Deutliche Kriterien - keine Mogelpackung

Unfallversicherungen für Senioren gibt es bereits seit längerem. Sie liegen neuerdings auch im Trend. Doch nur vereinzelt zeigen Assekuranz-Gesellschaften in ihren Bedingungen auf, dass es sich bei ihren Senioren-Unfall-Policen nicht um eine Mogelpackung der allgemeinen Unfalltarife handelt. Das könnte sich jetzt ändern.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat in diesen Tagen "Besondere Bedingungen für die Versicherung von Hilfs- und Pflegeleistungen in der Unfallversicherung" bekannt gegeben. Damit werden die Kriterien für den Unfallversicherungsschutz für die so genannte Silberhaar-Generation erstmals deutlich umrissen. Die neuen Musterbedingungen sind zwar nach GDV-Angaben unverbindlich, sollen aber einen Beitrag zur bisher eher verschwommenen Markttransparenz leisten.

Außerdem wird die neue Mustervorlage als Ergänzung zur Risikounfallversicherung gesehen. Hier werden Angaben zum Umfang der Versicherung, zu den Leistungen, den Voraussetzungen und dem Zeitraum genau definiert und festgeschrieben. Spezieller wird es auch mit den Formulierungen zur Hilfe und Pflege nach dem Unfall. Beim GDV hat man "Besondere Bedingungen für die Hilfe und Pflege / Senioren" entworfen.

Der GDV verweist darauf, dass die speziell für Senioren entwickelten Produkte der privaten Unfallversicherung im Falle der Hilfsbedürftigkeit als Folge eines Unfalls Hilfs- und Pflegeleistungen bieten müssen. Im Klartext bedeutet es, dass sie den Betroffenen beispielsweise die Selbstständigkeit und den Verbleib in der eigenen Wohnung Sie ermöglichen sollten.

Es gibt bereits Unfallversicherungs-Produkte, die neben den allgemein üblichen Leistungen eines Unfallversicherers zusätzliche Dienste anbieten, die üblicher Weise von so genannten Assisteuren erbracht werden. Denn wenn zum Beispiel der über 60jährige Versicherte nach einem Unfall Hilfe bei den gewöhnlichen Verrichtungen des Alltags benötigt, sind Assistance-Leistungen eine sinnvolle Ergänzung. In der Regel sind hier Dienstleister Assistance-Partner der Unfallversicherer.

In einer Senioren-Unfallversicherungs-Police wird daher meist als Assistance-Leistung Unterstützung bei Einkäufen, der Körperpflege oder Putz- und Reinigungsarbeiten im Haushalt gewährt. Auch Menü- und Wäscheservice sowie einen Hausnotruf können eingeschlossen sein. Selbst die Begleitung bei Arzt- und Behördengängen kann dazu gehören. Wer seinen Ehepartner oder einen Verwandten ersten Grades zu Hause pflegt, kann auch diese Hilfe absichern.

Das alles ist nun Bestandteil der Musterbedingungen, die der GDV für die Seniorenunfallversicherung fixiert hat. Es muss nach Verbandsangaben deutlich werden, dass die Versicherungsinhalte auf den Bedarf und die Lebensumstände älterer Menschen abgestimmt wurden.

Die Bedingungs-Experten haben beispielsweise auch den Begriff "Unfall" weiter gefasst: Ein Oberschenkelhalsbruch gilt so als Unfall, auch wenn er Folge von Osteoperose ist. Das wurde bisher häufig zum Streitpunkt zwischen Unfallversicherern und Versicherten. Jetzt wird damit Klarheit herbeigeführt.

Wie der GDV mitteilt, haben ältere Menschen oft bestimmte Vorschädigungen, die die Leistung im Falle eines Unfalls beeinflussen. Auch das musste neu formuliert werden. Die klassische Unfallversicherung zahlt - auch jetzt noch - nur für die bleibenden Beeinträchtigungen, die ausschließlich auf den Unfall zurückzuführen sind.

Die Assistance-Leistungen der speziellen Senioren-Unfallversicherung werden nach den neuen GDV-Bedingungsempfehlungen auch bei Mitwirkung von Krankheit und Gebrechen nicht eingeschränkt. Unter den Pflegeleistungen werden die Grundpflege sowie Informationsleistungen in Zusammenhang mit der gesetzlichen Pflegeversicherung und der Hilfsmittelwahl verstanden.

Neben dem inzwischen fest etablierten Senioren-Versicherer Ideal Versicherung, Berlin, bieten inzwischen die meisten Unfallversicherer eigenen Produktkombinationen für ältere Menschen. Nach GDV-Angaben wurden bereits mehr als 500 000 Seniorenunfallversicherungen abgeschlossen. Nun soll aus den Bedingungen auch deutlich hervorgehen, dass hier mehr als nur eine "einfache Unfallversicherung" geboten wird.

Autor(en): Ellen Bocquel

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