Reden sie miteinander oder nicht? Es geht um die deutschen Töchter der Schweizer Bâloise und die Signal Iduna, die sich ab April als Konkurrenten in einer Wohngemeinschaft das bisherige Deutscher-Ring-Hauptverwaltungsgebäude in Hamburg teilen könnten. Der Grund: Der Krankenversicherer des Deutschen Rings schließt sich mit der Signal Iduna zu einem Gleichordnungskonzern zusammen.
Der Lebens- und Sachversicherer der Marke Deutscher Ring bleibt unter dem Konzerndach der Schweizer Muttergesellschaft Bâloise. Die gewachsenen Strukturen "made by deutscher Ring" gilt es nun zu entflechten, was nicht gerade geräuschlos vor sich geht. In einem Pressegespräch am Mittwoch sollte es Klärung geben.
Aktion vom Betriebsrat
Hoch her ging es deshalb heute in der ehemaligen Versicherungshochburg Hamburg. Während Deutscher-Ring-Betriebsräte schon in der Nacht zum Mittwoch aus der Fensterfront des Deutscher-Ring-Hauptverswaltungsgebäudes das "größte Protestmahnmal gegen Arbeitsplatzabbau" mit 300 Lichtern installiert hatten, wurde die Presse in den Mittagsstunden zum Gespräch geladen. "Die Basler Versicherungen und Deutscher Ring Leben und Sach legen ihre gemeinsame Strategie vor", hieß es.
Das Deutscher-Ring-Haus in Hamburg werde künftig nur noch Dienstsitz für den Vorstand, der für das Lebensversicherungsgeschäft und die Kapitalanlagen verantwortlich ist, lautete eine Bekanntgabe. Der Weg der Strategie werde zum Ziel. Welche Mitarbeiter künftig bei welcher der drei Assekuranz-Gesellschaften mit dem Oberbegriff Deutscher Ring zu welchen Vertragsbedingungen arbeiten, wurde nicht deutlich erklärt. Die offizielle Aussage: "Es müssen neue Spielregeln her."
Erwartungen enttäuscht
Die Erwartungshaltung war groß, zumal sich die Nachrichten seit den öffentlichen Querelen zwischen den zur Bâloise -Gruppe gehörenden Basler Versicherungen sowie dem Lebens- und Sach-Versicherer des Deutschen Rings und dem Deutscher Ring Krankenversicherungsverein auf Gegenseitigkeit überschlagen. Die gewünschten Klarstellungen blieb der Vorstand vor allem in Bezug auf den Verhandlungsstand mit der Signal Iduna schuldig.
"Die Situation ist auf Konfrontation gebürstet", sagte ein Journalist. Presseleute bevölkerten das Deutscher-Ring-Haus, auch Kommunikationsfachleute der Basler sowie eine externe Pressesprecherin einer Agentur trafen zur Moderation der offiziellen Pressekonferenz ein. Doch die eigentliche und bisher nach Außen immer noch offizielle Pressestelle des Deutschen Rings war nicht zugegen. Es habe zwar kein Verbot für die Teilnahme an dem Gespräch mit Journalisten gegeben, aber eben auch keine offizielle Information oder Aufforderung zur Pressekonferenz.
Vage Strategiebekundung statt neuer Fakten
"Heute haben wir die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunftsstrategie geschaffen", betonte dann Frank Grund, seit 26. November 2008 gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von Deutscher Ring Sach und Leben sowie Basler Versicherungen, immer wieder vor den Journalisten. Er war gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Alexander Tourneau und dem Vorstandsmitglied Christoph Wetzel angetreten, die Strategie der Gruppe und des Schweizer Mutterkonzerns Baloîse für Deutschland vorzustellen. Die Journalisten reagierten am Ende zum Teil genervt, weil sie trotz der Ankündigung keine konkreten neuen Fakten erfuhren.
