Mit der Neodigital Versicherung AG, der DFV Deutschen Familienversicherung und Community Life stellten drei digitale Versicherer ihre erfolgreichen Geschäftsmodelle bei der 5. Konferenz für Finanztechnologie am 24. September in Frankfurt am Main vor. Die Konferenz wurde von Bankmagazin und Versicherungsmagazin organisiert.
In der Session "Versicherungen und Innovationen" stellte Gründer und CEO Stephen Voss von Neodigital sein Unternehmen vor, das 2017 als Insurtech gestartet und als Versicherer mit BaFin-Lizenz gelandet ist. "Wir sind mittlerweile ein echt funktionierender Versicherer mit nun 60.000 Kunden und haben alleine in diesem Jahr 50.000 neue Kunden ohne Zukäufe akquiriert", erläuterte Voss. Neodigital verbinde viel Innovation mit klassischen Tugenden mit viel Versicherungserfahrung.
Die Versicherungsfabrik Neodigital
Neodigital agiert dabei als digitale Versicherungsfabrik mit entsprechender Wertschöpfungskette und Prozessen. "Wir haben erkannt, dass in der Branche noch viel Potenzial in schnellen und effizienten Prozessen liegt", erklärte Voss. Neodigital ist ein Sachversicherer im Privatkundenmarkt. "Wir haben unsere Produkte als modularen Produktbaukasten aufgebaut. Wir können theoretisch aus den verschiedenen Merkmalen 430 Millionen verschiedene Haftpflichtversicherungsprodukte bauen." Die Betonung liege auf theoretisch. Hier bietet Neodigital diese Produkte als White-Label den Versicherern an. Ziele und weitgehend umgesetzt sind einfache und Bedienbare Prozesse, klare und transparente Kommunikation und 24/7-Erreichbarkeit im Schadenfall. Mit der "My Neo Self Service Web-App" seien darüber hinaus digitale Prozesse in Echtzeit mit Kunden und Vertriebspartner möglich. Man verstehe sich aber B-to-B-to-C-Anbieter.
Vertragsabschluss innerhalb von Sekunden
"Die Deutsche Familienversicherung als erstes funktionierendes Insurtech" lautete der Titel von Marcus Wollny, COO-IT-Betriebsvorstand des Versicherers. "Nahezu alle Prozesse sind digitalisiert", erklärte Wollny. Die DFV sei umgekehrt zu Neodigital als Versicherer gestartet und verstehe sich nun als Insurtech. Und das erfolgreich: Das Prämienvolumen werde von gut 75 Millionen Euro im Vorjahr auf 100 Millionen Euro 2019 steigen. Ein Vertragsabschluss sei dank Alexa (Amazon) und Amazon Pay oder Pay Pal innerhalb von Sekunden möglich.
Einfache gleich erfolgreiche Produkte
Die Grundlage des Erfolgs sieht Wollny in dem eventbasierten Bestandsführungssystem. Die Automatisierung der Prozesse sei die Voraussetzung der digitalen Versicherung. Beispielsweise könne der Kunde mit Eingabe des Alters im Web auf Knopfdruck alle Preise auf einen Blick sehen. Ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor sei die Vereinfachung der Produkte. Als Beispiel nannte der COO, dass die DFV statt der herkömmlichen Unfalldefinition die Definition nach der International Classification of Diseases verwende. Als Unfall gilt demnach der unfreiwillige Eintritt einer Gesundheitsschädigung aufgrund einer äußeren Ursache. Die DFV bekam auch dafür 2018 eine Auszeichnung beim Innovationspreis der Assekuranz.
Schnelle Prozesse im Fokus
"Digital und persönlich" war das Schlagwort bei Dr. Claudia Lang, Gründerin und CEO der Community Life GmbH. Das Unternehmen konzentriert sich auf biometrische Risiken, speziell Risikolebensversicherungen. Auch Lang hob die Schnelligkeit der Prozesse beim Antrag und der Policierung hervor. Besonders erwähnte sie die Möglichkeit einer anonymen Gesundheitsprüfung. Jedoch habe der Kunde immer auch die Möglichkeit, wenn er es wünscht, mit einem Menschen im Dialog bestimmte Fragen zu erörtern. Über ein Self Service Portal könne er Daten ändern. Jeder Kunde habe online ein Logbuch über den kompletten Kundenkontakt. Wenn er einwilligt, könnten die Beratungsgespräche auch aufgezeichnet und dort hinterlegt werden.
Was digitale Versicherer auszeichnet
Alles in allem machte die Konferenz deutlich, dass Insurtechs einen wertvollen Beitrag zur Fortentwicklung der Branche leisten. Zum einen können Prozesse und Kundenschnittstellen durch die Digitalisierung erheblich verbessert werden. So werden auch kreative Produktentwicklungen im Modularsystem wie bei Neodigital möglich. Fazit: Traditionelle Versicherer können noch viel von diesen jungen Unternehmen lernen.
Autor(en): Bernhard Rudolf