Welche Strategien helfen, die Altersarmut zu bekämpfen? Welche Alternativen gibt es zur Rentenversicherung? Haben Riester-Produkte noch eine Zukunft? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigte sich kürzlich das DIA-Forum 2013 des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) in Berlin.
Um "Riester" ist es still geworden und wenn über diese Altersvorsorgemaßnahme gesprochen wird, dann schlecht oder sie wird tot geredet. Möglicher Grund: Im 3. Quartal 2012 lagen zwar rund 15 Millionen Riester-Verträge vor, bis dato wurden aber schon zwei Millionen Verträge gekündigt und zwei Millionen wurden beitragsfrei gestellt. Eine eher ernüchternde Bilanz.
Riester: Gezeichnet von Immunschwäche, Gendefekt und Mobbing
Riester ist sogar stellenweise zum "Mobbingopfer" verkommen, wie es Professor Dr. Thomas Dommermuth von der Hochschule Amberg-Weiden beim DIA-Forum 2013 pointiert ausdrückte. Der Grund für die Mobbing-Attacken: Riester ist zu kompliziert, so jedenfalls die Analyse der Gegner. Ein Kritikpunkt, den Dommermuth auch bejahen kann, ebenso die gescholtene Tatsache, dass Riester kein Produkt für Arme ist. Besonders beim Thema "Anrechnung kapitalgedeckter Altersvorsorge auf die Grundsicherung im Alter" bestünde noch Handlungsbedarf. Dommermuth nennt dies griffig den „Gendefekt“ von Riester. Und zu allem Übel käme dann noch eine "Immunschwäche" hinzu, sprich die Finanzkrise, die das Problem verschärfen würde.
Die Kritik von einigen Riester-Gegner, die Zulagen würden von den Kosten aufgefressen, kann der Branchenkenner nicht teilen. Sicher sei aber, dass bei einigen Anbietern von Riester-Produkten die Kosten den Zulagen gefährlich nahe kämen. Problematisch sei auch, dass einige Versicherer mit überzogenen Sterbetafeln arbeiten würden und folglich unrealistische Lebenserwartungen ansetzten. Sinnvoller und praxisnaher sei es, die für die Branche vorgeschlagene Sterbetafel der Deutschen Aktuarvereinigung zu verwenden.
Wichtig: Kompetente Berater, die Thema zu den Menschen bringen
Doch dies sei nach Ansicht des Steuer- und Finanzexperten kein Grund, das "Kind Riester mit dem Bade auszuschütten", denn die Grundkonstitution "des Patienten Riester" sei gut, er habe gute Heilungschancen und die gesundheitlichen Schwächen, die er aufweise, könnten und müssten eben behandelt werden. Um dies zu erreichen, übernehme der Vertrieb von Finanzdienstleistungsunternehmen eine wichtige Aufgabe, denn ohne diesen schlössen die Menschen kaum oder keine Riester-Verträge ab. Wichtiger sei aber noch, dass die Bürger mündig seien und nicht bevormundet werden. Das bedeute konkret: Die Branche und die Politik müsse Anreize schaffen, die das Thema Altersvorsorge voranbringe. Und die Versicherungswirtschaft brauche kompetente Berater, die das Thema zu den Menschen bringt. Denn so Dommermuth:"Aus eigenem Antrieb werden die Menschen nicht aktiv".
Umdenken bei Versicherern, Verbrauchern und Politik nötig
In eine ähnliche Kerbe schlug Klaus Morgenstern, Sprecher des DIA, denn auch er glaubt, dass die Versicherungsbranche und die Politik dafür sorgen muss, dass sich die Menschen, die Sparer mit dem Thema Vorsorge beschäftigen, damit am Ende keiner mehr sagen kann: "Es wurde nicht beraten, nur verkauft"!
Um dieses Umdenken auf beiden Seite, auf der Seite der Verbraucher und der Anbieter anzustoßen, müssten aber unter anderem diverse Stellschrauben im System verändert werden. Dazu gehören nach seiner Ansicht und nach Ansicht des DIA, dass unter anderem die Idee des Generationenvertrages eine Renaissance erlebt, Verbraucherinformationen im Netz mit der persönlichen Beratung gekoppelt werden und dass die Arbeits- und die Rentenwelt sinnvoller miteinander verzahnt werden, indem zum Beispiel Menschen im höheren Alter und abnehmender Leistungsfähigkeit in ein anderes Berufsfeld wechseln. Ganz wichtig sei in diesem Kontext aber auch, dass die unterschiedlichen Altersvorsorgeschichten, die bislang eher miteinander konkurrieren würden, in Zukunft zusammenarbeiten müssten.
Bis dato keine richtige Alternative zu Riester
Das Fazit von Professor Dommermuth bei dem Berliner Forum zum Thema „Strategien gegen Altersarmut“: Zu Riester gibt es bis dato keine richtige Alternative, aber Gesetzesänderungen sind notwendig, um das Produkt wieder attraktiv(er) zu machen. Seine Idee dabei: den Sonderausgabenabzug streichen. Und wenn diese Modifikationen vorgenommen worden seien, werde endlich mal wieder "über Flugzeuge berichtet, die landen und nicht nur über diejenigen, die abstürzen“.
