"Alexa, schließe eine Versicherung ab!" Geht es nach der Deutschen Familienversicherung (DFV), sollen ihre Produkte bald abschließend über Amazons Lautsprecher Echo und deren Sprachassistentin käuflich sein. Noch geht das nicht, und das liegt an dem Online-Kaufhaus.
Aktuell arbeite Amazon an der für den Sprachabschluss notwendigen Anbindung zu Amazon Pay, erklärte Dr. Stefan Knoll, Gründer, Inhaber und Chef der Deutschen Familienversicherung (DFV) bei einer Vorstellung seines Hauses am 26. April 2018 in Frankfurt, mit einem leichten Kopfschütteln. Enorm selbstbewusst präsentierte Knoll die technischen Entwicklungen seines Unternehmens. Da gerieten Informationen wie das Ziel, bis Ende 2019 die Kundenzahl von derzeit 500.000 auf eine Million zu verdoppeln, schon fast zur Nebensache. "Wir haben allein gestern 217 neue Kunden gewonnen", ließ sich der DFV-Chef in die Karten schauen.
Lehrgeld für Handyversicherung gezahlt
Selbstkritisch zeigte sich Knoll zur Elektronikversicherung, deren Vertrieb sei eine Fehlentscheidung gewesen. Insbesondere die Handyversicherung habe den Versicherer Lehrgeld gekostet und sei an der Wachstumsdelle im Jahr 2015 schuld gewesen. Das vergangene Geschäftsjahr schloss die DFV mit einen Bestand von 72 Millionen Euro ab, 2016 waren es noch rund 64 Millionen Euro.
Für Knoll geht Digitalisierung vom Produkt aus. Der Versicherer stampfte deshalb seine Produktpalette stark ein. Teilweise, etwa bei der Unfallversicherung, muss der Kunde nur noch sein Alter eingeben. In der Folge werden ihm direkt Leistungen und Preise für die vier Stufen Basis, Komfort, Premium und Exklusiv angezeigt. Der Schutz ist über die App des Anbieters situativ anpassbar, kann also zum Beispiel für einen Tag erhöht werden, wenn in diesem Zeitraum etwa ein gefährliches Hobby ausgeübt wird. Bezahlen kann der Kunde neben den klassischen Methoden auch über Amazon Pay und Paypal.
Schadenprozess mit künstlicher Intelligenz automatisieren
Bei der Schadenbearbeitung in der Unfallversicherung arbeitet die DFV mit künstlicher Intelligenz (KI). Sie übersetzt zum Beispiel Arztbriefe in so genannte Codes nach ICD, dem Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation für medizinische Diagnosen. Damit lässt sich der Prozess weitgehend automatisieren. Eine Rechnung in der Zahnzusatzversicherung dagegen kann der Versicherer vollautomatisch erstatten, etwa, wenn ihm über die App ein Foto zugeht. Zwischen Eingang und Auszahlung, zeigte der Generalbevollmächtigte und künftige Vorstand Marcus Wollny, liegen dann lediglich wenige Minuten.
Schnell ist das Versicherungsunternehmen auch bei der Markteinführung neuer Produkte oder bei Anpassungen von Policen. Letztere sind eine Frage von Minuten, für die Anlage eines Neuprodukts benötigt die DFV laut Knoll zwei bis vier Wochen inklusive Testing. Möglich macht es das Bestandssystem, dass event- statt batchgetrieben arbeitet.
Neukunden erhalten Begrüßungsbrief
Weil Knoll bei aller Digitalisierung auf eine menschliche Note nicht verzichten will, heißt er Kunden mit einem persönlich unterschriebenen Brief willkommen. Die Masse seines Neugeschäfts kommt aus dem Online-Marketing, also aus Maßnahmen wie dem Suchmaschinen- oder dem Affiliate-Marketing. Jedoch wirbt das Unternehmen auch einem TV-Spot über die Mediengruppe Pro Sieben/Sat 1 für die kommenden drei Jahre um Kunden, unter dem Namen Maxcare. Über den Spot, erklärte Knoll süffisant, habe er schon am zweiten Tag mehr Kunden gewonnen als Ottonova.
Autor(en): Stefanie Hüthig