Der schwere Weg der PKV zur Transparenz

Die PKV ist wirtschaftlich offenbar über den Berg. Das hatte kürzlich die Bilanzanalyse des Marktbeobachtungsdienstes map-report für die Jahre 1994 bis 2005 ergeben (map-report 640 - 642; kostet 87,50 Euro; Bestellung unter ). Nun legte der Dienst mit dem PKV-Rating nach (map-report 645 - 646; kostet 75 Euro; Bestellung unter ). Ergebnis: Die besten privaten Krankenversicherer kommen aus Koblenz (Debeka) und Wiesbaden (R + V). Die Alte Oldenburger (Vechta) hat die höchste Bewertung für langfristig hervorragende Leistungen (mmm) eingebüßt, erreichte aber noch sehr gute Ergebnisse (mm) – ebenso wie: DKV, LVM, Süddeutsche, DBV-Winterthur, BBV, Concordia, Hanse-Merkur, Victoria und Inter. Gute Ergebnisse schafften wie schon 2005 HUK-Coburg und Signal (m). Im "Junioren-Rating" von Gesellschaften, die noch keine zwölf Jahre am Markt agieren, kam die DEVK wieder auf eine hervorragende Bewertung (ppp). Provinzial Krankenversicherung und Württembergische erzielten ein sehr gutes Ergebnis (pp).

Unterm Strich kamen 17 private Krankenversicherer in die Wertung; zwei mehr als im Vorjahr. Erstmals dabei sind DKV, Victoria und Württembergische, dafür war die Nürnberger in der achten Auflage des Ratings nicht vertreten. Vielen Versicherern passt offenbar die Rating-Methodik nicht. Dabei ist ein Qualitätssprung zu bemerken, weil die Branche zunehmend ihre Hausaufgaben gut gemacht hat. Indiz: 14 Gesellschaften kamen auf hervorragende oder zumindest sehr gute Noten (davon zwölf langjährige Marktteilnehmer). Im Vorjahr hatten dies nur zwölf Anbieter geschafft (davon nur sieben langjährige Marktteilnehmer).

Seit 2001 hat sich die Debeka gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Zum siebten Mal in Folge gewinnt der Koblenzer Versicherer das PKV-Rating und präsentierte sich gleichzeitig mit 30 von 38 Punkten als bilanzstärkste und mit 20 von 20 Punkten als servicestärkste Gesellschaft. Auch für die R+V gab es erneut die höchste Bewertung, Tendenz weiter steigend. Inzwischen trennt Debeka und R+V nur noch ein Punkt. "Das verspricht für die Zukunft ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen", sagt map-Analyst Reinhard Klages. Einen Dämpfer gab es dagegen für die Alte Oldenburger: Mit fünf Punkten Minus zum Vorjahr bei den Beitragsentwicklungen und "verschenkten" Punkten bei den Serviceleistungen wurde die Höchstbewertung 2007 mit einem Punkt knapp verfehlt.

Der Rating-Newcomer DKV hat mit insgesamt 66 Punkten auf Anhieb ein sehr gutes Ergebnis geschafft. Fast gleichauf kam die Victoria durchs Ziel, die laut Klages "vor allem mit stabilen Beiträgen überrascht hat." Mit einer durchschnittlichen Erhöhung des Bestandsbeitrags von 5,5 Prozent ab 1993 (ab 2000: 4,2 Prozent) und stabilen Neugeschäftsbeiträgen vor allem ab 1993 für den Angestellten (5,1 Prozent) und den Bundesbeamten (4,6 Prozent), schaffte Victoria 37 von 42 Punkten. Gerade die Transparenz bei den Bestandsbeiträgen lässt immer noch viele Versicherer vor der Teilnahme am Rating zurückschrecken.

Vielleicht liegt es ja daran, dass die viel beschworene Kostenkontrolle nichts als heiße Luft ist. Seit 1993 erhöhten die privaten Krankenversicherer die Beiträge für ihre voll Versicherten durchschnittlich um satte 6,1 Prozent pro Jahr (1993 - 2005: 5,5 Prozent pro Jahr). Im Zeitraum von 2000 bis 2006 fielen die Erhöhungen mit durchschnittlich 4,7 Prozent (2000 - 2005: 4,1 Prozent) deutlich geringer aus. Zwar habe sich der Bestandsbeitrag für die Beispielkunden von 1993 bis 2007 im Durchschnitt verdoppelt. "Dennoch liegt er bei deutlich besseren Leistungen vielfach immer noch im Rahmen eines freiwillig GKV-Versicherten, und das, obwohl die Frau des Kunden nicht beitragsfrei mitversichert ist", stellt Klages klar.

Auch die Verweigerer kommen um eine Bewertung bei map-report nicht herum: Immerhin entfallen 37 der insgesamt 100 zu vergebenden Punkte auf öffentlich zugängliche Daten wie Bilanz und Beschwerdequoten. Von den Nichtteilnehmern hier am besten: Deutscher Ring (erreichte 31 der 37 Punkte), Landeskrankenhilfe (28 Punkte) und Barmenia ( 24). Negativ-Beispiel Beschwerdequoten: Einige namhafte Anbieter brachten es auf überdurchschnittlich hohe Quoten. So registrierte die BaFin bei der Axa 34,02 Beschwerden pro 100.000 Versicherte (Betrachtungszeitraum 1994 - 2005). Gothaer (24,93) und ARAG (24,08) schnitten nicht viel besser ab. Auch die Allianz (16,49) hat sich nicht mit Ruhm bekleckert.


Autor(en): Detlef Pohl

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