Die deutschen Lebensversicherer konnten sich 2021 hinsichtlich der Eigenkapitalausstattung deutlich gegenüber dem Vorjahr verbessern. Das geht aus einer Untersuchung der Berichte über Solvabilität und Finanzlage (SFCR) durch Franke und Bornberg Research hervor. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Map-Report Nr. 924.
Nur noch neun statt bisher 17 Anbieter lagen ohne Übergangsmaßnahmen bei einer Bedeckungsquote von unter 100 Prozent. Der Map-Report trägt den verschiedenen Berechnungsformeln Rechnung. Die Solvabilitätsquote wird sowohl mit Volatilitätsanpassung (VA) und Übergangsmaßnahmen (ÜM) als auch ohne jegliche Hilfsmaßnahmen abgebildet. Mit bilanziellen Hilfsmaßnahmen sind längst alle Lebensversicherer im sicheren Boot. Die niedrigsten Quoten unter Berücksichtigung sämtlicher Übergangsmaßnahmen veröffentlichten die Bayerische (244,2 Prozent), Athora (279,2) und Hanse-Merkur (283,4). Im vergangenen Jahr lagen die geringsten Bedeckungsquoten noch deutlich unter 200 Prozent, wie der Map-Report feststellt.
Aufsichtsquote ist stark gestiegen
Die aufsichtsrechtlich relevante SCR-Quote der LV-Branche (anrechenbare Eigenmittel der Branche im Verhältnis zum SCR der Branche inklusive Übergangsmaßnahmen) beläuft sich auf 518,5 Prozent. Im Vergleich zum Jahresende 2020 (381,2 Prozent) ist die Kennzahl damit um rund 137 Prozentpunkte gestiegen. „Nicht ganz unbeteiligt dürfte das gegenüber dem Jahr 2020 gestiegene Zinsniveau gewesen sein, das zu einer Reduzierung der Solvenzkapitalanforderungen geführt hat“, erläutert der Report.
Grundsätzlich ist der Vergleich der einzelnen Anbieter schwierig. Denn einige Versicherer nutzen ein internes Modell zur Berechnung der Fähigkeit die dauernde Erfüllbarkeit der eingegangenen Verpflichtungen jederzeit durch ausreichende Eigenmittel sicherzustellen. Demgegenüber rechnet die überwiegende Anzahl der Versicherer nach einer Standardformel. Auch hier ist der Map-Report lesenswert, denn er gibt eine Übersicht über alle Modelle und wer welche Maßnahmen nutzt.
Als Ziel wird das Jahr 2032 angepeilt
Lässt man den Einfluss der unterschiedlichen Modelle einmal beiseite, gibt es somit drei wesentliche Solvenz-Quoten. Die Solvenz-Quote-PUR, die Solvenz-Quote-VA und die Solvenz-Quote-VA-plus-RT. VA bewirkt, dass die historisch niedrige Zinskurve salopp gesagt etwas steiler verläuft. Irgendwann holt die „geschönte“ Kurve die reale wieder ein. Denn irgendwann, so die Prognose aller Experten in der Vergangenheit, werden die Zinsen wieder steigen. 2021 und 2022 ist das nun schon eingetroffen.
RT bewirkt eine Reduktion der Solvency-II-Rückstellung und somit eine Erhöhung der Eigenmittel. Zu Beginn der 16-jährigen Übergangsphase wird die Differenz der versicherungstechnischen Netto-Rückstellungen als Abzug der Solvency-II-Rückstellung hinzugefügt und im Verlauf des Übergangszeitraumes linear wieder reduziert – von 100 Prozent am 1. Januar 2016 auf 0 Prozent am 1. Januar 2032.
Viele „Schwache“ schon über den Berg
Versicherungsmagazin hat sich nun vor allem die „Schwachen“ angeschaut. Und in der Solvenz-Quote-PUR dargestellt (siehe Tabelle unten). Hier zeigt sich, dass die meisten Schwachen schon über den Berg sind. Überall – mit Ausnahme der Frankfurt Münchener – ist auch die reine Quote gestiegen. Viele Anbieter, wie die VRK, die Debeka, die Bayerische Beamten, die Neue Leben, der HDI oder die Signal Iduna, haben die magische Grenze von 100 Prozent auch ohne bilanzielle Hilfen überwunden.
Die gute Botschaft für die Branche lautet: Es dürfte bis zum Stichtag in 2032 wohl wirklich nur noch sehr vereinzelte Anbieter geben, die es nicht aus eigener Kraft schaffen, sich auf sichere Füße zu stellen. Die regelmäßigen Hiobsbotschaften der Verbraucherschützer kann man mit dem aktuellen Trend bei den Anbietern gut aushebeln.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek