Bei den Garantieverpflichtungen der Lebensversicherungen im Markt gibt es große Unterschiede, wie eine Studie zeigt. Vermittler sollten dies bei der Beratung berücksichtigen. Denn je höher die Verpflichtung, desto mehr Reserven muss der Lebensversicherer in der Regel bilden.
Seit 2009 hat die Branche ihre Garantieverpflichtungen immer stärker zurückgefahren. Junge Policen mit einem geringeren Höchstrechnungszins und neue Klassik mit stark eingeschränkten Garantien sind der Grund. So lag 2009 die durchschnittliche Belastung laut Assekurata noch bei 3,36 Prozent, während sie im Vorjahr nur noch 2,77 Prozent ausmachte.
Über Marktschnitt
Diesen Mittelwert überschreiten nach der "Assekurata-Marktstudie 2018: Überschussbeteiligungen und Garantien" 25 Lebensversicherer, die sich freiwillig an der Untersuchung beteiligt haben. Tatsächlich könnten es auch mehr Unternehmen sein. Denn 23 allgemeine Lebensversicherer und Fondspolicen-Anbieter haben nicht mitgemacht. Darunter viele Versicherer, die im Run-Off sind. So haben sich beispielsweise die Bayerische Beamten Leben, die Ergo Leben, die Victoria oder die WWK nicht beteiligt.
Wie gut man anscheinend durch eine solche Maßnahme dasteht, zeigt die Bayerische Beamten Versicherung. Seit 2010 wurde das gesamte Neugeschäft im Bereich Leben auf die Neue Bayerische Beamten Lebensversicherung AG konzentriert. Daher ist es kein Wunder, das ihre Garantiezinsverpflichtung im vergangen Jahr nur bei 1,84 Prozent liegt und damit weit unter dem Marktschnitt. So "gut" liegen ansonsten nur Unternehmen, die überwiegend Risikoversicherungen verkauft haben. Anbieter, die lange Zeit oder immer noch auf klassische Policen setzen, müssen daher weiter mit hohen Garantiezinsverpflichtungen kämpfen. Schnell können sie diese anscheinend auch nicht abbauen, wie der Vergleich zu 2016 zeigt. Weit oder deutlich über dem Marktdurchschnitt liegen derzeit etwa Familienfürsorge, Iduna, HDI Leben, Hannoversche, Axa Leben oder Huk-Coburg.
Neue Policen helfen
Demgegenüber liegt Marktführer Allianz mittlerweile mit einer Verpflichtung von 2,68 Prozent schon gut im Rennen. Das Unternehmen verkauft bekanntlich relativ erfolgreich Neue Klassik, zu der die Ratingagentur Assekurata auch Index-Policen zählt.
Gespalten ist der Markt für die Versicherer aus dem Sparkassen-Lager. Während die Sparkassen Versicherung Sachsen, die Öffentliche Berlin-Brandenburg, die ÖSA, die Öffentliche Braunschweig, die Bayern-Versicherung und die SV Lebensversicherung besser als der Markt dastehen, liegen die SV Lebensversicherung, die Provinzial Rheinland, die Öffentliche Oldenburg und die Provinzial Hannover schlechter.
Bafin hat Versicherer im Auge
Ob eine sehr hohe Garantieverpflichtung einer Lebensversicherung schon ein Indiz für Probleme ist und eine tendenzielle Manndeckung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) auslöst, wollte die Ratingagentur nicht bestätigen. Laut Bafin-Präsident Felix Hufeld werden Unternehmen dann in Manndeckung genommen, wenn ihre Leistungsfähigkeit auf mittlere Sicht Fragen aufwirft.
"Wir werden sie beispielsweise fragen, wie sie ohne Übergangsmaßnahmen, die ihnen irgendwann nicht mehr helfen werden, für eine ausreichende Kapitalbasis sorgen wollen", sagte Hufeld im Januar 2018 vor der Presse. "Wir verfolgen genau, was die Versicherer tun und wie das, was sie tun, wirkt. Und wenn wir es für notwendig halten, greifen wir ein." So sei die Zinszusatzreserve zwar ein mächtiges Instrument, aber kein Allheilmittel. Daher sei der Lebensversicherer selbst gefordert, frühzeitig alles zu unternehmen, was erforderlich ist, um die ausgesprochenen Garantien erfüllen zu können.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek