Bis 2030 soll die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nahezu verdreifacht werden. Das ist das engagierte Ziel der Ampelregierung bei ihrem „Osterpaket“. Wenn dies gelingt, nimmt Deutschland nicht nur eine Vorreiterrolle innerhalb Europas ein, sondern dürfte von zusätzlichem Wachstum und Arbeitsplätzen profitieren.
Dafür müssen allerdings zahlreiche Hürden überwunden werden, denn der Startschuss fällt in eine schwierige Zeit, geprägt von Inflation und der russischen Invasion in der Ukraine. Das ist das Ergebnis der jüngsten Studie des Kreditversicherers Allianz Trade.
Rasante Preissteigerungen und gestörte Lieferketten können Stolpersteine sein
„Das Osterpaket könnte ein echter Job-Motor werden und in den kommenden zehn Jahren mehr als 400.000 Jobs schaffen“, ist Katharina Utermöhl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade, überzeugt. „Auch für die Wirtschaft dürfte es mittelfristig als Turbo wirken und das Wirtschaftswachstum ankurbeln. Allerdings sind die Pläne durchaus ehrgeizig und es müssen auf dem Weg noch viele Hürden überwunden werden: von Bürokratiehemmnissen über rasante Preissteigerungen, Störungen der Lieferketten und Verknappung von Rohstoffen sowie Arbeitskräftemangel. Zudem erfordert das Paket entsprechende Investitionen der Privatwirtschaft. Wenn dies gelingt, ist das ein Wendepunkt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaft.“
Die ambitionierten Pläne und das damit verbundene Potenzial könnten auch ein Umdenken der Unternehmen bewirken, das Thema Nachhaltigkeit stärker zu verfolgen und ihre Nachhaltigkeitsstrategien zu schärfen. Die große Export-Umfrage „Allianz Trade Global Survey“ hätte gezeigt, dass Nachhaltigkeit bei vielen Exportunternehmen bisher nur eine Nebenrolle spielt.
Ukraine-Krise hat kurz- bis mittelfristige Investitionsziele beschleunigt
„Die Invasion in die Ukraine hat zwar nicht zu ehrgeizigeren langfristigen Klimaziele geführt, aber zu einer deutlichen Beschleunigung der kurz- bis mittelfristigen Investitionsziele in erneuerbare Energien“, sagt Markus Zimmer, Senior ESG Volkswirt bei Allianz Trade.
Die Allianz-Experten glauben zudem, dass motiviert durch den Ausstieg aus russischen fossilen Brennstoffen, die Transformation des Stromsektors bereits 2035 erreicht werden kann. Mit der Einstufung von Investitionen in erneuerbare Energien als „übergeordnetes öffentliches Interesse“ sollten Planungs- und Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigt werden. Nur so könnten die Ausbauziele erreicht werden, die durch die Invasion der Ukraine an Ambition zugelegt haben, was zu einem nochmals deutlich stärkeren Ausbau von Onshore-Wind (2024 bis 2026) und Photovoltaik ab 2025 führen soll.
Autor(en): versicherungsmagazin.de