milliarden Euro.
Schnell auf die Krise reagiert
Das laufende Jahr ist auch bei Hanse Merkur maßgeblich von der Corona-Krise geprägt worden. Schon im Januar habe man sich mit den Bedrohungen durch Covid-19 auseinandergesetzt, erläuterte Sautter und einen Krisenstab gebildet. So konnte man schnell auf die sich verschärfende Lage reagieren. Bis Mitte März 2020 habe man die Heimarbeitsplätze von rund 200 auf über 1.000 hochgefahren. Zwischenzeitlich arbeiteten bis zu 90 Prozent der Mitarbeiter aus dem Homeoffice heraus. "Wir sind bis jetzt gut durchgekommen, wohl wissend, dass noch viel kommen kann", erläuterte Sautter. Geholfen habe in der Krise, dass man seiner subjektiven Meinung nach den höchsten Automatisierungsgrad in der Branche habe.
Sowohl die freien Partner als auch die Ausschließlichkeitsermittler hätten in der Zeit des Lockdowns "ganz normal" weiterarbeiten können, erläutert Vertriebs-Vorstand Eric Bussert. Denn alle seien voll digitalisiert und könnten alle Schritte bis zum Abschluss digital durchführen.
Vertrieb macht super Job
Es überrascht nicht, dass der Umsatz im Geschäftsfeld "Reise & Freizeit" bis Mai 2020 einen Einbruch von 26,6 Millionen Euro (-24,4 Prozent) erlitt. Dieser konnte aber durch erfreuliche Ergebnisse in anderen Geschäftsfeldern kompensiert werden. Ein starkes Wachstum verzeichnete "Gesundheit und Pflege". Die Bruttobeiträge stiegen bei über 6.000 neuen Vollversicherten um 5,5 Prozent. Der Versicherer musste zur Behandlung von an Covid-19 erkrankten Versicherten bisher zusätzlich 1,1 Millionen Euro aufwenden.
Ein Beitragsplus von 155,1 Prozent verzeichnete das Geschäftsfeld "Risiko- und Altersvorsorge". Dies gelang vor allem durch eine Ausweitung des Geschäfts mit Einmalbeiträgen. Der Vertrieb von Sterbegeldpolicen stieg um 25,7 Prozent. "Der Vertrieb macht einen super Job", lobte Sautter.
Autor(en): Alexa Michopoulos