Weitere Details zum DIA-Forum 2013 finden Sie in der April-Ausgabe von .
Bild:© Petra Bork /
Um "Riester" ist es still geworden und wenn über diese Altersvorsorgemaßnahme gesprochen wird, dann schlecht oder sie wird tot geredet. Möglicher Grund: Im 3. Quartal 2012 lagen zwar rund 15 Millionen Riester-Verträge vor, bis dato wurden aber schon zwei Millionen Verträge gekündigt und zwei Millionen wurden beitragsfrei gestellt. Eine eher ernüchternde Bilanz.
Riester: Gezeichnet von Immunschwäche, Gendefekt und Mobbing
Riester ist sogar stellenweise zum "Mobbingopfer" verkommen, wie es Professor Dr. Thomas Dommermuth von der Hochschule Amberg-Weiden beim DIA-Forum 2013 pointiert ausdrückte. Der Grund für die Mobbing-Attacken: Riester ist zu kompliziert, so jedenfalls die Analyse der Gegner. Ein Kritikpunkt, den Dommermuth auch bejahen kann, ebenso die gescholtene Tatsache, dass Riester kein Produkt für Arme ist. Besonders beim Thema "Anrechnung kapitalgedeckter Altersvorsorge auf die Grundsicherung im Alter" bestünde noch Handlungsbedarf. Dommermuth nennt dies griffig den „Gendefekt“ von Riester. Und zu allem Übel käme dann noch eine "Immunschwäche" hinzu, sprich die Finanzkrise, die das Problem verschärfen würde.
Die Kritik von einigen Riester-Gegner, die Zulagen würden von den Kosten aufgefressen, kann der Branchenkenner nicht teilen. Sicher sei aber, dass bei einigen Anbietern von Riester-Produkten die Kosten den Zulagen gefährlich nahe kämen. Problematisch sei auch, dass einige Versicherer mit überzogenen Sterbetafeln arbeiten würden und folglich unrealistische Lebenserwartungen ansetzten. Sinnvoller und praxisnaher sei es, die für die Branche vorgeschlagene Sterbetafel der Deutschen Aktuarvereinigung zu verwenden.
Wichtig: Kompetente Berater, die Thema zu den Menschen bringen
Doch dies sei nach Ansicht des Steuer- und Finanzexperten kein Grund, das "Kind Riester mit dem Bade auszuschütten", denn die Grundkonstitution "des Patienten Riester" sei gut, er habe gute Heilungschancen und die gesundheitlichen Schwächen, die er aufweise, könnten und müssten eben behandelt werden. Um dies zu erreichen, übernehme der Vertrieb von Finanzdienstleistungsunternehmen eine wichtige Aufgabe, denn ohne diesen schlössen die Menschen kaum oder keine Riester-Verträge ab. Wichtiger sei aber noch, dass die Bürger mündig seien und nicht bevormundet werden. Das bedeute konkret: Die Branche und die Politik müsse Anreize schaffen, die das Thema Altersvorsorge voranbringe. Und die Versicherungswirtschaft brauche kompetente Berater, die das Thema zu den Menschen bringt. Denn so Dommermuth:"Aus eigenem Antrieb werden die Menschen nicht aktiv".
Umdenken bei Versicherern, Verbrauchern und Politik nötig
In eine ähnliche Kerbe schlug Klaus Morgenstern, Sprecher des DIA, denn auch er glaubt, dass die Versicherungsbranche und die Politik dafür sorgen muss, dass sich die Menschen, die Sparer mit dem Thema Vorsorge beschäftigen, damit am Ende keiner mehr sagen kann: "Es wurde nicht beraten, nur verkauft"!
Um dieses Umdenken auf beiden Seite, auf der Seite der Verbraucher und der Anbieter anzustoßen, müssten aber unter anderem diverse Stellschrauben im System verändert werden. Dazu gehören nach seiner Ansicht und nach Ansicht des DIA, dass unter anderem die Idee des Generationenvertrages eine Renaissance erlebt, Verbraucherinformationen im Netz mit der persönlichen Beratung gekoppelt werden und dass die Arbeits- und die Rentenwelt sinnvoller miteinander verzahnt werden, indem zum Beispiel Menschen im höheren Alter und abnehmender Leistungsfähigkeit in ein anderes Berufsfeld wechseln. Ganz wichtig sei in diesem Kontext aber auch, dass die unterschiedlichen Altersvorsorgeschichten, die bislang eher miteinander konkurrieren würden, in Zukunft zusammenarbeiten müssten.
Bis dato keine richtige Alternative zu Riester
Das Fazit von Professor Dommermuth bei dem Berliner Forum zum Thema „Strategien gegen Altersarmut“: Zu Riester gibt es bis dato keine richtige Alternative, aber Gesetzesänderungen sind notwendig, um das Produkt wieder attraktiv(er) zu machen. Seine Idee dabei: den Sonderausgabenabzug streichen. Und wenn diese Modifikationen vorgenommen worden seien, werde endlich mal wieder "über Flugzeuge berichtet, die landen und nicht nur über diejenigen, die abstürzen“.
Weitere Details zum DIA-Forum 2013 finden Sie in der April-Ausgabe von .
Bild:© Petra Bork /
Autor(en): Meris Neininger