Die größte Sorge der Deutschen ist die Preissteigerung

Die Konjunkturflaute drückt die Stimmung der Deutschen. Eine Studie der R+V Versicherungen kommt zum Ergebnis, dass 76 Prozent der Bundesbürger große Angst vor Preissteigerungen haben. An zweiter Stelle steht die Furcht vor Naturkatastrophen und auch die Gesundheit wird für viele zum finanziellen Risiko.1

"Mehr als drei Viertel aller Deutschen sind sich einig: Die allergrößten Sorgen bereiten ihnen die immens steigenden Kosten für das tägliche Leben“, erläuterte Rita Jakli, Leiterin des Infocenters der R+V Versicherung, das zentrale Ergebnis der Studie „Die Ängste der Deutschen 2008“ (siehe Grafik). Seit vielen Jahren ist die Angst vor steigenden Lebenshaltungskosten Thema Nummer eins bei den Menschen. Jetzt ist sie nochmals dramatisch um zehn Prozentpunkte von 66 auf 76 Prozent angestiegen – den höchsten Wert seit Beginn der Langzeitstudie im Jahr 1991. Gleichzeitig sinkt das Vertrauen in die Wirtschaft. 58 Prozent aller Deutschen befürchtet eine Verschlechterung der Wirtschaftslage – ebenfalls zehn Prozentpunkte mehr als im vergangenen Jahr. Weiterhin auf hohem Niveau: mit 58 Prozent die Angst vor Naturkatastrophen. Und jeden Zweitenbeschäftigen intensiv die Sorgen, im Alter pflegebedürftig zu werden oder schwer zu erkranken. Die Furcht vor Krieg und Terror steht nicht mehr im Zentrum des Interesses. Hier verzeichnet die Studie den stärksten Rückgang.


Quelle: R+V Versicherungen

Hohe Energiekosten und steigende Lebensmittelpreise bewegen Gemüter
Wachsende Sorgen um steigende Preise und die eigene Gesundheit drängen die Furcht vor Terror und Krieg deutlich in den Hintergrund. Insbesondere die hohen Energiekosten und die steigenden Lebensmittelpreise bewegen die Gemüter wie nie zuvor. Das strahlt auch auf die Bewertung der Wirtschaftslage aus. „Es ergibt sich eine erhebliche Diskrepanz zwischen der realen Konjunktur und der gefühlten“,erklärt Professor Dr. Manfred Schmidt, Politologe an der Universität Heidelberg und Berater des R+V-Infocenters. Die gefühlte Wirtschaftslage hat sich sehr verschlechtert, obwohl die gesamtwirtschaftliche Lage noch vergleichsweise gut sei. „Aber das ist nicht überraschend“, so der Politologe. „Preisstabilität ist in Deutschland ein hohes Gut. Und dieses Gut sieht die Bevölkerung in großer Gefahr. Das schürt tief sitzende Inflationsängste und weckt auch Zukunftsängste.“ Die Sorge, im Alter auf den gewohnten Lebensstandard verzichten zu müssen, ist um drei Prozentpunkte auf 41 Prozent gestiegen.

Auch die Angst vor Naturkatastrophen steigt
Überschwemmungen und Hagelstürme sorgen dafür, dass die Angst der Deutschen vor Naturkatastrophen auf sehr hohem Niveau bleibt. Mit 58 Prozent liegt sie gemeinsam mit der Furcht vor Verschlechterung der Wirtschaftslage bundesweit wieder auf Platz 2. Dabei räumen die Westdeutschen diesem Thema eine deutlich höhere Priorität ein als die Bürger der neuen Bundesländer: Mit 61 Prozent rangiert diese Angst im Westen auf Platz zwei, mit 15 Prozentpunkte weniger rutscht sie im Osten auf Platz 9.

Spätere Pflegebedürftigkeit oder schwere Erkrankung macht Sorgen
Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung hat große Sorgen, später pflegebedürftigzu werden (53 Prozent) oder schwer zu erkranken (51 Prozent) – diese Ängste stehen 2008 auf den Plätzen 4 und 5. „In Deutschland ist die Alterung der Bevölkerung sehr weit fortgeschritten. Die Ängste vor dem Pflegefall-Risiko sind somit ganz real“, meint der Politologe Schmidt. „Zudem befürchten viele, dassdie staatlichen Sicherungssysteme im Pflege- und Krankheitsfall nicht ausreichen. Und sie haben Angst, schwere Krankheiten und den Pflegefall finanziell nicht auseigener Kraft bewältigen zu können.“ Die bedenkliche Entwicklung dieser Sorgenzeigt sich am besten im Vergleich mit 1991. Zu Beginn der R+V-Studie fürchteten sich lediglich 22 Prozent der Deutschen vor einer schweren Erkrankung, und das Thema Pflegefall war nur für 30 Prozent der Bevölkerung ein großes Problem – heute sind es bei beiden Fragen rund doppelt so viele.

Die Ängste in Ost und West gleichen sich weiter an. Es zeigen sich nur noch wenigegravierende Unterschiede: Die Westdeutschen liegen bei den Ängsten vor Naturkatastrophen und Terrorismus vorn, die Ostdeutschen fürchten sich mehrvor der eigenen Arbeitslosigkeit und einem sinkenden Lebensstandard im Alter.

1 Zum 18. Mal hat das R+V-Infocenter 2008 rund 2.400 Bürger ab 14 Jahren in Deutschland nach ihren größten Ängsten befragt.

Autor(en): Susanne Niemann

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