So sagte der Chef von Basler und Deutscher Ring Leben und Sach, dass man den Vertrieb erheblich stärken und gleichzeitig seine Effizienz und Flexibilität erhöhen wolle – mit dem Ziel, in den nächsten Jahren schneller als der Markt zu wachsen. Diese Aussage war der Öffentlichkeit aber bereits früher bekannt gemacht worden. Jetzt könne man auf Ergebnisse einer eingehenden Bestandsaufnahme der letzten drei Monate verweisen, sagte Grund: "Die Deutschlandstrategie fügt sich in die Konzernstrategie der Schweizer Muttergesellschaft ein, der zufolge die Bâloise bis zum Jahr 2012 zu einem der ertrags- und wachstumsstärksten Versicherer in Europa werden will."
230 Jobs sollen wegfallen
Jetzt habe man auch in Deutschland die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen. Gemeinsam rangieren Basler und Deutscher Ring Gesellschaften als Gruppe hierzulande auf Platz 29 unter den Assekuranzen. Das ehrgeizige Bâloise -Ziel laute, unter die Top-Ten zu kommen. Ein Knackpunkt, was aus den Doppelarbeitsverträgen von rund zwei Dritteln aller 1.400 Mitarbeiter der bisherigen Deutscher-Ring-Mitarbeiter werde, konnte nicht überzeugend erklärt werden. Man sei in Gesprächen mit den verantwortlichen Gremien.
Es sollen in Hamburg und dem Standort der Basler in Bad Homburg insgesamt 230 Stellen "sozialverträglich" abgebaut werden. Für Hamburg könnte das bedeuten, dass bis zum Jahr 2012 insgesamt zwischen 100 und 120 Arbeitsplätze entfallen. In Bad Homburg sollen es 50 sein.
Als eigentliches Problem stellte sich die gemeinsame Vergangenheit und immer noch nicht geklärte Zukunft mit dem Deutscher Ring Krankenversicherungsverein heraus. Bekanntlich will die Signal Iduna mit ihm schon zum 1. April 2009 einen Gleichordnungskonzern gründen. Die Deutscher-Ring-Mitarbeiter sind aber auch noch mit ihrem Lebens- und Sach-Versicherer arbeitsvertraglich gebunden.
Wird der deutsche Ring zerschlagen?
Durch die Gründung des künftigen Gleichordnungskonzerns habe sich die Situation grundlegend verändert. "Ab dem 1. April leben wir praktisch unter einem Dach mit einem Wettbewerber. Das ist aus unserer Sicht nicht haltbar und dürfte auch für die Signal Iduna keine Dauerlösung sein. Wir setzen daher darauf, dass alle Beteiligten - die Signal Iduna, der Deutsche Ring Kranken und wir - zügig eine praktikable Lösung finden." Laut Grund sollen erste Gespräche mit der Signal Iduna zu diesem Thema bereits "auf Entscheidungsträgerebene" stattgefunden haben. Das wurde vom Chef der Signal Iduna, Reinhold Schulte, heute postwendend und kategorisch verneint.
Grund sagte dazu: „Wir haben unsere Vorstellungen über die Zukunft deutlich gemacht. Diese werden wir nach dem Dialog mit den Gremien und mit Signal Iduna bis zum Jahr 2012 vollständig umsetzen. Sollten wir wider Erwarten keine einvernehmliche Lösung erzielen können, so sind wir aber darauf vorbereitet, unseren Kurs auch eigenständig umzusetzen."
Fachkreise sehen in dieser Aussage die Absicht, die Unternehmensgruppe Deutscher Ring zu zerschlagen. Dazu Reinhold Schulte: „Wir haben kein Interesse an der Zerschlagung der Unternehmensgruppe Deutscher Ring – im Gegenteil – wir haben bereits im Januar 2009 angeboten, auch die Deutscher Ring Leben und Sach zu übernehmen.“ Das wiederum kann für die Baloise laut Grund keine Lösung sein. Man werde vielmehr erfolgreich im deutschen Markt expandieren und auch die angeblich bereits begonnenen Gespräche fortsetzen.
