Auf eine Schutzlücke für Hausbesitzer durch extreme Unwettergefahren hat jetzt der Bund der Versicherten (BdV) angesichts heftiger Sommergewitter hingewiesen
"Auf der sicheren Seite ist, wer sein Hab und Gut mit einer Wohngebäude- und Hausratversicherung gegen Sturmschäden abgesichert hat. Schäden durch die heftigen Niederschläge bezahlt dagegen nur eine zusätzliche Elementarschadenversicherung", warnt BdV-Sprecherin Bianca Boss. Insofern gingen Betroffene bei einem "vollgelaufenen Keller", mit teilweise erheblichen Folgeschäden für Haus und Hausrat, leer aus. Boss erläutert: "Nur dann, wenn der Versicherte eine Erweiterung des Versicherungsschutzes auf sogenannte Elementarschäden vereinbart hat, besteht für diesen Fall Versicherungsschutz."
Verbraucherschützer wollen Pflichtschutz
Die Forderung nach einer gesetzlichen Pflichtversicherung für Überschwemmungsschäden – die der BdV seit Jahren erhebt – wird in der Pressemitteilung vom 30. Mai mit keiner Silbe erwähnt. Doch die Verbraucherschützer sind davon nicht abgerückt. Die Forderung findet sich diskret versteckt im "BdV Merkblatt Unwetter" auf das in der Meldung aber hingewiesen wird. Dort heißt es: "Damit die erweiterte Elementarschadenversicherung allen Objekten (insbesondere den gefährdeten!) zugutekommen kann, muss nach der Versicherungssystematik ein möglichst großer Kreis von Versicherten zusammenkommen – ideal sind alle Haus- bzw. Hausrateigentümer der Bundesrepublik Deutschland. Funktionieren würde dies wohl nur über eine Pflichtversicherung. Hier müsste jeder Haus- bzw. Hausrateigentümer bei einem Versicherer diese Elementarschadenversicherung abschließen."
Die Verbraucherschützer sind anscheinend mittlerweile skeptisch, ob ein solcher Zwang bei der Mehrheit der Bevölkerung Zustimmung finden würde und ob sie politisch überhaut durchsetzbar ist. Gleichzeitig behauptet der BdV, dass "diejenigen, die eine Unwetterversicherung am dringendsten benötigen, weil sie entsprechend gefährdet sind, gar keine bekommen." Das gelte sowohl für Hausbesitzer in gefährdeten Region als auch bei Vorschäden.
Unwissenheit und Politiker hemmen Verbreitung
Diese Aussagen sind nach Feststellung des Verbandes der Öffentlichen Versicherer (VOEV) nicht haltbar. Der erweiterte Elementarschutz oder Elementarschutz "plus" kann nach Einschätzung von Hermann Kasten, Vorsitzender des VOEV, für jede Immobilie in Deutschland abgeschlossen werden. "Leider gibt es aber immer noch ein Aufklärungsdefizit", stellt Kasten fest. So würden viele Immobilienbesitzer glauben, dass schon die herkömmliche Wohngebäudeversicherung für alle Unwetterschäden aufkommt.
Dabei seien hier eben nur Hagel und Sturmschäden abgesichert. Zudem setzten Politiker nach Umweltkatastrophen immer wieder falsche Signale, wenn sie eine staatliche Entschädigung anbieten würden. "Das wirkt natürlich für die zusätzliche private Absicherung demotivierend", so Kasten. Daher begrüßt er ausdrücklich die Ankündigung der Bayerischen Landesregierung, künftig in solchen Fällen keine Entschädigung mehr zu leisten.
Öffentliche Versicherer liegen über 40 Prozent
Mittlerweile laufe aber die Durchdringung immer besser. Bundesweit wäre bereits rund 40 Prozent aller Hausbesitzer mit dem Elementarschutz plus abgesichert. Kasten: "Der Anteil bei den Öffentlichen Versicherern liegt sogar noch höher." Die Regionalversicherer haben traditionell besonders viele Häuser versichert. Elementarschutz "plus" ist nur im Paket erhältlich.
Wer den Extra-Unwetterschutz abschließt erhält Schutz gegen Rückstau, Erdbeben, Erdsenkung, Erdrutsch, Schneedruck und Lawinen. Auch das ist den Verbraucherschützern ein Dorn im Auge. Die Kunden können sich nicht gegen die einzelne Gefahren absichern, die sie benötigten. Doch gerade die Paketlösung macht nach Aussage der Versicherungslobby den Schutz bezahlbar. "Da ist dann für jeden etwas dabei", so Kasten. Der OVEV plant künftig weitere Aufklärungsaktionen, um Hausbesitzer zu sensibilisieren. "Wir hatten bei einem schweren Elbehochwasser in Sachsen-Anhalt einen Kunden, dessen Haus vollkommen in den Fluten versank, obwohl es 17 Kilometer vom Fluss entfernt lag", so Kasten. Die Vorsorge sei daher für jeden Immobilienbesitzer existenziell und pro Jahr für wenige Hundert Euro erhältlich.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek