Im internationalen Vergleich ist Deutschland bisher gut durch die Corona-Krise gekommen. Die Covid-19-Pandemie führte nämlich in einer Reihe anderer Länder zu deutlich höheren Infektionszahlen und Todesfällen. Dies belegt jetzt eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP).
Bei der Videokonferenz des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband), in der die Studie am 14. Juli vorgestellt wurde, räumte Timm Genett (im Bild unten links), Geschäftsführer Politik im PKV-Verband, denn gleich auch mit dem Vorurteil auf, das Gesundheitssystem in Deutschland sei kaputtgespart worden und dies sich jetzt in der Corona-Krise räche. Die WIP-Studie belege auch, dass dies „sicherlich nicht stimmt“. Und dies, obwohl die deutsche Bevölkerung aufgrund ihrer Altersstruktur Risiken berge.
Täglich weltweite Höchststände
Das Corona-Virus beeinflusse das gesellschaftliche Leben weiterhin, meinte Frank Wild (im Bild unten rechts), Institutsleiter des WIP. Die Weltgesundheitsorganisation melde täglich weltweite Höchststände an Covid-19-Infizierten. Weltweit gibt es derzeit mindestens 13, 1 Million Infektionen laut Robert-Koch-Institut.
Finanziell gut ausgestattetes Gesundheitssystem
Warum Deutschland die Covid-19-Pandemie im internationalen Vergleich bislang so gut bewältigt habe, liege an einem dualen System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung mit einem finanziell sehr gut ausgestatteten Krankenversicherungssystem, welches hohe Kapazitäten in der Versorgung ermöglicht. Kein anderes Land in Europa weise mehr Betten und Intensivbetten auf als Deutschland. In mehreren EU-Ländern komme es durch die Covid-19-Pandemie zu einer Kapazitätsüberlastung.
Ambulant hatte Vorrang
Ein großer Vorteil Deutschlands war zudem die ambulante Testung und Behandlung von Infizierten, erläuterte Projektleiterin Christine Arentz. In anderen Ländern erfolgten die Tests vorwiegend in Krankenhäusern, was sich als nachteilig erwies. Zudem wurden hierzulande nur 20 Prozent der Infizierten im Krankenhaus behandelt, in Frankreich waren es beispielsweise 67 Prozent und in Spanien 50 Prozent. Deutschland hatte durch die Entwicklung von diagnostischen Tests auf Covid-19 einen zeitlichen Vorsprung gewonnen und konnte frühzeitig routinemäßig testen. Deutschland verfügt über viele private Labore, die regional breit verteilt sind und damit auch in der Fläche schnelle Ergebnisse ermöglichen. Arentz lobte zudem die frühzeitige Reaktion der Politik auf die Pandemie, die Schlimmeres verhindert habe. In Italien blieben dagegen in einigen Regionen einige Hotspots zunächst unentdeckt.
In Deutschland wenig Ältere infiziert
Die sehr gute Bewältigung der Krise sei umso bemerkenswerter, da Deutschland eine vergleichsweise alte Bevölkerung und einen hohen Anteil an Personen mit Risikofaktoren aufweise. Im internationalen Vergleich wurden hierzulande jedoch eher jüngere Personen infiziert, eine Weiterverbreitung an Ältere und Risikopersonen konnte durch die politisch ergriffenen Maßnahmen verhindert werden. In Deutschland liegt der Anteil der über 50-Jährigen an den Infizierten bei 50 Prozent, in England, Spanien und Italien bewegen sich die Anteile um die 70 Prozent. In den südlichen Ländern habe das generationenübergreifende Wohnen die Krise verschärft.
Autor(en): Bernhard Rudolf