Finanzieller Druck auf die Mittelschicht steigt massiv

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Der Pessimismus der Menschen hat aufgrund der vielen Krisen einen Höhepunkt erreicht, zeigt eine DSGV-Umfrage. Vielen fehlt Geld für Dinge des täglichen Lebens, aber auch für die Altersvorsorge. Das ihnen das bislang Gesparte die Rente verbessert, daran zweifelt bereits ein Drittel der Bürger.

Steigende Preise für Energie und Lebensmittel und weder beim Ukraine-Krieg noch bei der Corona-Pandemie ist ein Ende in Sicht - alles zusammen wirft lange Schatten auf die eigene finanzielle Situation. Hier derzeit gut aufgestellt zu sein, glaubt laut dem aktuellen Vermögensbarometer 2022 des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) nur noch 34 Prozent der Menschen in Deutschland.

In der Vorjahreserhebung sagten das immerhin noch 43 Prozent. Damit sei der positive Trend der vergangenen Jahre gebrochen, heißt es. Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut Kantar vom 20. Juni bis zum 8. Juli 2022 bundesweit mehr als 4.800 Menschen ab 14 Jahren online. Auf jedes Bundesland entfallen damit mindestens 300 Teilnehmer. 

"Rund 90 Prozent der Befragten treibt die Inflation um", erläutert DSGV-Präsident Helmut Schleweis auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung der Studie "Etwa zwei Drittel der Befragten verzichten in ihrem Alltagsleben auf früher übliche Ausgaben. Mehr als die Hälfte will sich weiter einschränken." 

Umfrage DSGV

Geringverdiener besonders betroffen

Am schwersten betroffen sind Haushalte mit niedrigen Einkommen unter 1.000 Euro. Von ihnen können sich bereits 83 Prozent nicht mehr alles Alltägliche leisten. Dabei trifft der Verzicht Frauen mit 70 Prozent insgesamt stärker als Männer (60 Prozent). Auch 58 Prozent der Verbraucher mit Einkommen ab 2.500 Euro müssen sich einschränken - wenn auch mehrheitlich in kleinem Umfang. "Der Druck kommt auch in der Mittelschicht an, die bisher vergleichsweise gut über die Runden gekommen ist", kommentiert der DSGV-Chef dieses Ergebnis. 

Wer sich einschränkt, kauft billigere Produktalternativen (61 Prozent) oder insgesamt weniger ein (54 Prozent). Auch an Energie und Heizung sparen 49 Prozent der Befragten. 44 Prozent lassen auch häufiger das Auto stehen und das Ausgehen reduzieren 42 Prozent. Auf Reisen verzichten fast vier von zehn Teilnehmern (38 Prozent). 

Junge Menschen sparen am häufigsten

Bei 54 Prozent haben der Krieg Russlands in der Ukraine, die hohe Inflation und sowie die Energie- und Rohstoffknappheit zu einer Veränderung des Sparverhaltens geführt. 18 Prozent sparen weniger. Fast jeder zehnte (neun Prozent) setzt auf andere Anlageprodukte und 27 wollen mehr Geld zurücklegen. Dabei handelt es sich vor allem um junge Verbraucher im Alter von 14 bis 29 Jahren. In dieser Gruppe wollen 64 Prozent mehr sparen. Von den ältesten Befragten ab 60 Jahren sagt das nicht mal ein Drittel (30 Prozent). 

Insgesamt geht ein Fünftel (22 Prozent) der Studienteilnehmer davon aus, am Lebensabend nicht über ausreichend finanzielle Mittel zu verfügen. 2021 sagten das nur 14 Prozent. 21 Prozent der Mensch kann derzeit überhaupt nicht vorsorgen. Und weitere 32 Prozent meinen, dass sie mit ihren bisherigen Bemühungen die gewünschte Absicherung später nicht erreichen werden. Mit einer starken oder erheblichen Verschlechterung ihrer Altersvorsorge rechnen bereits 46 Prozent. 

 

Verband plädiert für Aktiensparen

DSGV-Präsident Schleweis rechnet damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) kräftig gegensteuern wird: "Ich halte in diesem Jahr zwei Zinsschritte mit 75 Basispunkten für angemessen." Zwar könnten mit der Rückkehr in normale Zinszeiten einige Spareinlagen wieder attraktiver werden - dennoch sollten Sparer in diesen Zeiten mit dem Realzins rechnen: Bei zehn Prozent Inflation liegt dieser deutlich im Minus. Das sei schlechter als in früheren Negativzinszeiten, so Schleweis. Daher hält er langfristig angelegtes Wertpapiersparen für sinnvoll. In den kommenden Jahren sei mit einer Erholung der Aktienmärkte zu rechnen. 

Der Artikel ist ursprünglich auf Springer Professional erschienen.

Autor(en): Angelika Breinich-Schilly

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