Elektroautos sind in der Unfallreparatur deutlich teurer als Verbrenner. Anderslautende Studie sind laut der Branchenlobby nicht haltbar. Anscheinend wird die Quarantäne von verunfallten E-Autos aber „willkürlich von interessierten“ Unternehmen verlängert.
Rund 10 bis 15 Prozent höhere Kosten entstehen bei der Reparatur von E-Fahrzeugen im Vergleich mit Verbrennerfahrzeugen. Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Prüforganisation Dekra von rund 200.000 Schadengutachten. Nun liegen neue Zahlen für 2023 vor. Demnach sind E-Fahrzeuge in der Reparatur durchschnittlich nur rund zehn Prozent teurer als gleichwertige Verbrenner. „Es geht also keineswegs um Unterschiede von 30 oder 40 Prozent, die auch immer wieder innerhalb unserer Branche angegeben werden“, heißt es bei der Dekra.
Unterschiedliche Methodik bei Dekra und GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gibt den Mehraufwand für die Reparatur von E-Fahrzeugen hingegen mit 20 bis 25 Prozent an. Auf Rückfrage erläuterte eine GDV-Sprecherin: „Die Unterschiede erklären sich aus der angewandten Methodik. Zum einen hat die Dekra alle Reparaturen betrachtet, wir nur Unfallreparaturen. Zum anderen hat die Dekra zwei Gruppen – Elektro und Verbrenner – gebildet und dabei auf das Alter der Fahrzeuge abgestellt, während wir 38 Modellpaare mit jeweils ähnlichen oder baugleichen Modellen gebildet haben.“
Jüngere Fahrzeuge sind wegen Assistenzsystem teurer
„Wir dürfen die Reparaturkosten der E-Fahrzeuge nur mit denen gleich alter Verbrenner vergleichen“, heißt es bei der Dekra. Die Prüforganisation betont, dass ein geringeres Fahrzeugalter auch bedeutet, dass die Reparaturkosten grundsätzlich steigen, denn in diesen Fahrzeugen seien viel mehr elektronische Fahrerassistenzsysteme mit Sensorik verbaut. Im Jahr 2023 analysierte die Dekra rund 83.800 Schadengutachten. Davon stammten 61.702 von Verbrennerfahrzeugen und 22.064 von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsarten. Scheinbar fällt das Hochvoltbauteil nicht so oft aus. Es musste lediglich in 975 Fahrzeugen erneuert werden.
Manche Sicherheitsmaßnahmen führen zum Totalschaden
Nach Erfahrung der Kfz-Versicherer gibt es aber immer wieder hohe Ausgaben für den Tausch von Antriebsbatterien, lange Standzeiten und schlechte Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten, die die Reparaturkosten von E-Autos nach oben treiben würden „Unfallschäden an einem Elektroauto kosten deutlich mehr als bei einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. „Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachter brauchen mehr Unterstützung beim Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos“, so Asmussen. „Nach Unfällen werden die Antriebsbatterien häufig komplett ausgetauscht.
Zudem werden die Autos sehr lange in Quarantäne gelagert oder sogar in Löschcontainern im Wasser versenkt, was zum Totalschaden führt“, sagt Asmussen. „Was wir stattdessen brauchen, sind präzise Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos und wirtschaftlich nachhaltige Anleitungen für die Reparatur oder den teilweisen Austausch beschädigter Batterien.“ Hohe Reparaturkosten könnten laut GDV die Akzeptanz der Elektroautos gefährden.
Abschleppunternehmen in der Kritik
Nach einem Bericht des Online-Dienstes „schaden.news“, würden Sicherheitsmaßnahmen für E-Fahrzeuge überzogen. Das behauptet zumindest das Kraftfahrzeugtechnische Institut (KTI). Verunfallte E-Fahrzeuge dürften nicht pauschal zum Risikofaktor erklärt werden und ohne technische Erforderlichkeit in Quarantäne gestellt sowie auf unbestimmte Zeit verwahrt werden. Das KTI kritisiert dabei bestimmte Abschleppunternehmen, die ohne technische Erforderlichkeit hohe Quarantänekosten bei den Kfz-Versicherern abrechnen würden.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek