"Wenn Sie die Stuttgarter Lebensversicherung a.G. im Jahr 2013 Ihren Kunden im Rahmen der Versichererauswahl aufgrund unserer Unternehmenskennzahlen empfehlen und Sie deshalb in Zukunft wegen einer falschen Versichererauswahl rechtskräftig zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt werden, stellt die Stuttgarter Lebensversicherung a. G. Sie von diesen Ersatzansprüchen frei." So lautet das Garantieversprechen, das die Stuttgarter Maklern bereits zum zweiten Mal nach 2011 macht.
Konzentration im Leben-Geschäft?
Herbert Fromme, Versicherungsfachjournalist und nach Einstellung der Financial Times Deutschland nun für Capital tätig, kommentiert dies mit "Eigentor". Denn die Garantieerklärung könne als Eingeständnis gewertet werden, dass die Stuttgarter gerade nicht empfehlenswert sei. Dies passe auch in die allgemeine Entwicklung, wonach das Lebensversicherungsgeschäft immer stärker zu den Großen der Branche wandere und kleinere Gesellschaften wie die Stuttgarter vor einer Konsolidierungswelle stehen. "Die Lage einiger Lebensversicherer ist schwierig, die der meisten anderen zumindest schwer zu beurteilen", so Fromme. Allein aus Haftungsgründen würden Makler zunehmend die großen, finanzstarken Lebensversicherer auswählen, obwohl die durchaus nicht die besten Produkte bieten.
Tatsächlich ist gar nicht so eindeutig, wer derzeit Gewinner und Verlierer im Lebensversicherungsmarkt ist. Die Allianz ist zwar laut Map-Report mit knapp 18 Prozent Anteil an den Beitragseinnahmen 2011 einsamer Marktführer, mit weitem Abstand gefolgt von der R+V (5,5 Prozent) und AachenMünchener (5,4 Prozent).
Steuergesetze verändern Produktmix
Aufschlussreich ist aber die Differenzierung nach Produktkategorien. Die Allianz ist führend in der Kapitallebensversicherung mit 12,4 Prozent Marktanteil. Dieses Produkt ist aber seit dem Alterseinkünftegesetz 2005 stark auf dem Rückzug, im Neugeschäft kommt es kaum noch vor, insbesondere nicht im Maklervertrieb. Zweitgrößter Kapitallebensversicherer ist übrigens die Debeka mit 8,9 Prozent Marktanteil, gefolgt von Generali (4,8 Prozent), R+V (4,3 Prozent) und Ergo (4,2 Prozent).
Im jüngsten Map-Fax wird weiter aufgeschlüsselt, dass die Allianz auch in der Rentenversicherung mit 19,4 Prozent Marktanteil führt. Diese Produktkategorie ist zwar der große Gewinner des Alterseinkünftegesetzes gewesen und hat den Anteil im Neugeschäft kräftig ausgebaut. Gleichzeitig steht diese Produktkategorie in den geförderten Varianten Riesterrente und Basisrente sowie generell wegen seiner Sterbetafeln und Gewinnverteilungen massiv unter öffentlicher Kritik. Und ob die Versicherer angesichts der Niedrigzinssituation und der neuen Eigenkapitalvorgaben Solvency II mit diesem Geschäft glücklich werden, bleibt abzuwarten. Insbesondere die wachsenden Rechtsrisiken durch eine Rechtsprechung, die nachträglich empfindlich in das Geschäftsmodell langlaufender Versicherungen eingreift und zum Beispiel die Zuordnung von fiktiven stillen Reserven zu bestimmten Kundengruppen ändert, lassen Aussagen über die langfristige finanzielle Stabilität von Versicherern eher als Vermutungen, wenn nicht sogar als Wetten erscheinen.
Schließlich brilliert die Allianz noch bei Kollektivversicherungen. Mit 27,4 Prozent räumt sie hier den Markt ab, was aber sicher mit dem größenbedingten Zugang zu bedeutenden Versorgungswerken zusammenhängt. Ebenfalls erfolgreich sind hier R+V (7,4 Prozent), Ergo (7,3 Prozent), Generali (6,3 Prozent) und Alte Leipziger (5,2 Prozent). Das Kollektivgeschäft darf jedoch auch als volatil angesehen werden. Hier drohen ebenfalls Rechtsrisiken sowie politische Risiken verschiedener Art.
