Fondsbranche im Wechselbad der Gefühle

Fondsgebundene Versicherungen traditioneller Machart sind ab 2005 kaum noch absetzbar. Dies sagt Stefan Seip, Hauptgeschäftsführer des BVI Bundesverband Investment und Asset Management, voraus. Schuld daran sei die Beschneidung des Steuerprivilegs durch das Alterseinkünftegesetz, das nur noch Kapitalanlagen fördere, die nicht kapitalisierbar seien. Zwar wäre derzeit noch ein Boom bei fondsgebundenen Rentenversicherungen zu beobachten, doch der würde sehr schnell abebben.

Für viele Anleger seien solche Policen bereits in der Vergangenheit nicht bedarfsgerecht vermittelt worden. Dafür sprächen zum Beispiel geringe Versicherungssummen bei Kapital bildenden Fonds-Policen (häufig 30.000 Euro). Bedarfsgerecht wäre häufig jedoch das drei- bis vierfache Jahreseinkommen des Versicherten als Versicherungssumme.

Nach Einschätzung des BVI sei die Fonds-Police nur zu retten, wenn grundlegende Innovationen aus dem Lager der Versicherer kämen. Als Antwort auf die ab 2005 massiv geförderte Rürup-Rente (auch nicht vererbbar), die den Versicherern massiv Geld in die Kassen spülen dürfte, fällt den Fondsgesellschaften bislang allenfalls eine fondsgebundene Variante dazu ein. Immerhin wolle man jetzt über eigenständige Fonds nachdenken, die nicht vererbbar sind. Dagegen hält man bei Union Investment, Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken, die Rürup-Rente für eine Fehlentwicklung.

Derzeit seien fast 986 Milliarden Euro in Publikumsfonds deutscher Fonds-Gesellschaften investiert. Dazu zählt der BVI auch Fonds-Policen, die lediglich als eigener Vertriebsweg bezeichnet werden. Bei der Altersvorsorge rangieren reine Fonds-Investments (drei Prozent) noch deutlich hinter der betrieblichen Altersversorgung (20,3 Prozent), privaten Rentenversicherung (20,1 Prozent) und Riester-Rente.

Im Schnitt besitze jeder Deutsche Anteile im Wert von 5.472 Euro (ohne ausländische Fonds). Bei Publikumsfonds, bei denen auch Fonds-Policen eingeordnet sind, stieg das Fondsvermögen auf inzwischen 454 Milliarden Euro (2000: 424 Milliarden).Dabei sank der Anteil der Aktienfonds seit dem Boom auf 30 Prozent (2000: 51 Prozent). Dafür stieg der Anteil offener Immobilienfonds in dieser Zeit von elf auf 19 Prozent. Mit dieser Aufwärtsentwicklung sei es jedoch wegen massiver Vermietungsprobleme vorerst vorbei, zumal die Deka Immobilien Investment, Immobilienfonds-Gesellschaft der Sparkassen, von einem Korruptionsskandal erschüttert wird und Anleger massiv Geld aus den Fonds abziehen.

Sorge bereiten dem BVI die steigenden Kosten. Vermittler erhielten neben dem vollen Ausgabeaufschlag oft zwei Drittel der Verwaltungsgebühr (Managementgebühr) der Fonds als laufende Vergütung. Vorreiter seien dabei ausländische Anbieter, für die der Hauptvertriebsweg über die Bankschalter (70 Prozent) versperrt sei. Sie würden daher zu vielfältigen Boni greifen, um das Neugeschäft anzukurbeln. Dies bringe deutsche Fondsanbieter unter Zugzwang.

Autor(en): Detlef Pohl

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