Für 2019 werden die deutschen Lebensversicherer der Zinszusatzreserve (ZZR) rund neun Milliarden Euro zuführen. Dies schätzen die Experten der Ratingagentur Assekurata in ihrem Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2019/2020.
Die Analysten bescheinigen der ZZR eine beachtliche Wirkung: Seit ihrer Einführung im Jahr 2011 haben die deutschen Lebensversicherer 65 Milliarden Euro zugeführt. Hierdurch gelang es den Unternehmen, die durchschnittliche Garantiezinsanforderung zum 31. Dezember 2018 von nominal 2,75 Prozent auf effektiv 1,90 Prozent zu senken. Dies sei für die Lebensversicherer ein Kraftakt gewesen, kommentiert Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. "Ohne massive Auflösungen von Bewertungsreserven aus der Kapitalanlage wäre dies vielfach nicht möglich gewesen", so Heermann.
Rund ein Drittel ihrer Kapitalanlagen umgeschlagen
Die Versicherer haben bereits knapp ein Drittel ihrer Kapitalanlagen (rund 350 Milliarden Euro) zur ZZR-Finanzierung umgeschlagen. "Allein die dafür angefallenen Transaktionskosten dürften sich auf gut eine halbe Milliarde Euro summieren", schätzt Heermann. Noch schwerer wiege allerdings der Umstand, dass das Geld über die Jahre nur zu durchschnittlich 1,50 bis 2,00 Prozent neu angelegt werden konnte und dies mit stark rückläufiger Tendenz.
Die so genannte Korridormethode, die von der Deutschen Aktuarvereinigung in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht entwickelt wurde, schafft seit Oktober 2018 Entlastung für die Lebensversicherer, denn sie schont deren Bewertungsreserven. Die Methode verschaffe den Unternehmen eine "valide Planungsperspektive", so die Analysten. Trotzdem kämen die meisten Versicherer nicht darum herum, weitere Zuführungen zur ZZR leisten zu müssen. Für 2019 gehen die Experten von einer Netto-Zuführung von neun Milliarden Euro aus.
Abbau ab 2025
Ab dem Jahr 2025 werde ein ZZR-Abbau erkennbar sein, so die Prognose. Allerdings werde es in der Branche große bestandsindividuelle Unterschiede geben. Anbieter mit hohen Beständen der älteren Rechnungszinsgeneration 3,50 bis 4,00 Prozent würden ihren Bedarf bereits weitgehend ausfinanziert haben. Zuführungen noch über viele weiter Jahre müssten die Lebensversicherer leisten, die nach der Jahrtausendwende große Neugeschäftsvolumina bei Rentenversicherungen mit Garantiezins ab 3,35 Prozent abwärts verzeichnen konnten.
Assekurata geht davon aus, dass sich mit Blick auf die Kapitalanlagerenditen die Nettoverzinsung nach und nach der laufenden Durchschnittsverzinsung anpassen werde, da die außerordentlichen Erträge aus der Auflösung der Bewertungsreserven an Relevanz verlieren würden. Aber auch die laufende Durchschnittsverzinsung werde weiter sinken. Derzeit liege sie nahe der Drei-Prozent-Marke, marktweit rund ein Prozent niedriger als 2011. "Da das Zinsniveau voraussichtlich niedrig bleibt und die Kapitalanlagen von Lebensversicherern typischerweise eine geringerer Laufzeit aufweisen als die Leistungsversprechen an die Kunden, sollte die Garantiefinanzierung auch künftig im Auge behalten werden", mahnt Heermann.
Autor(en): Versicherungsmagazin.de