Andere Rangfolgen bei Fondsleben und Risikoleben
Dagegen ergibt sich eine gänzlich andere Rangfolge bei Fondslebensversicherungen. Marktführer ist hier die AachenMünchener mit 19 Prozent, deren exklusiver Vertriebsarm DVAG offenkundig erfolgreich in dieses Geschäft gelenkt wird. Die Zurich Deutscher Herold beweist mit 14 Prozent Marktanteil ebenfalls, dass sich Ausschließlichkeits-, Bank- und Maklervertriebe in alternative Produktkategorien steuern lassen, wenn es beim Vertrieb konventioneller Produkte aufgrund der Zinssituation eng wird. Es folgen HDI-Gerling mit 8,5 Prozent, Nürnberger mit 5,8 Prozent und eine im Gesamtmarkt sehr kleine Gesellschaft wie die Heidelberger, die bei der Fondsleben mit 5,6 Prozent Marktanteil dabei ist. Die Allianz taucht hier erst auf Rang sieben auf.
Auch in der Risikolebensversicherung ergeben sich ganz neue Konstellationen. Marktführer bei diesem wenig erklärungs- und beratungsbedürftigen Produkt ist der Direktversicherer Cosmos mit 17,4 Prozent. Auf den Rängen folgen weitere Direktversicherer wie Hannoversche (7,0 Prozent), Dialog (5,4 Prozent) und Europa (5,2 Prozent). Dazwischen liegt die R+V mit 6,1 Prozent.
Hilft die Garantie?
Als Rückzugsgefecht aus dem Markt ausscheidender Gesellschaften erscheinen deshalb Werbeaussagen wie diejenige der Stuttgarter nicht unbedingt. Dagegen darf der Begriff Marketinggag durchaus fallen. Denn die Bedingungen für die Garantieerklärung sind sehr lesenswert.
Insbesondere wird von der Garantie ausschließlich die Versichererauswahl und nicht etwa "die zuvor notwendige Bedarfsanalyse, die ordnungsgemäße Beratung des Kunden sowie sonstige Beraterpflichten" erfasst. Die Hauptursache für Schadenersatzansprüche dürfte aber gerade in einer fehlerhaften Auswahl und Gestaltung des Produkts und damit Anpassung auf eine bestimmte Bedarfssituation des Kunden bestehen. Unter "ordnungsgemäßer Beratung" und "Beraterpflichten" sind durchaus weitgehende Anforderungen zu verstehen, die letztlich auch die Auswahl des Versicherers determinieren.
Umfasst von der Garantie wird die Auswahl des Versicherers aufgrund veröffentlichter Unternehmenskennzahlen und Ratings, die zudem zu dokumentieren sind. Die verschiedenen dazu genannten Kennzahlen und Ratings lassen sich im Streitfall sicher leicht als anderen Gesellschaften überlegen darstellen, mindestens in ihrer Kombination. Die Garantie zeugt von gesundem Selbstbewusstsein der Stuttgarter, hilft aber demjenigen Makler wenig, der sich auf sie verlässt und keine höchste Sorgfalt in der Beratung walten lässt.
Konzentration im Leben-Geschäft?
Herbert Fromme, Versicherungsfachjournalist und nach Einstellung der Financial Times Deutschland nun für Capital tätig, kommentiert dies mit "Eigentor". Denn die Garantieerklärung könne als Eingeständnis gewertet werden, dass die Stuttgarter gerade nicht empfehlenswert sei. Dies passe auch in die allgemeine Entwicklung, wonach das Lebensversicherungsgeschäft immer stärker zu den Großen der Branche wandere und kleinere Gesellschaften wie die Stuttgarter vor einer Konsolidierungswelle stehen. "Die Lage einiger Lebensversicherer ist schwierig, die der meisten anderen zumindest schwer zu beurteilen", so Fromme. Allein aus Haftungsgründen würden Makler zunehmend die großen, finanzstarken Lebensversicherer auswählen, obwohl die durchaus nicht die besten Produkte bieten.
Tatsächlich ist gar nicht so eindeutig, wer derzeit Gewinner und Verlierer im Lebensversicherungsmarkt ist. Die Allianz ist zwar laut Map-Report mit knapp 18 Prozent Anteil an den Beitragseinnahmen 2011 einsamer Marktführer, mit weitem Abstand gefolgt von der R+V (5,5 Prozent) und AachenMünchener (5,4 Prozent).
Steuergesetze verändern Produktmix
Aufschlussreich ist aber die Differenzierung nach Produktkategorien. Die Allianz ist führend in der Kapitallebensversicherung mit 12,4 Prozent Marktanteil. Dieses Produkt ist aber seit dem Alterseinkünftegesetz 2005 stark auf dem Rückzug, im Neugeschäft kommt es kaum noch vor, insbesondere nicht im Maklervertrieb. Zweitgrößter Kapitallebensversicherer ist übrigens die Debeka mit 8,9 Prozent Marktanteil, gefolgt von Generali (4,8 Prozent), R+V (4,3 Prozent) und Ergo (4,2 Prozent).
