Markus Eisenhut (31) ist Geschäftsführer von "Finanzmensch" und hat sich auf nachhaltige Versicherungsprodukte und den nachhaltigen Betrieb spezialisiert. Im Interview mit Versicherungsmagazin erklärt er die Abläufe in seinem eigenen Betrieb, wie Makler die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage einfacher umsetzen könnten und in welchen Bereichen Versicherer sich beim Thema Nachhaltigkeit inzwischen besser anstellen.
Markus, was sind für dich die wichtigsten Voraussetzungen, um im Maklerbetrieb nachhaltig zu sein?
Markus Eisenhut: Für mich ist es wichtig, dass im Prozess die Nachhaltigkeit in jedem Thema berücksichtigt wird. Das heißt, ich muss mir, wenn ich Mandanten berate, auch Gedanken machen zu Zeitmanagement, Effektivität und dazu, wie viele Daten ich anlege.
Wie stellt sich das in deinem Betrieb dar?
Wir haben zum Beispiel unsere E-Mail-Konten und unsere Cloud bei der Speicherkapazität gedeckelt. So lernen die Mitarbeiter, unwichtige E-Mails und Dateien zu löschen und nur die wichtigen zu archivieren. So zieht es sich in jedem Prozess durch, und wir machen uns auch immer Gedanken in welchen Punkten wir uns noch verbessern können. Natürlich müssen auch die Produkte, die ich anbiete, nachhaltig sein, das ist meine erste Voraussetzung. Bei Finanzmensch orientieren wir uns dabei auch an den nachhaltigen DIN-Normen.
Eigentlich ist die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage verpflichtend für Maklerinnen und Makler, doch die praktische Umsetzung ist für viele zu umständlich. Wie könnten Makler die Abfrage denn einfacher umsetzen?
Die meisten Makler kennen sich mit dem Thema nicht gut genug aus und ihnen fehlt die Übersetzung in ihre Produktwelt. Ich denke, Versicherer und Investmentgesellschaften sollten zusammenarbeiten und eine solche Übersetzung der Abfrage für Makler anbieten. So könnten auch die, die sich nicht ausreichend auskennen, Kunden beraten, die gerne einen Anteil an nachhaltigen Produkten haben möchten.
Aus der Branche kommt häufig die Kritik, dass die Präferenzabfrage zu bürokratisch und deshalb auch nicht gut umsetzbar ist. Siehst du das ähnlich, könnte die Abfrage verbessert werden?
Die Abfrage ist tatsächlich nicht klar geregelt und mit viel bürokratischem Aufwand verbunden, wenn man genau vorgeht. Deswegen gibt es verschiedene Hilfsleistungen, bei denen der Umfang der Abfrage reduziert ist. Ich habe schon mit Universitäten gesprochen, welche die Fragen für die Abfrage entwickeln und Anlageformen prüfen. Da sind die Fragen vielzählig und sehr komplex. Das müsste zusammengestaucht werden.
Manche Versicherer stehen im Verdacht, sich selbst als "grüner" darzustellen, als sie sind. Siehst du denn auch positive Ansätze und Entwicklungen in der Branche beim Thema Nachhaltigkeit?
Auf jeden Fall gibt es positive Beispiele. Wir treten als Teil der Mehrwert GmbH oft in Kontakt mit Versicherern, wenn sie neue Produkte entwickeln. Im Dialog mit den Unternehmen schauen wir dann, wie man nachhaltige Produkte aufbauen kann. Unter anderem gibt es inzwischen Fonds mit Investments in Erneuerbare Energien und Immobilien sowie ökologische und soziale Fonds.
Die Versicherungsgesellschaften sind da also schon gesprächsbereit, aber man muss sie sich wie einen großen Tanker vorstellen: Man kann einfach nicht so schnell den Kurs wechseln. Viele sind inzwischen jedoch auf dem Weg.
Sind schon viele Kundinnen und Kunden zu dir gekommen, gerade weil du nachhaltige Beratung und Produkte anbietest?
2021 und 2022 hatten wir einen kleinen Boom beim Thema Nachhaltigkeit, da haben die Menschen gezielt danach gesucht und mir gesagt, sie möchten darauf achten. Mittlerweile sind viele aber vom Thema abgeschreckt und es gibt weniger Anfragen dazu. Trotzdem ist es noch so, wenn ich die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage mache, dass jeder offen dafür ist und es allen wichtig ist, beispielsweise nicht in Waffen zu investieren.
Künstliche Intelligenz ist momentan ein riesiger Trend in der Branche. Da der Einsatz von KI sehr viel Energie benötigt, gilt es allerdings nicht unbedingt als eine sehr nachhaltige Technologie. Wie siehst du diese Entwicklung?
Ich denke schon, dass KI die Branche verändern wird und eine riesige Chance darstellt. Es geht immer darum, wofür sie eingesetzt wird, dann kann sie auch aus ökologischer und sozialer Sicht Vorteile bringen. Auf mein Unternehmen bezogen sehe ich vor allem den Vorteil, dass KI-Tools einen Großteil der Datenverarbeitung übernehmen können. So hätten meine Mitarbeiter mehr Zeit für Kundengespräche, die ihnen auch mehr Spaß machen.
Autor(en): Frederik Schmidt