Die neue Flexibilität

Innovationen sind gefragt. Die Versicherungsbranche sucht nach neuen Wegen. Mit der Deregulierung des Marktes vor Jahren ist zwar Vieles möglich geworden, doch echte Innovationen sind schwer zu finden. Nun setzt man auf "Flexibilität".

Wen wunderst, dass inzwischen 69 Prozent der deutschen Finanzmakler glauben, dass flexible und kombinierbare Versicherungsprodukte bis 2010 immer wichtiger werden. Belegt wird diese Erkenntnis durch das Studien-Ergebnis "Branchenkompass Innovative Finanzprodukte" des Finanzdienstleisters Delta Lloyd und des F.A.Z.- Instituts. Der Grund: Die privaten und beruflichen Lebensumstände der Versicherten sind mehr denn je starken Veränderungen unterworfen. Die Versicherer müssen sich den veränderten Anforderungen ihrer Kunden stellen, die wegen vermehrtem Arbeitsplatzwechsel, schwankendem Einkommen, höherer Mobilität sowie weniger starker Bindung an den Lebenspartner einen anders gearteten Versicherungsschutz nachfragen als früher.

Die bisher so beliebte Bündelung in "starren Versicherungspaketen" hat ausgedient. Dafür nehme das Sicherheitsbewusstsein der Kunden weiter zu, so die Einschätzung von 95 Prozent der Fach- und Führungskräfte im Makler-Vertrieb - die Antwort der Versicherer sind flexible Produkte.

Beispielsweise hat Delta Lloyd zwei fondsgebundene Produkte "Invest RentConcept" als private Rente und "Invest LifeConcept" als Lebensversicherung auf den Markt gebracht. Beide Produkte werden ab sofort auch mit dem Garantiefondskonzept DWS Flex Pension angeboten.

Flexibler Rentenbeginn
Wie das Unternehmen mitteilt, bietet das Invest RentConcept die nötige Flexibilität, um auf den veränderten Lebensumständen der Versicherten Rechnung zu tragen. So lasse sich etwa der Rentenbeginn (flexibel) um fünf Jahre nach vorne oder hinten verschieben. Zu Rentenbeginn kann dann zwischen Kapitalauszahlung, Bezug einer Rente oder Übertragung der Fondsanteile in ein Depot als Auszahlungsart gewählt werden.

Beide DeltaLloyd-Produkte sind nach Unternehmensangaben besonders für junge Leute und Berufseinsteiger geeignet, weil sie bereits ab 25 Euro Monatsbeitrag abgeschlossen werden können.

Rücksicht auf kleinen Geldbeutel
Die Beschaffenheit des monatlich zur Verfügung stehenden Budgets von Singles und Familien steht auch im Fokus anderer Versicherungsunternehmen, die mit neuen Produkt-Generationen auf die veränderten biometrischen Rhythmen und Risiken ihrer Kunden reagieren. Ob Lebens-, Renten-, Kranken- oder Unfallversicherung, – immer mehr Marktteilnehmer machen mit. Nicht nur der Marktführer Allianz hat ein reichhaltiges Repertoire anzubieten, auch die Aspecta, die Dialog, Gerling, Gothaer, Victoria und auch Volksfürsorge entwickeln flexibel Neues.

Grundtenor bei allen Spezialitäten: Der preisgünstige Einstieg in jungen Jahren, wenn das Geld knapper ist, eine kurzfristige Beitragsaussetzung sowie das systematische oder auch unregelmäßige Höherschrauben der Beitragseinzahlungen, wenn der Versicherte älter wird und neue Lebensphasen mehr finanzielle Freiheiten zulassen.

In der Regel wird die Flexibilität größtenteils durch Fonds möglich, mit denen die meisten Vorsorgeprodukte unterlegt sind. Bei einigen privaten Rentenversicherungen ist selbst nach Beginn der Auszahlungsphase noch das Switchen in andere Portfolios möglich.

Police als Lebensbegleiter
Die Lebenspolice als Lebensbegleiter, die den unterschiedlichen Vorsorgebedürfnissen des Kunden flexibel entgegenkommt: Auf diesen Zug sprang auch Gerling auf. Der Lebensversicherer hat das Lebensphasenkonzept in zwei neue Fondspolicen als Versicherungsschutz plus Vermögensaufbau in allen Lebensabschnitten eingebaut.

Sie zielen auf Berufseinsteiger, junge Familien, und Existenzgründer ab. Man startet mit monatlich mindestens 50 Euro Prämie. Innerhalb der ersten fünf Jahre ist eine stufenlose Anpassung an Einkommenssteigerungen bei vollem Versicherungsschutz möglich – untrennbar gekoppelt mit BU- und/oder TodesfallSchutz, der zu bestimmten Zeitpunkten – je nach Lebensumständen – erhöht oder reduziert werden kann, ohne das unbedingt eine Prämienanpassung nötig ist. Der Tarif kann auch auf zwei verbundene Lebensversicherungen angewandt werden mit flexibler Verfügung im Alter ohne feste Versicherungsdauer.

Auch flexible BU ist möglich
Dem Risiko "Berufsunfähigkeit" (BU) ist die sogenannte "technisch einjährige Versicherung" der Dialog Lebensversicherungs-AG gewidmet. BU-Schutz zu Minipreisen. Bei den sonst üblichen BU-Normaltarifen zahlen Versicherte über die Jahre immer dieselbe Prämie, die auf Mischkalkulationen basiert. Bei der "technisch Einjährigen" wird jedes Lebensjahr neu kalkuliert. Dadurch ist sie anfangs viel günstiger. Und sollte es trotzdem während der Vertragslauflaufzeit "einmal zu teuer werden", könne man notfalls – so teilt die Dialog mit – die versicherte Rente und damit auch den Beitrag reduzieren.

Wolfgang Scholl vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), Berlin, lobt die "technisch Einjährige" als intelligentes Produkt, das dem Lebenszyklus der Menschen besser gerecht werde: "Es wird damit zwar insgesamt nicht billiger, aber viele Jüngere können sich so einen BU-Schutz leisten, den sie sonst vermutlich nicht bezahlen könnten."

Privater Generationen-Vertrag
Die Aspecta Lebensversicherung hat in ihrem neuen Produkt "Aspecta Einstein" die Rendite einer fondsgebundenen Lebensversicherung mit lebensbegleitendem Versicherungsschutz für Eltern und Kinder kombiniert. Erstmals wird auch der Kreis der Versorger erweitert. Die Police als "privater Generationenvertrag" ermöglicht Großeltern und Paten bis zum 65. Lebensjahr den Vermögensaufbau ihrer Schützlinge. Die flexiblere Ausrichtung an die Lebensphasen, professionell gemanagte Fonds, Garantie-Konzepte und attraktive Zusatzleistungen sind die wesentlichen Elemente der neuen Kinderpolice.

Autor(en): Marianne Storck

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