Die Patienten klagen und die Politiker versuchen sich zu rechtfertigen, wenn es um Themen der Gesundheitsreform geht. Was sagen die privaten Krankenversicherer dazu?
Private Krankenversicherer (PKV) streichen Leistungen. Bei den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) klafft ein drei-Milliarden-Euro- Loch. Tendenz steigend. Vor diesem Hintergrund versteht kaum jemand das Wort Reform im Zusammenhang mit den jüngsten Änderungen im Gesundheitswesen.
Die Volksseele kocht, Sozialverbände wehren sich, Gesundheitspolitiker wiegeln ab und die Lobby der privaten Krankenversicherung (PKV) schweigt. Was ist los? "Mit der Gesundheitsreform zum 1. Januar modernisieren wir unser Gesundheitssystem. Verkrustete Strukturen werden gelöst, Wirtschaftlichkeit und Qualität gestärkt", verkündete stolz die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Der Verbraucher hat noch nichts davon bemerkt.
Das heizt weiterhin die Diskussion an - auch um die Zukunft der PKV, denn noch sind Pläne für eine Bürgerversicherung Kopfpauschale nicht vom Tisch. Doch die Lobby hält offenbar still. Viel zu sanft sind die Einwände der PKV. Denn jeder weiß doch inzwischen, dass das Finanz-System der GKV vom Umlageverfahren auf eine zukunftssichernde Kapitaldeckung umgeändert werden müsste. Wer bremst denn?
Die jüngste Nachricht vom PKV-Verband: Es werde keinen unabhängigen Standard-Tarif für jeden der Versicherten geben. Richtig sei aber, dass die PKV intensive Überlegungen zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens anstelle. In wenigen Monaten sei mit Ergebnissen zu rechnen.
Dagegen zeigt die Allianz Private Krankenversicherung Aktionismus. Die Akteure des deutschen Gesundheitswesens seien zu weit mehr Reformen bereit, als die derzeitigen Debatten um die Finanzlage der Krankenkassen vermuten lasse, fanden Meinungsforscher und Berater (Mummert Consulting) für den Branchenführer in Form des jüngsten "Branchenbarometer Krankenversicherung" heraus. Mangelt es an Initiative?
Das Branchen-Barometer zeigt: Nur jeder fünfte befragte Entscheider aus der Phalanx der GKV spricht sich noch gegen ein künftiges kapitalgedecktes Verfahren aus. Hier könnte man jetzt ansetzen.
"Die Fortschritte bei der Reform sind ausgesprochen unbefriedigend!" begründet Ulrich Rumm, Vorstands-Chef der Allianz Private Kranken, die Wichtigkeit der Studie. Der Marktführer hatte schon im Herbst 2003 angebliche Nachhaltigkeit und Generationen-Gerechtigkeit der Reform-Vorschläge kritisiert und handfeste Alternativen aufgezeigt.
Während die neuen Zuzahlungen beim Arztbesuch und bei Rezepten für Medikamente und andere Heil- und Hilfsmittel den Verbraucher arg beuteln, sind sich Politiker, Funktionäre und Mediziner einig: "Keine Tabus beim Kosten senken im Gesundheitswesen". Kostendämpfende Elemente sind gefragt. Die befragten Entscheider der Allianz-Studie wissen auch, wo sie zu orten sind.
- 75 Prozent der Befragten meinen, dass die Novellierung der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte und Zahnärzte mit stärkeren kostendämpfenden Elementen versehen werden müsse.
- 71 Prozent sind für eine Selbstbeteiligung aller Patienten bei allen medizinischen Leistungen (außer bei medizinisch notwendigen Grundleistungen).
- 54 Prozent fordern eine Ausgliederung versicherungsfremder Leistungen aus der GKV.
- 53 Prozent begrüßen die Einführung von Fallpauschalen im ambulanten Bereich.
- 45 Prozent sind für eine weitere Beschneidung des Leistungskatalogs der GKV um ärztliche Leistungen.
Das alles sei jedoch kein Allerheilmittel gegen die Misere, denn – so begründen die Befragten – Arbeitslosigkeit und eine gewisse Überalterung gefährden die Gesundheitsversorgung weiterhin.
Während sich die PKV-Lobby stark zurückhält, bieten einige private Krankenversicherer sogenannte Ergänzungs-Tarife an, über die auch GKV-Versicherte die höhere Kosten und neuerlichen Zuzahlungen auffangen könnten. Außerdem macht inzwischen rund ein Dutzend PKV-Unternehmen gemeinsame Sache mit gesetzlichen Krankenkassen. Einige AOK’s, die Barmer (BEK) und die DAK sowie einige Betriebs- und Innungs-Krankenkassen gingen Bündnisse mit Privaten wie der Alten Oldenburger, DKV, HUK-Coburg, HanseMerkur, DEVK, ASSTEL sowie SIGNAL IDUNA ein. Es sind noch "Adressen frei" heißt es in der Lobby. Für weitere Nachzügler werde der Markt allerdings langsam eng.
Da kommt die neue Hiobsbotschaft, dass private Krankenversicherer wie AXA, Barmenia oder HUK-Coburg zwar ihre Beiträge erhöhen, gleichzeitig aber auch die vertraglichen Ansprüche von Privatpatienten zusammenstreichen, nicht gerade gut. Inzwischen wurde hierfür bereits die deutsche Gerichtsbarkeit bemüht.
Außer einer Vielzahl enttäuschter Verbraucher und sich rechtfertigende Politiker äußert sich kaum jemand öffentlich zu den Unmöglichkeiten der Gesundheitsreform. Die Vermittler leiden unter der Reaktion. Akquise in Sachen neues Krankenversicherungsgeschäft wird immer schwerer.
