Eindringliche Warnung vor Ignoranz

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Die Digitalisierung schreitet unablässig voran. Auch die Assekuranz kann sich ihr nicht entziehen. Wie die Versicherungsindustrie sich am besten wappnet, hat das Beratungsunternehmen KPMG in der Studie „Neues Denken, neues Handeln – Insurance Thinking Ahead“ beleuchtet.





Einige Zahlen und Fakten werfen ein Schlaglicht auf die weltweite Digitalisierung:
Die Welt ist vernetzt: Fünf Milliarden vernetzte Geräte gab es nach Schätzungen des „Handelsblatts“ 2016 weltweit - 2020 werden es 20 Milliarden sein.
Die digitale Wertschöpfung ist enorm: Das zusätzliche Wertschöpfungspotenzial durch Digitalisierung beträgt hierzulande bis zum Jahr 2025 425 Milliarden Euro, so der Bundesverband der Deutschen Industrie 2015. Versicherungsschäden werden innerhalb der kommenden fünf Jahre um 20 Prozent mehr automatisiert bearbeitet werden (Schätzung, Bain & Company 2015).
Der Vertrieb der Zukunft funktioniert online: Mittlerweile informieren sich 82 Prozent der Kunden vor einem Versicherungskauf online (GDV 2015). Kunden, die per Facebook gewonnen werden verursachen 21 Prozent geringere Kosten als bei traditioneller Displaywerbung (Aviva 2015).
Neue Player treten in den Markt ein: 2015 wurden weltweit 13,7 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung von Fintechs investiert - 2,6 Milliarden US-Dollar davon in Insurtechs.

Die Versicherer haben auf die Entwicklung reagiert und "beeindruckende Budgets zur Entwicklung von digitalen Strategien genehmigt", so die Studienmacher. Die Geschäftsmodelle haben sich bereits verändert. Automatisierung spielt eine wichtige Rolle. Allerdings reiche es nicht aus, lediglich Kosten zu reduzieren. Die Digitalisierung müsse einen spürbaren Kundennutzen schaffen. Die Experten erwarten, dass über die Automatisierung hinaus das zusätzliche Element der Prozessintelligenz Einzug halten wird.

"Digitalisierung betrifft sämtliche Elemente der Wertschöpfungskette, nicht nur die Präsenz in Social Media, digitale Vertriebsansätze und den elektronischen Versicherungsordner."
KPMG, Insurance Thinking Ahead 2017

Als Erfolgsfaktoren für die Assekuranz haben sie identifiziert:
  • umfassende Herangehensweise
  • den richtigen Prozessansatz und die richtige Architektur wählen
  • auf den Kundennutzen fokussieren
  • kleine Schritte machen
  • aus den Daten lernen


Diese Entwicklungen sollten die traditionellen Versicherer nicht aus den Augen verlieren:
  • Insurtechs sind ebenso wenig wie die Digitalisierung ein temporäres Phänomen.
  • Die neuen Geschäftsmodelle sind von echten Innovationen und disruptiven Modellen noch weit entfernt. Möglicherweise müssen sie noch massiv angepasst werden. Aber sie sind flexibel und schnell.
  • Einige der Start-ups bieten inzwischen interessante operative und prozessuale Ansätze.
  • Insurtechs sind junge Unternehmen. Es gibt noch viele Insellösungen und die Anbieter in den unterschiedlichen Segmenten liefern sich einen Wettlauf. Aber die Entwicklungsgeschwindigkeit hat rapide zugenommen. "Erfahrungsgemäß setzt in einem Markt mit zunehmender Reife irgendwann die Konsolidierung ein….wie auch horizontal, also segmentübergreifend. Letzteres könnte ein ernst zu nehmendes Bedrohungspotenzial für die Versicherungsindustrie bergen", warnen die Unternehmensberater.


Letztlich lautet der Ratschlag der Studienmacher, nicht nur mit den neuen, jungen Unternehmen zu sprechen, sondern ernsthaft mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die Verantwortlichen in den Versicherungsunternehmen sollten auch nicht vergessen, dass die Digitalisierung nicht nur Gefahren mit sich bringe, sondern mit Cyber-Risiken und den entsprechenden Versicherungslösungen auch neue Geschäftsfelder eröffne.
(Dazu in Kürze mehr auf versicherungsmagazin.de).

Die Studie
Basis der Studie sind über 100 Marktgespräche, die zwischen Oktober 2015 und Dezember 2016 mit Versicherern, spezialisierten Versicherungsmaklern sowie Dienstleistern und Insurtechs geführt wurden. Ergänzend wurde Fachliteratur, externe Datenbanken, Unternehmensinformationen sowie Pressemitteilungen genutzt.

Quelle: KPMG
Bild: © Sergey Nivens/Fotolia.com

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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