Der Lebens- und Sachversicherer der Marke Deutscher Ring bleibt unter dem Konzerndach der Schweizer Muttergesellschaft Bâloise. Die gewachsenen Strukturen "made by deutscher Ring" gilt es nun zu entflechten, was nicht gerade geräuschlos vor sich geht. In einem Pressegespräch am Mittwoch sollte es Klärung geben.
Aktion vom Betriebsrat
Hoch her ging es deshalb heute in der ehemaligen Versicherungshochburg Hamburg. Während Deutscher-Ring-Betriebsräte schon in der Nacht zum Mittwoch aus der Fensterfront des Deutscher-Ring-Hauptverswaltungsgebäudes das "größte Protestmahnmal gegen Arbeitsplatzabbau" mit 300 Lichtern installiert hatten, wurde die Presse in den Mittagsstunden zum Gespräch geladen. "Die Basler Versicherungen und Deutscher Ring Leben und Sach legen ihre gemeinsame Strategie vor", hieß es.
Das Deutscher-Ring-Haus in Hamburg werde künftig nur noch Dienstsitz für den Vorstand, der für das Lebensversicherungsgeschäft und die Kapitalanlagen verantwortlich ist, lautete eine Bekanntgabe. Der Weg der Strategie werde zum Ziel. Welche Mitarbeiter künftig bei welcher der drei Assekuranz-Gesellschaften mit dem Oberbegriff Deutscher Ring zu welchen Vertragsbedingungen arbeiten, wurde nicht deutlich erklärt. Die offizielle Aussage: "Es müssen neue Spielregeln her."
Erwartungen enttäuscht
Die Erwartungshaltung war groß, zumal sich die Nachrichten seit den öffentlichen Querelen zwischen den zur Bâloise -Gruppe gehörenden Basler Versicherungen sowie dem Lebens- und Sach-Versicherer des Deutschen Rings und dem Deutscher Ring Krankenversicherungsverein auf Gegenseitigkeit überschlagen. Die gewünschten Klarstellungen blieb der Vorstand vor allem in Bezug auf den Verhandlungsstand mit der Signal Iduna schuldig.
"Die Situation ist auf Konfrontation gebürstet", sagte ein Journalist. Presseleute bevölkerten das Deutscher-Ring-Haus, auch Kommunikationsfachleute der Basler sowie eine externe Pressesprecherin einer Agentur trafen zur Moderation der offiziellen Pressekonferenz ein. Doch die eigentliche und bisher nach Außen immer noch offizielle Pressestelle des Deutschen Rings war nicht zugegen. Es habe zwar kein Verbot für die Teilnahme an dem Gespräch mit Journalisten gegeben, aber eben auch keine offizielle Information oder Aufforderung zur Pressekonferenz.
Vage Strategiebekundung statt neuer Fakten
"Heute haben wir die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunftsstrategie geschaffen", betonte dann Frank Grund, seit 26. November 2008 gleichzeitig Vorstandsvorsitzender von Deutscher Ring Sach und Leben sowie Basler Versicherungen, immer wieder vor den Journalisten. Er war gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Alexander Tourneau und dem Vorstandsmitglied Christoph Wetzel angetreten, die Strategie der Gruppe und des Schweizer Mutterkonzerns Baloîse für Deutschland vorzustellen. Die Journalisten reagierten am Ende zum Teil genervt, weil sie trotz der Ankündigung keine konkreten neuen Fakten erfuhren.
