28 Prozent der neugeborenen Mädchen und sieben Prozent der Jungen werden mindestens 100 Jahre alt – sofern der Trend der letzten Jahrzehnte anhält. Die durchschnittliche Lebenserwartung für neugeborene Mädchen liegt bei 92,8 Jahren. Neugeborene Jungen können im Schnitt 87,8 Jahre erwarten. Das zeigen jedenfalls neue Berechnungen des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR), die auf Grundlage von Prognosen der Vereinten Nationen für die Initiative „7 Jahre länger“ erstellt wurden.
Demnach können auch die meisten Älteren darauf hoffen, mindestens 80 Jahre alt zu werden. Eine heute 50-jährige Frau würde zum Beispiel durchschnittlich 88,2 Jahre alt – und kann mit einer Wahrscheinlichkeit von 13 Prozent ihren 100. Geburtstag erleben. Ein gleichaltriger Mann hat eine Lebenserwartung von 83,4 Jahren – allerdings nur geringe Chancen (zwei Prozent), 100 Jahre alt zu werden.
Auf den Berechnungen des MPIDR auf Grundlage von Prognosen der Vereinten Nationen basiert auch der neue Altersrechner der Initiative „7 Jahre länger“. Das Online-Tool ermittelt für jeden Jahrgang die durchschnittliche Lebenserwartung und errechnet zugleich die Wahrscheinlichkeit, ein überdurchschnittliches Alter zu erreichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Menschen wahrscheinlich länger leben, als es die bekanntesten Zahlen zur Lebenserwartung nahelegen.
Sterblichkeitsentwicklung in Zukunft weiter fortsetzen
„Oft ist zu hören, die Lebenserwartung von neugeborenen Jungen läge bei rund 78 Jahren, bei Mädchen wären es 83 Jahre“, so Sebastian Klüsener, verantwortlicher Wissenschaftler am MPIDR. Diese Zahlen entsprechen aber nur dem aktuell durchschnittlichen Sterbealter, das vom Statistischen Bundesamt ermittelt wird. Die Behörde weist selbst darauf hin, dass es sich dabei um eine reine Momentaufnahme handelt, die den Einfluss künftiger technischer oder medizinischer Fortschritte auf die Lebenserwartung außer Acht lässt. „Die Vereinten Nationen und die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich die positiven Tendenzen bei der Sterblichkeitsentwicklung auch in der Zukunft weiter fortsetzen werden“, so Klüsener. „Wenn sich das bestätigt, können viele Menschen mit deutlich mehr Lebenszeit rechnen.“
Professor Eckart Bomsdorf vom Institut für Ökonometrie und Statistik an der Universität zu Köln weist auch darauf hin, dass die künftige Lebenserwartung oft erheblich unterschätzt werde. Rein intuitiv setzten viele Menschen die eigene Lebenserwartung zu niedrig an, weil sie die Lebenszeit ihrer Eltern oder Großeltern zum Vergleich heranzögen und dabei die Zunahme der Lebenserwartung von Generation zu Generation ausblendeten.
30 Jahre zusätzlich
Seit dem 19. Jahrhundert ist die Lebenserwartung in den meisten Ländern der Welt kontinuierlich gestiegen. Lag sie bei Menschen, die im Jahr 1900 etwa in Frankreich geboren wurden, noch bei rund 45 Jahren, werden im Jahr 2000 geborene Kinder ein durchschnittliches Alter von mehr als 75 Jahren erreichen.
Quellen: GDV, MPIDR, n-tv.de , abe/epd
Autor(en): Meris Neininger