Private Krankenversicherer (PKV) streichen Leistungen. Bei den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) klafft ein drei-Milliarden-Euro- Loch. Tendenz steigend. Vor diesem Hintergrund versteht kaum jemand das Wort Reform im Zusammenhang mit den jüngsten Änderungen im Gesundheitswesen.
Die Volksseele kocht, Sozialverbände wehren sich, Gesundheitspolitiker wiegeln ab und die Lobby der privaten Krankenversicherung (PKV) schweigt. Was ist los? "Mit der Gesundheitsreform zum 1. Januar modernisieren wir unser Gesundheitssystem. Verkrustete Strukturen werden gelöst, Wirtschaftlichkeit und Qualität gestärkt", verkündete stolz die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Der Verbraucher hat noch nichts davon bemerkt.
Das heizt weiterhin die Diskussion an - auch um die Zukunft der PKV, denn noch sind Pläne für eine Bürgerversicherung Kopfpauschale nicht vom Tisch. Doch die Lobby hält offenbar still. Viel zu sanft sind die Einwände der PKV. Denn jeder weiß doch inzwischen, dass das Finanz-System der GKV vom Umlageverfahren auf eine zukunftssichernde Kapitaldeckung umgeändert werden müsste. Wer bremst denn?
Die jüngste Nachricht vom PKV-Verband: Es werde keinen unabhängigen Standard-Tarif für jeden der Versicherten geben. Richtig sei aber, dass die PKV intensive Überlegungen zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens anstelle. In wenigen Monaten sei mit Ergebnissen zu rechnen.
Dagegen zeigt die Allianz Private Krankenversicherung Aktionismus. Die Akteure des deutschen Gesundheitswesens seien zu weit mehr Reformen bereit, als die derzeitigen Debatten um die Finanzlage der Krankenkassen vermuten lasse, fanden Meinungsforscher und Berater (Mummert Consulting) für den Branchenführer in Form des jüngsten "Branchenbarometer Krankenversicherung" heraus. Mangelt es an Initiative?
Das Branchen-Barometer zeigt: Nur jeder fünfte befragte Entscheider aus der Phalanx der GKV spricht sich noch gegen ein künftiges kapitalgedecktes Verfahren aus. Hier könnte man jetzt ansetzen.
"Die Fortschritte bei der Reform sind ausgesprochen unbefriedigend!" begründet Ulrich Rumm, Vorstands-Chef der Allianz Private Kranken, die Wichtigkeit der Studie. Der Marktführer hatte schon im Herbst 2003 angebliche Nachhaltigkeit und Generationen-Gerechtigkeit der Reform-Vorschläge kritisiert und handfeste Alternativen aufgezeigt.
Während die neuen Zuzahlungen beim Arztbesuch und bei Rezepten für Medikamente und andere Heil- und Hilfsmittel den Verbraucher arg beuteln, sind sich Politiker, Funktionäre und Mediziner einig: "Keine Tabus beim Kosten senken im Gesundheitswesen". Kostendämpfende Elemente sind gefragt. Die befragten Entscheider der Allianz-Studie wissen auch, wo sie zu orten sind.
- 75 Prozent der Befragten meinen, dass die Novellierung der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte und Zahnärzte mit stärkeren kostendämpfenden Elementen versehen werden müsse.
- 71 Prozent sind für eine Selbstbeteiligung aller Patienten bei allen medizinischen Leistungen (außer bei medizinisch notwendigen Grundleistungen).
- 54 Prozent fordern eine Ausgliederung versicherungsfremder Leistungen aus der GKV.
- 53 Prozent begrüßen die Einführung von Fallpauschalen im ambulanten Bereich.
- 45 Prozent sind für eine weitere Beschneidung des Leistungskatalogs der GKV um ärztliche Leistungen.
Das alles sei jedoch kein Allerheilmittel gegen die Misere, denn – so begründen die Befragten – Arbeitslosigkeit und eine gewisse Überalterung gefährden die Gesundheitsversorgung weiterhin.
Während sich die PKV-Lobby stark zurückhält, bieten einige private Krankenversicherer sogenannte Ergänzungs-Tarife an, über die auch GKV-Versicherte die höhere Kosten und neuerlichen Zuzahlungen auffangen könnten. Außerdem macht inzwischen rund ein Dutzend PKV-Unternehmen gemeinsame Sache mit gesetzlichen Krankenkassen. Einige AOK’s, die Barmer (BEK) und die DAK sowie einige Betriebs- und Innungs-Krankenkassen gingen Bündnisse mit Privaten wie der Alten Oldenburger, DKV, HUK-Coburg, HanseMerkur, DEVK, ASSTEL sowie SIGNAL IDUNA ein. Es sind noch "Adressen frei" heißt es in der Lobby. Für weitere Nachzügler werde der Markt allerdings langsam eng.
Da kommt die neue Hiobsbotschaft, dass private Krankenversicherer wie AXA, Barmenia oder HUK-Coburg zwar ihre Beiträge erhöhen, gleichzeitig aber auch die vertraglichen Ansprüche von Privatpatienten zusammenstreichen, nicht gerade gut. Inzwischen wurde hierfür bereits die deutsche Gerichtsbarkeit bemüht.
Außer einer Vielzahl enttäuschter Verbraucher und sich rechtfertigende Politiker äußert sich kaum jemand öffentlich zu den Unmöglichkeiten der Gesundheitsreform. Die Vermittler leiden unter der Reaktion. Akquise in Sachen neues Krankenversicherungsgeschäft wird immer schwerer.
Autor(en): Marianne Storck