So sagte der Chef von Basler und Deutscher Ring Leben und Sach, dass man den Vertrieb erheblich stärken und gleichzeitig seine Effizienz und Flexibilität erhöhen wolle – mit dem Ziel, in den nächsten Jahren schneller als der Markt zu wachsen. Diese Aussage war der Öffentlichkeit aber bereits früher bekannt gemacht worden. Jetzt könne man auf Ergebnisse einer eingehenden Bestandsaufnahme der letzten drei Monate verweisen, sagte Grund: "Die Deutschlandstrategie fügt sich in die Konzernstrategie der Schweizer Muttergesellschaft ein, der zufolge die Bâloise bis zum Jahr 2012 zu einem der ertrags- und wachstumsstärksten Versicherer in Europa werden will."
230 Jobs sollen wegfallen
Jetzt habe man auch in Deutschland die Voraussetzungen für weiteres Wachstum geschaffen. Gemeinsam rangieren Basler und Deutscher Ring Gesellschaften als Gruppe hierzulande auf Platz 29 unter den Assekuranzen. Das ehrgeizige Bâloise -Ziel laute, unter die Top-Ten zu kommen. Ein Knackpunkt, was aus den Doppelarbeitsverträgen von rund zwei Dritteln aller 1.400 Mitarbeiter der bisherigen Deutscher-Ring-Mitarbeiter werde, konnte nicht überzeugend erklärt werden. Man sei in Gesprächen mit den verantwortlichen Gremien.
Es sollen in Hamburg und dem Standort der Basler in Bad Homburg insgesamt 230 Stellen "sozialverträglich" abgebaut werden. Für Hamburg könnte das bedeuten, dass bis zum Jahr 2012 insgesamt zwischen 100 und 120 Arbeitsplätze entfallen. In Bad Homburg sollen es 50 sein.
Als eigentliches Problem stellte sich die gemeinsame Vergangenheit und immer noch nicht geklärte Zukunft mit dem Deutscher Ring Krankenversicherungsverein heraus. Bekanntlich will die Signal Iduna mit ihm schon zum 1. April 2009 einen Gleichordnungskonzern gründen. Die Deutscher-Ring-Mitarbeiter sind aber auch noch mit ihrem Lebens- und Sach-Versicherer arbeitsvertraglich gebunden.
Wird der deutsche Ring zerschlagen?
Durch die Gründung des künftigen Gleichordnungskonzerns habe sich die Situation grundlegend verändert. "Ab dem 1. April leben wir praktisch unter einem Dach mit einem Wettbewerber. Das ist aus unserer Sicht nicht haltbar und dürfte auch für die Signal Iduna keine Dauerlösung sein. Wir setzen daher darauf, dass alle Beteiligten - die Signal Iduna, der Deutsche Ring Kranken und wir - zügig eine praktikable Lösung finden." Laut Grund sollen erste Gespräche mit der Signal Iduna zu diesem Thema bereits "auf Entscheidungsträgerebene" stattgefunden haben. Das wurde vom Chef der Signal Iduna, Reinhold Schulte, heute postwendend und kategorisch verneint.
Grund sagte dazu: „Wir haben unsere Vorstellungen über die Zukunft deutlich gemacht. Diese werden wir nach dem Dialog mit den Gremien und mit Signal Iduna bis zum Jahr 2012 vollständig umsetzen. Sollten wir wider Erwarten keine einvernehmliche Lösung erzielen können, so sind wir aber darauf vorbereitet, unseren Kurs auch eigenständig umzusetzen."
Fachkreise sehen in dieser Aussage die Absicht, die Unternehmensgruppe Deutscher Ring zu zerschlagen. Dazu Reinhold Schulte: „Wir haben kein Interesse an der Zerschlagung der Unternehmensgruppe Deutscher Ring – im Gegenteil – wir haben bereits im Januar 2009 angeboten, auch die Deutscher Ring Leben und Sach zu übernehmen.“ Das wiederum kann für die Baloise laut Grund keine Lösung sein. Man werde vielmehr erfolgreich im deutschen Markt expandieren und auch die angeblich bereits begonnenen Gespräche fortsetzen.
Autor(en): Ellen Bocquel