Erhebliche Informationslücken bei Zahn-Zusatzversicherungen

Zahn-Zusatzversicherungen bilden für private Krankenversicherer einen wichtigen Anknüpfungspunkt bei der Neukundengewinnung unter den Mitgliedern gesetzlicher Krankenkassen (GKV). Deshalb bietet sie auch jedes PKV-Unternehmen an. Die Barmenia startete jetzt eine Befragung unter Kassenpatienten zu ihrem Wissensstand rund um die zahnmedizinischen Kosten. Das Fazit: Die meisten wissen viel zu wenig darüber.

Wissenslücken in der Erstattungspraxis
Von den 120.000 im vergangenen neu abgeschlossenen Kranken-Zusatzversicherungen bei der Barmenia Krankenversicherung a.G. entfielen 75.000 auf den Bereich Zahn-Zusatz, teilt Barmenia-Chef Dr. Josef Beutelmann mit. In diesen Tagen stellte er den neuen „Kundenkompass Zahngesundheit" vor, den der private Krankenversicherer mit dem F.A.Z.-Institut erarbeitete. Das sei der Auftakt für eine größer angelegte Kampagne, mit der das Wuppertaler Assekuranz-Unternehmen öffentlich auf das Potenzial privater Zusatzversicherungen speziell in Bezug auf Zahnersatz aufmerksam machen möchte. Dr. Beutelmann sieht es als sehr bedenklich an, dass über 50 Prozent der insbesondere jüngeren GKV-Mitglieder bei den gesetzlichen Zahnersatzleistungen nicht mehr durchblicken. Wissenslücken bestehen vor allem, was die Erstattungspraxis der gesetzlichen Kassen anbelangt.

Viele vertrauen auf die Regelversorgung
„Beim Thema Zahnersatz vertrauen viele gesetzlich Versicherte auf die Regelversorgung“, betont der Barmenia-Chef. Seit Inkrafttreten des GKV-Modernisierungsgesetzes sind jedoch zahlreiche Änderungen eingetreten. Das neu eingeführte Festzuschuss-System, das nur noch eine Regelversorgung mit Standardzahnersatz bei Bezuschussung in Höhe von 50 Prozent vorsehe, ist vielen gänzlich unbekannt. Inzwischen habe jeder dritte Bundesbürger mit einer privaten Zahn-Zusatzpolice vorgesorgt, doch das sei angesichts des Kostendrucks nicht genug. Immerhin plane jetzt jeder Zweite einen konkreten Vertragsabschluss. Hier seien die oberen Einkommensklassen Vorreiter, heißt es, obwohl das finanzielle Risiko einer Zahnersatz-Behandlung hier unter finanziellen Schwierigkeiten weniger ins Gewicht falle.

Der Weg zur Zahn-Zusatzversicherung gehe oft über Dritte - sei es über Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder. „Die Mehrheit vertraut allerdings immer noch auf den gesetzlichen Leistungsumfang und riskiert einen Rückgriff auf die eigenen Ersparnisse", fassen die Marktforscher vom F.A.Z.-Institut zusammen.

Die meisten wissen nicht, was an Kosten auf sie zukommt
Immer wieder werde deutlich, dass die Bundesbürger über die anfallenden Kosten bei zahnmedizinischer Behandlung viel zu wenig wissen. Nicht nur auf der Leistungsseite, sondern auch auf der Kostenseite bestehen Informationslücken. Über 40 Prozent haben keine Vorstellung, wie hoch etwa der Betrag sein könnte, den sie bei einer regulären Zahnersatz-Behandlung aus eigener Tasche bezahlen müssen. Dabei liege die Höhe der Zuzahlung bei Zahnersatz meistens mindestens über 1.000 Euro.

Zahn-Zusatzversicherungen reduzieren eigenen Kostenanteil
Um den Eigenanteil zu reduzieren, biete sich eine Zahn-Zusatzversicherung an, heißt es in einer Mitteilung der Barmenia. Das Wissen darum habe sich allerdings noch nicht flächendeckend durchgesetzt. Insbesondere das Kostenargument halte bislang viele gesetzlich Versicherte vom Abschluss einer solchen Zusatzversicherung ab. „Zu Unrecht, da Zahlungsbereitschaft und tatsächliche Kosten nah beieinander liegen, so dass eine Mehrheit der Befragen am Versicherungsmarkt fündig würde", erklärt Dr. Beutelmann.

Durch die Studie des F.A.Z.-Instituts wurde auch deutlich, dass nahezu die Hälfte der gesetzlich Versicherten bereit sei, mehr als zehn Euro pro Monat für eine Zahn-Zusatzversicherung auszugeben. Jeder Dritte will mit zehn bis 20 Euro noch tiefer in die Tasche greifen. „Versicherungsangebote gibt es bereits für fünf bis zehn Euro monatlich, wobei hier der Kostenerstattungssatz niedrig ausfällt", berichten Marktteilnehmer.

Autor(en): Ellen Bocquel

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