Gute Chancen für höhere Überschussbeteiligung

Mehr Spielraum für eine höhere Verzinsung in der Lebensversicherung prognostiziert Bernhard Schareck, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Die Überschussbeteiligungen werden demnach bei den meisten LV-Gesellschaften nicht sinken, sondern "eher steigen". Schareck: "Immer mehr Versicherer werden in der Lage sein, ihren Kunden deutlich mehr als den Garantiezins von derzeit 2,75 Prozent zu zahlen."

Eine Schippe drauflegen
Auch Manfred Poweleit, Versicherungsexperte und Herausgeber des Brancheninformationsdienstes map-report, ist fest davon überzeugt, dass schon bald "die ersten Gesellschaften wieder eine Schippe drauf legen". Poweleit sieht eine Trendwende auf dem Markt der Lebensversicherer. Er räumte jedoch ein, dass längst nicht alle LV-Unternehmen die neuen Geschäftserfolge in ihre Überschussbeteiligungs-Quote packen werden: "Die Masse wird sich erst einmal nicht bewegen, einzelne könnten sogar noch weitere Abschläge vornehmen."

Nach früheren Höheflügen in der Verzinsung der Lebensversicherung bis über acht Prozent (Debeka) war sie auf derzeit im Durchschnitt der LV-Branche auf 4,4 Prozent abgerutscht.

Keine weiteren Schieflagen
Schareck, der auch Chef der zur Münchner Rück Gruppe gehörenden Karlsruher Versicherung ist, bestätigte inzwischen, dass die Versicherungsbranche die durch die Börsenschwäche in den vergangenen Jahren ausgelöste Krise weitgehend überwunden habe. "Ich erwarte keine weiteren Schieflagen", sagte er mit Blick auf Arbeit der Protektor AG, die im letzten Jahr als Auffanggesellschaft für die in Finanznot geratene Mannheimer Lebensversicherung ihren Geschäftsbetrieb aufgenommen hatte.

Entgegen zahlreicher Spekulationen zu Aufkäufen und Übernahmen sieht Schareck in der Branche nicht einmal Hinweise auf größere Fusionen; vielmehr könnte es verstärkt zu wichtigen Kooperationen zwischen den einzelnen Versicherungsgesellschaften kommen.

Wachstum in abgeschwächter Form
Trotz des härteren Wettbewerbs sowie den Nackenschlägen durch den Wegfall des Steuerprivilegs bei Lebensversicherungen und den Unsicherheiten durch die Reformbemühungen im Gesundheitswesen werde die Branche weiter – aber schwächer als bisher - wachsen: "Wir sollten schon ein Plus von mehr als drei Prozent schaffen." Allerdings sei die Prognose schwierig, da die Nachfrage zum Jahresende schwer abschätzbar sei. Die circa 450 GDV-Mitgliedsunternehmen hatten im Geschäftsjahr 2003 einen Zuwachs bei den Beitragseinnahmen um 4,7 Prozent auf 148,2 Milliarden Euro verzeichnet.

Baldige Bekanntgabe?
Unterdessen wird zum Thema Überschussbeteiligung beim GDV nichts Weiteres kommentiert. Dagegen wurde in Versicherungskreisen bekannt, dass sich die LV-Branche von einer frühzeitigen Bekanntgabe steigender Überschussbeteiligungen weitere Pluspunkte für das Jahresendgeschäft erhoffen. In der Regel geben die Versicherer die Prozentsätze der Überschussbeteiligung für das kommende Jahr erst nach ihren Finanz-Aufsichtsratssitzungen Ende November/Anfang Dezember bekannt.

Angesprochen auf Probleme in der Lebensversicherungswirtschaft wegen der Diskussionen um Steuern und Auswirkungen der Hartz-IV-Reform erklärte der GDV-Präsident: "Auch wir bei der Karlsruher spüren Unsicherheit bei den Vermittlern und Kunden. Von einer Stornowelle wegen Hartz IV kann aber keine Rede sein." Allerdings werde das Geschäft härter. "Wir haben dennoch gute Absatzchancen", setze er nach, weil "die Eigenvorsorge steuerlich weiter gefördert bleibt, auch Rentenversicherungen sind unverändert attraktiv".

Anforderungen steigen
Schareck wies darauf hin, dass allerdings die Anforderungen an die Beratungsleistungen der Vermittler stark zunehmen werden. Die Dokumentationspflicht der Makler und Berater, die mit der EU-Vermittlerrichtlinie als nationales Recht ab Januar 2005 ins Hause stünde, werde Drückerkolonnen und dem sogenannten Druckverkauf alle Chancen nehmen. Schareck: "Der Trend geht eindeutig zu mehr Beratung."

Autor(en): Marianne Storck

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