Seltene Einigkeit gab es bei den vier Vorstandsvorsitzenden, der so genannten Elefantenrunde, in einer Podiumsdiskussion um die Zukunft des Vertriebs bei der DKM 2019, darüber, dass die Zukunft des Vertriebs sowohl digital als auch persönlich durch Vermittler sein werde. Es diskutierten Achim Kassow (Ergo), Christoph Bohn (Alte Leipziger), Carsten Schildknecht (Zurich) und Norbert Rollinger (R+V).
Die größte digitale Herausforderung für die Versicherer sei die Übertragung des Altbestands an Verträgen in die neue digitale Welt, meinte Rollinger. Wörtlich sagte er: "Da tun wir uns schwer." Bestätigt wurde diese Einschätzung von Zurich-Chef Schildknecht, der vor der Digitalfalle warnte, indem man nur die Frontsysteme modernisiere. Man müsse auch in die Altbestände investieren. Die Zurich sei mitten in der Migration und investiere dafür 50 bis 100 Millionen Euro im Jahr.
Hohe Investitionen notwendig
Neue Bestandssysteme für das Lebengeschäft mit Industriestandard sei das Ziel von Ergo-Chef Kassow, während seiner Einschätzung nach im Schaden- und Unfallbereich die vorhandenen Systeme mit einer Digitalisierung der Kundenschnittstelle noch tragfähig seien. Er sprach von rund einer Milliarde Euro Gesamt-Investition in die Sanierung der Infrastruktur.
Kooperation mit Insurtechs
Alte Leipziger-Chef Bohn sprach davon, dass sein mittelständisches Unternehmen nicht alles selbst machen könne. Er setze auf Kooperation etwa mit Insurtechs, um Innovationen schnell unzusetzen. Während es früher außer IBM und Siemens wenig mögliche Kooperationspartner gebe, könnten diese Rolle heute auch die Fintechs ausfüllen.
Die Frage der digitalen Ökosysteme
Die Branche sei schlecht geeignet, eigene digitale Ökosysteme zu bauen, meinte R+V-Chef Rollinger. Möglich sei es in speziellen Bereichen. So sei die R+V Marktführer im Bereich Spedition und Transport und habe eine App für Spediteure im Angebot mit Lösungen zu den branchenspezifischen Problemen wie Fahrermangel, Ausbildung zum Fahrer, fehlenden Parkplätzen.
Vom Wert persönlicher Beziehungen
Der Vermittler spiele eine besondere Rolle als Vertrauensanker beim Kunden, betonte Ergo-Chef Kassow. Seine persönliche Beziehung zum Kunden sei der Schlüssel, um vertriebsrelevante Daten vom Kunden zu erhalten.
Autor(en): Bernhard Rudolf