Geteilte E-Scooter können nachhaltig sein

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Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat sich in einer Studie im Auftrag des US-amerikanischen Fahrrad- und Rollervermieters Lime mit der Frage beschäftigt, ob geteilte E-Scooter und E-Bikes helfen können, die Emissionen städtischer Verkehrssysteme zu verringern. Ja, können sie, lautet ein erstes Fazit.

E-Scooter und E-Bikes wurden schon früh als klima- und umweltfreundliche Alternative zum Auto im City-Bereich propagiert. Doch die Ansichten, ob und inwieweit geteilte E-Scooter und -Bikes tatsächlich zur Reduktion von CO2-Emissionen beitragen können, waren und sind geteilt. So kam das Umweltbundesamt (UBA) 2021 zu dem Fazit, dass die seit Juni 2019 in Deutschland für den Straßenverkehr zugelassenen und inzwischen vor allem in vielen Stadtzentren zahlreich anzutreffenden E-Scooter als Leihfahrzeug in Innenstädten, wo ÖPNV-Netze gut ausgebaut und die kurzen Wege gut per Fuß und Fahrrad zurückzulegen sind, eher Nachteile für die Umwelt bringen würden. Zudem drohten sie als zusätzliche Nutzer der bereits unzureichend ausgebauten Infrastruktur das Zufußgehen und Fahrradfahren unattraktiver zu machen, warnte das UBA.

E-Scootern sind laut UBA deutlich umweltschädlichere Variante

Die Bundesbehörde bewertete E-Scooter zwar in der Ökobilanz deutlich besser als das Auto. Aber im Vergleich mit dem bewährten Fahrrad, mit dem Strecken ebenso schnell zu bewältigen seien und Gepäck sich besser transportieren lasse, handele es sich bei E-Scootern um die deutlich umweltschädlichere Variante und daher keine gute Alternative, befand das UBA.

Die Untersuchung des ISI kommt nun aber zu einem anderen Schluss und zwar, dass geteilte E-Scooter und E-Bikes der neuesten Generation helfen können, den Netto-Treibhausgasausstoß in Städten zu verringern. Der Nettoeffekt wird dabei definiert durch die Differenz zwischen den Emissionen pro Personenkilometer (pkm) des geteilten Mikromobilitätsmodus und denen jener Verkehrsmittel, die die Menschen genutzt hätten, wenn geteilte E-Scooter und -Bikes nicht zur Verfügung gestanden hätten.

Netto-Emissionsreduzierung kann durchaus substanziell sein

Wie groß die Emissionseinsparungen ausfallen, hängt laut der ISI-Studie maßgeblich davon ab, von welchen anderen Verkehrsmitteln die E-Scooter-Nutzer umsteigen. Beim Vergleich der jeweils durch Mikromobilität ersetzten Verkehrsmittel stellten die Wissenschaftler die größten Unterschiede bei den Netto-Emissionen beim Umstieg von Taxi- und von Ridehailing-Diensten wie Uber sowie von privaten Verbrenner-Pkw fest. Wenn Menschen statt dieser stark emittierenden Verkehrsmittel gemeinschaftliche Mikromobilitätsdienste nutzten, sei die Netto-Emissionsreduzierung durchaus substanziell, berichten die ISI-Forscher.

Andererseits können demnach geteilte Mikromobilitätssysteme auch zu einem Anstieg der Emissionen führen, wenn etwa die Nutzung privater E-Bikes oder Fußwege durch geteilte E-Scooter beziehungsweise -Bikes ersetzt werden. Oder wenn eine Fahrt, die vorher gar nicht stattgefunden hätte, nun mit einem geteilten E-Scooter beziehungsweise -Bike unternommen wird. Diese Effekte halten die ISI-Forscher jedoch für nicht relevant: Unterm Strich seien die Zuwächse deutlich geringer als die Einsparungen, sodass die Bilanz positiv ausfalle, heißt es.

Bessere Verknüpfung von Mikromobilität und öffentlichem Verkehr anpeilen

Um die Nachhaltigkeitsvorteile der geteilten Mikromobilität weiter zu steigern, hat Claus Doll, Mobilitätsexperte des Fraunhofer ISI und Mitautor der Studie, Empfehlungen für Industrie, Mikromobilitätsanbieter und Stadtplaner, zusammengestellt. Demnach sollte einerseits die Industrie die Lebensdauer der Fahrzeuge weiter verlängern, die Dekarbonisierung der Produktion durch Beiträge zur Kreislaufwirtschaft fortsetzen und durch Partnerschaften eine Verlagerung von Taxi, Ridehailing und eigenem Auto, zu emissionsärmeren Verkehrsmitteln bewirken. „Auf der anderen Seite sollten Anbieter und Stadtplaner gemeinsam auf eine bessere Verknüpfung von Mikromobilität und öffentlichem Verkehr hinarbeiten, indem sie beispielsweise Mobilitätsknotenpunkte und verlässliche intermodale Reiseplanungstools für nahtloses Umsteigen einrichten“, rät der Fraunhofer-Experte.

Weitere Informationen zu dem Thema und der ISI-Untersuchung finden Sie hier.

Quelle: Goslar Institut

 

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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