Drohende Altersarmut in den neuen Ländern

Den Menschen in Ostdeutschland droht die Armut im Alter, wie zwei SPD-Minister aus den neuen Ländern prognostizieren. Viele hätten nur Anspruch auf eine Rente auf Hartz-IV-Niveau, weil sie keine ausreichenden Versorgungsansprüche aufbauen konnten. Der sieht diese Entwicklung für ganz Deutschland voraus und warnt vor Millionen armen Rentnern.

Nur noch Grundsicherung zu erwarten
In den neuen Ländern drohe mittelfristig eine starke Zunahme der Altersarmut. In absehbarer Zukunft würden viele Rentner in den neuen Ländern nur noch eine niedrige Altersversorgung erhalten oder auf die sogenannte Grundsicherung im Alter angewiesen sein, weil sie wegen langer Arbeitslosigkeit oder zu niedriger Einkommen keine ausreichenden Versorgungsansprüche aufgebaut haben. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine Analyse, die der , Jens Bullerjahn, gemeinsam mit dem Sozialminister von Mecklenburg-Vorpommern Erwin Sellering (beide SPD) verfasst hat. Demnach wird die Zahl der, wie es in dem Papier heißt, "verhältnismäßig reichen" Rentner im Osten sich allmählich verringern und zu einem beträchtlichen Teil durch eine Generation vergleichsweise "armer" Rentner ersetzt werden.

Ein Blick ins Jahr 2025 zeige laut Bullerjahn und Sellering, dass sich die in den neuen Ländern typische Kombination von überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit und unterschiedlichem Lohnniveau zunehmend auf die Alterseinkünfte niederschlage. Auch würden die Folgen der minimalen Rentenabsicherung für Bezieher von Arbeitslosengeld und Mini-Jobber deutlicher sichtbar.

Viele können keine zusätzliche Altersvorsorge aufbauen
Es komme erschwerend hinzu, dass viele Ostdeutsche - anders als künftige Rentner im Westen - aufgrund ihrer Erwerbslage keine zusätzliche Altersvorsorge aufbauen könnten. Bei Frauen und Männern werde die durchschnittliche Rentenhöhe zurückgehen. Während von 1942 bis 1946 geborene Männer noch im Schnitt 967 Euro erhielten, würde die Durchschnittsrente der in den Jahren 1957 bis 1961 geborenen bei 820 Euro liegen. Für Frauen nennt die Analyse einen Rückgang von 820 auf 690 Euro.

Dabei könnten viele heute Erwerbstätige wegen ihres geringen Einkommens gar keine Anwartschaften auf eine Rente aufbauen, die noch oberhalb der Grundsicherung für Rentner lägen. Das sei erst mit einem Einkommen oberhalb eines Stundenlohns von 7,50 Euro möglich, bei fast jedem fünften im Osten liege der Verdienst darunter. Erst recht würden Langzeitarbeitslose keine ausreichenden Ansprüche erwerben. Auch für sie bliebe nur die Grundsicherung, die etwa dem Niveau von Arbeitslosengeld II entspricht. Die Autoren befürchten Folgen vor allem für schwache Regionen im Osten, die besonders stark von der Abwanderung junger, gut qualifizierter Leute betroffen sind.

Das Thema Altersarmut wird unterschätzt
Der Deutsche Gewerkschaftsbund befürchtet bundesweit eine dramatisch zunehmende Altersarmut in Deutschland. Derzeit lebe "die letzte Rentner-Generation, in der die allermeisten noch ein auskömmliches Einkommen haben". Das werde schon in wenigen Jahren anders sein, so DGB-Chef Michael Sommer. "Wir werden spätestens in 15 Jahren Millionen Rentner haben, die - wenn nichts passiert - von Sozialhilfe leben müssen", warnte Sommer. Das Thema Altersarmut werde völlig unterschätzt. Der DGB-Chef forderte eine Debatte über den künftigen Kurs des Rentensystems. "Wir müssen angesichts der Überalterung unserer Gesellschaft die Frage stellen, wie das System künftig bezahlbar bleiben soll und gleichzeitig eine solide Sicherung im Alter garantiert."

Bildquelle: Pixelio

Autor(en): Susanne Niemann

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