Im jüngsten Map-Fax wird weiter aufgeschlüsselt, dass die Allianz auch in der Rentenversicherung mit 19,4 Prozent Marktanteil führt. Diese Produktkategorie ist zwar der große Gewinner des Alterseinkünftegesetzes gewesen und hat den Anteil im Neugeschäft kräftig ausgebaut. Gleichzeitig steht diese Produktkategorie in den geförderten Varianten Riesterrente und Basisrente sowie generell wegen seiner Sterbetafeln und Gewinnverteilungen massiv unter öffentlicher Kritik. Und ob die Versicherer angesichts der Niedrigzinssituation und der neuen Eigenkapitalvorgaben Solvency II mit diesem Geschäft glücklich werden, bleibt abzuwarten. Insbesondere die wachsenden Rechtsrisiken durch eine Rechtsprechung, die nachträglich empfindlich in das Geschäftsmodell langlaufender Versicherungen eingreift und zum Beispiel die Zuordnung von fiktiven stillen Reserven zu bestimmten Kundengruppen ändert, lassen Aussagen über die langfristige finanzielle Stabilität von Versicherern eher als Vermutungen, wenn nicht sogar als Wetten erscheinen.
Schließlich brilliert die Allianz noch bei Kollektivversicherungen. Mit 27,4 Prozent räumt sie hier den Markt ab, was aber sicher mit dem größenbedingten Zugang zu bedeutenden Versorgungswerken zusammenhängt. Ebenfalls erfolgreich sind hier R+V (7,4 Prozent), Ergo (7,3 Prozent), Generali (6,3 Prozent) und Alte Leipziger (5,2 Prozent). Das Kollektivgeschäft darf jedoch auch als volatil angesehen werden. Hier drohen ebenfalls Rechtsrisiken sowie politische Risiken verschiedener Art.
Andere Rangfolgen bei Fondsleben und Risikoleben
Dagegen ergibt sich eine gänzlich andere Rangfolge bei Fondslebensversicherungen. Marktführer ist hier die AachenMünchener mit 19 Prozent, deren exklusiver Vertriebsarm DVAG offenkundig erfolgreich in dieses Geschäft gelenkt wird. Die Zurich Deutscher Herold beweist mit 14 Prozent Marktanteil ebenfalls, dass sich Ausschließlichkeits-, Bank- und Maklervertriebe in alternative Produktkategorien steuern lassen, wenn es beim Vertrieb konventioneller Produkte aufgrund der Zinssituation eng wird. Es folgen HDI-Gerling mit 8,5 Prozent, Nürnberger mit 5,8 Prozent und eine im Gesamtmarkt sehr kleine Gesellschaft wie die Heidelberger, die bei der Fondsleben mit 5,6 Prozent Marktanteil dabei ist. Die Allianz taucht hier erst auf Rang sieben auf.
Auch in der Risikolebensversicherung ergeben sich ganz neue Konstellationen. Marktführer bei diesem wenig erklärungs- und beratungsbedürftigen Produkt ist der Direktversicherer Cosmos mit 17,4 Prozent. Auf den Rängen folgen weitere Direktversicherer wie Hannoversche (7,0 Prozent), Dialog (5,4 Prozent) und Europa (5,2 Prozent). Dazwischen liegt die R+V mit 6,1 Prozent.
Hilft die Garantie?
Als Rückzugsgefecht aus dem Markt ausscheidender Gesellschaften erscheinen deshalb Werbeaussagen wie diejenige der Stuttgarter nicht unbedingt. Dagegen darf der Begriff Marketinggag durchaus fallen. Denn die Bedingungen für die Garantieerklärung sind sehr lesenswert.
Insbesondere wird von der Garantie ausschließlich die Versichererauswahl und nicht etwa "die zuvor notwendige Bedarfsanalyse, die ordnungsgemäße Beratung des Kunden sowie sonstige Beraterpflichten" erfasst. Die Hauptursache für Schadenersatzansprüche dürfte aber gerade in einer fehlerhaften Auswahl und Gestaltung des Produkts und damit Anpassung auf eine bestimmte Bedarfssituation des Kunden bestehen. Unter "ordnungsgemäßer Beratung" und "Beraterpflichten" sind durchaus weitgehende Anforderungen zu verstehen, die letztlich auch die Auswahl des Versicherers determinieren.
Umfasst von der Garantie wird die Auswahl des Versicherers aufgrund veröffentlichter Unternehmenskennzahlen und Ratings, die zudem zu dokumentieren sind. Die verschiedenen dazu genannten Kennzahlen und Ratings lassen sich im Streitfall sicher leicht als anderen Gesellschaften überlegen darstellen, mindestens in ihrer Kombination. Die Garantie zeugt von gesundem Selbstbewusstsein der Stuttgarter, hilft aber demjenigen Makler wenig, der sich auf sie verlässt und keine höchste Sorgfalt in der Beratung walten lässt.
Autor(en): Matthias Beenken