Düstere Naturkatastrophen-Bilanz: 2011 toppt die Vorjahre

Niemals zuvor gab es weltweit so hohe Schäden, die durch Naturkatastrophen verursacht wurden, wie im vergangenen Jahr. Die Munich Re beziffert in ihrer Naturkatastrophen-Bilanz 2011 die gesamtwirtschaftlichen Schäden auf rund 380 Milliarden US-Dollar - eine Steigerung von gut 70 Prozent gegenüber dem bisherigen "Rekordjahr" 2005 mit Schäden in Höhe von 220 Milliarden US-Dollar. Die versicherten Schäden übertrafen mit 105 Milliarden US-Dollar ebenfalls den Rekordwert von 2005 (101 Milliarden US-Dollar).

Mit rund 820 schadenrelevanten Ereignissen liegt 2011 etwa im Schnitt der vergangenen zehn Jahre. 90 Prozent der registrierten Naturkatastrophen waren wetterbedingt - aber knapp zwei Drittel der gesamtwirtschaftlichen und rund die Hälfte der versicherten Schäden entfielen auf geophysikalische Ereignisse wie Erdbeben. Im Mittel der vergangenen drei Jahrzehnte trugen geophysikalische Ereignisse bislang nur zu knapp zehn Prozent zu den versicherten Schäden bei. Rund 70 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Schäden entfielen 2011 auf Asien.

Teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten
Das folgenschwerste Ereignis des Jahres war das Tohoku-Erdbeben am 11. März in Japan, als sich 130 Kilometer östlich der Hafenstadt Sendai und 370 Kilometer nördlich von Tokio ein Seebeben der Magnitude 9,0 ereignete und einen zerstörerischen Tsunami auslöste, der 16.000 Menschen das Leben kostete und die Havarien mehrerer Reaktorblöcke im Atomkraftwerk Fukushima 1 auslöste. Selbst ohne Berücksichtigung der Folgen des Atomunglücks belaufen sich die gesamtwirtschaftlichen Schäden durch das Beben und den Tsunami auf 210 Milliarden US-Dollar - die teuerste Naturkatastrophe aller Zeiten. Der Anteil der versicherten Schäden betrug möglicherweise bis zu 40 Milliarden US-Dollar. (siehe auch , vom 15.3.2011)

Vor der Tsunami-Katastrophe in Japan hatte am 22. Februar ein Beben der Magnitude 6,3 die neuseeländische Stadt Christchurch erschüttert. Die Besonderheit: Dort hatte sich erst sechs Monate zuvor ein schweres Beben der Magnitude 7,1 ereignet. Die Schäden waren enorm: Zahlreiche ältere Gebäude stürzten ein, viele neue Gebäude schwer wurden beschädigt. Einige Wohngebiete werden nicht mehr aufgebaut. Die gesamtwirtschaftlichen Schäden betrugen 16 Milliarden US-Dollar, davon war ein großer Anteil - rund 13 Milliarden US-Dollar - versichert.

Wetterkatastrophen: Hochwasser in Thailand
Von den zahlreichen Wetterkatastrophen des Jahres ist vor allem das Hochwasser in Thailand zu nennen. Ausgelöst wurde es durch extreme Niederschläge, die bereits im Frühjahr begannen und ihren Höhepunkt im Herbst erreichten. Die diesjährigen Überschwemmungen wurden von den Behörden als die schlimmsten seit rund 50 Jahren eingestuft. Durch das Hochwasser verloren etwa 800 Menschen ihr Leben. Es wurden nicht nur hunderttausende Häuser und riesige landwirtschaftliche Flächen, sondern auch sieben große Industriegebiete mit Produktionsanlagen vor allem japanischer Konzerne überschwemmt. Dabei wurden viele Hersteller elektronischer Schlüsselkomponenten betroffen, was wiederum zu Verzögerungen oder gar Produktionsunterbrechungen bei deren Kunden führte. Mit gesamtwirtschaftlichen Schäden in zweistelliger Milliardenhöhe ist es bei weitem die teuerste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes.

Nordamerika: Glück im Unglück
Ungewöhnlich heftig verlief die Tornadosaison in den Südstaaten und im Mittleren Westen der USA. Mehrere Serien von Unwettern mit zahlreichen Tornado-Ausbrüchen verursachten in der Summe einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von rund 46 Milliarden US-Dollar, wovon rund 25 Milliarden US-Dollar versichert waren. Die Serie von Unwettern ist laut Munich Re wesentlich durch das Klimaphänomen La Niña zu erklären. Dass die Schäden aus Hurrikanen im Nordatlantik blieben relativ moderat blieben, sei wie schon 2010 nur durch Zufall zu erklären, denn die Zahl der gezählten tropischen Wirbelstürme habe mit 18 in dieser Saison weit über dem langfristigen Durchschnitt (11) und auch über dem Schnitt der seit Mitte der 90er Jahre anhaltenden Warmphase (15) mit erhöhter Sturmaktivität gelegen. Aber: Nur drei benannte Stürme erreichten das US-Festland. Hurrikane Irene erzeugte in der Karibik und in den USA einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von 15 Milliarden US-Dollar, davon waren sieben Milliarden US-Dollar versichert.

Alles Zufall?
Trotz der negativen Bilanz für 2011 sieht man bei Munich Re keinen Trend für die kommenden Jahre. Torsten Jeworrek, im Vorstand von Munich Re für das weltweite Rückversicherungsgeschäft zuständig sagte: "So eine Serie schwerster Naturkatastrophen wie im abgelaufenen Jahr ereignet sich zum Glück nur sehr selten. Wir haben es mit Ereignissen zu tun, deren Wiederkehrperioden bezogen auf den Ort des Ereignisses zum Teil bei einmal in 1000 Jahren oder sogar höher liegen." Man sei aber auf solche Extreme vorbereitet. Es sei Aufgabe der Versicherungswirtschaft, auch für extreme Schäden aufzukommen und aus den Ereignissen zu lernen, um die Menschheit besser vor den Folgen der Naturgewalten zu schützen.















Quelle: Munich Re
Quelle Tabellen: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, GeoRisikoForschung, NatCatSERVICE

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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