Paukenschlag bei der Ergo Versicherung: Gestern verkündete Vorstandschef Markus Rieß ein hartes Sanierungsprogamm, dem über 1.800 Arbeistplätze zum Opfer fallen sollen. Rund 450 Millionen Euro jährlich wollen die Düsseldorfer bis 2020 einsparen. Gleichzeitig sind Investitionen von einer Milliarde Euro gepant.
"Wir werden uns kompromisslos am Kunden orientieren Dafür müssen wir schlanker, effizienter und digital werden", sagte Rieß auf einer Pressekonferenz. Arbeitsplätze sollen vor allem im Vertrieb wegfallen. Der Versicherer plant die Zusammenlegung von Agenturvertrieben und den Rückzug aus 18 dezentralen Standorten in Deutschland. "Wie leisten uns heute mehrere Vertriebsorganisationen und in der Verwaltung aufwendige Prozesse", begründet Rieß die Einschnitte. Dies erhöhe die Verwaltungskosten, die bei Ergo noch deutlich über dem Marktdurchschnitt lägen. Der Stellenabbau solle "sozialverträglich" erfolgen.
Investitionen in IT-Infrastuktur
Der Versicherer wird sich aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungsprodukten zurückziehen. Man wolle sich künftig auf kapitalmarktnahe und Biometrieprodukte im vertrieblichen Neugeschäft konzentrieren sowie Neu- und Bestandsgeschäft trennen. Das Neugeschäft wird unter der Marke Ergo Vorsorge vertrieben. Die Altverträge der Ergo Leben, Victoria Leben und der Ergo Pensionskasse werden in eine neue Gesellschaft ausgelagert.
Bis 2020 soll massiv in neue IT-Systeme investiert werden. Von den geplanten Ausgaben von einer Milliarde Euro werden 432 Millionen Euro in diesen Bereich fließen. Auf der Agenda stehen die Modernisierung der gesamten IT-Landschaft , Kernprozesse sollen optimiert werden.
Für den hybriden Kunden
Das Kundenverhalten habe sich massiv gewandelt: Kunden erwarteten von Versicherern Services wie sie sie aus anderen Branchen kennen und bewegten sich situativ in der Online- und Offlinewelt. Für den hybriden Kunden wolle man Angebote und Produkte entwicklen, so Rieß. Für Kunden, die sich ausschließlich online bewegten, soll ab 2017 ein reiner Digitalanbieter unter eigener Marke starten. Erstes Produkt wird eine Kfz-Versicherung sein, ab 2018 sollen weitere Produkte hinzukommen.
Mit dem Maßnahmenpaket will die Ergo spätestens ab 2021 Überschüsse von jährlich mehr als 500 Millionen Euro erzielen und wieder einen positiven Beitrag zum Jahresbeitrag ihres Eigentümers Munich Re leisten.
Gewerkschaften laufen Sturm
Gegen den geplanten Stellenabbau formiert sich indes Widerstand sowohl von der Dienstleistunsggewerkschaft Verdi als auch von der Neue Assekuranz Gewerkschaft (NAG). Verdi rechnet gar mit einem Abbau von 3.000 Stellen. "Diese Planungen sind so brutal, dass eine sozialverträgliche Umsetzung kaum möglich ist", kritisiert Frank Fassin, bei der Gewerkschaft zuständig für Ergo. Die Umbaustrategie habe zwar Bestandteile, die ausdrücklich zu begrüßen seien, das betreffe vor allem die Investitionen in den IT-Bereich sowie die Entwicklung wettbewerbsfähiger Produkte, der geplante Stellenabbau sei jedoch völlig inakzeptabel, so Fassin. Man fordere unter anderem den Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen sowie den Ausschluss von Änderungskündigungen, soweit angebotene Arbeitsplätze sozial unzumutbar seien. Des Weiteren eine Verringerung beziehungsweise Streckung der Personalabbauplanungen zur Sicherstellung einer sozialverträglichen Umsetzung, vor allem auch im Vertrieb.
NAG-Vorstand und Vorsitzender der Ergo-Tarifkomission, Tobias Münster, kritisiert die fehlende soziale Ausgewogenheit der vorgestellten Strategie: "Viele Betroffene haben bereits in vergangenen Strukturprojekten Flexibilität und Loyalität dem Unternehmen gegenüber bewiesen. Dieser neuerliche Kahlschlag ist Ausdruck fehlender Wertschätzung und in seiner Dimension sogar noch schlimmer als vergangene Maßnahmen", sagt der Gewerkschafter. Die NAG werde in den kommenden Tagen die Ergo zu Verhandlungen über ein spezifisches Rationalisierungs-Schutzabkommen auffordern und ist optimistisch, angesichts mehrerer hundert Mitglieder im Unternehmen, eine Beschäftigungssicherung nötigenfalls auch kämpferisch durchzusetzen.
Quellen: Ergo, Verdi, NAG
Bild: © Vege /Fotolia.com
"Wir werden uns kompromisslos am Kunden orientieren Dafür müssen wir schlanker, effizienter und digital werden", sagte Rieß auf einer Pressekonferenz. Arbeitsplätze sollen vor allem im Vertrieb wegfallen. Der Versicherer plant die Zusammenlegung von Agenturvertrieben und den Rückzug aus 18 dezentralen Standorten in Deutschland. "Wie leisten uns heute mehrere Vertriebsorganisationen und in der Verwaltung aufwendige Prozesse", begründet Rieß die Einschnitte. Dies erhöhe die Verwaltungskosten, die bei Ergo noch deutlich über dem Marktdurchschnitt lägen. Der Stellenabbau solle "sozialverträglich" erfolgen.
Investitionen in IT-Infrastuktur
Der Versicherer wird sich aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungsprodukten zurückziehen. Man wolle sich künftig auf kapitalmarktnahe und Biometrieprodukte im vertrieblichen Neugeschäft konzentrieren sowie Neu- und Bestandsgeschäft trennen. Das Neugeschäft wird unter der Marke Ergo Vorsorge vertrieben. Die Altverträge der Ergo Leben, Victoria Leben und der Ergo Pensionskasse werden in eine neue Gesellschaft ausgelagert.
Bis 2020 soll massiv in neue IT-Systeme investiert werden. Von den geplanten Ausgaben von einer Milliarde Euro werden 432 Millionen Euro in diesen Bereich fließen. Auf der Agenda stehen die Modernisierung der gesamten IT-Landschaft , Kernprozesse sollen optimiert werden.
Für den hybriden Kunden
Das Kundenverhalten habe sich massiv gewandelt: Kunden erwarteten von Versicherern Services wie sie sie aus anderen Branchen kennen und bewegten sich situativ in der Online- und Offlinewelt. Für den hybriden Kunden wolle man Angebote und Produkte entwicklen, so Rieß. Für Kunden, die sich ausschließlich online bewegten, soll ab 2017 ein reiner Digitalanbieter unter eigener Marke starten. Erstes Produkt wird eine Kfz-Versicherung sein, ab 2018 sollen weitere Produkte hinzukommen.
Mit dem Maßnahmenpaket will die Ergo spätestens ab 2021 Überschüsse von jährlich mehr als 500 Millionen Euro erzielen und wieder einen positiven Beitrag zum Jahresbeitrag ihres Eigentümers Munich Re leisten.
Gewerkschaften laufen Sturm
Gegen den geplanten Stellenabbau formiert sich indes Widerstand sowohl von der Dienstleistunsggewerkschaft Verdi als auch von der Neue Assekuranz Gewerkschaft (NAG). Verdi rechnet gar mit einem Abbau von 3.000 Stellen. "Diese Planungen sind so brutal, dass eine sozialverträgliche Umsetzung kaum möglich ist", kritisiert Frank Fassin, bei der Gewerkschaft zuständig für Ergo. Die Umbaustrategie habe zwar Bestandteile, die ausdrücklich zu begrüßen seien, das betreffe vor allem die Investitionen in den IT-Bereich sowie die Entwicklung wettbewerbsfähiger Produkte, der geplante Stellenabbau sei jedoch völlig inakzeptabel, so Fassin. Man fordere unter anderem den Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen sowie den Ausschluss von Änderungskündigungen, soweit angebotene Arbeitsplätze sozial unzumutbar seien. Des Weiteren eine Verringerung beziehungsweise Streckung der Personalabbauplanungen zur Sicherstellung einer sozialverträglichen Umsetzung, vor allem auch im Vertrieb.
NAG-Vorstand und Vorsitzender der Ergo-Tarifkomission, Tobias Münster, kritisiert die fehlende soziale Ausgewogenheit der vorgestellten Strategie: "Viele Betroffene haben bereits in vergangenen Strukturprojekten Flexibilität und Loyalität dem Unternehmen gegenüber bewiesen. Dieser neuerliche Kahlschlag ist Ausdruck fehlender Wertschätzung und in seiner Dimension sogar noch schlimmer als vergangene Maßnahmen", sagt der Gewerkschafter. Die NAG werde in den kommenden Tagen die Ergo zu Verhandlungen über ein spezifisches Rationalisierungs-Schutzabkommen auffordern und ist optimistisch, angesichts mehrerer hundert Mitglieder im Unternehmen, eine Beschäftigungssicherung nötigenfalls auch kämpferisch durchzusetzen.
Quellen: Ergo, Verdi, NAG
Bild: © Vege /Fotolia.com
Autor(en): versicherungsmagazin.de