Inflation, Kriege, Energie- und Klimakrise und steigende Zahl von Insolvenzen in Deutschland machen der Wirtschaft zu schaffen. Wie resilient der Mittelstand in der aktuellen unruhigen Phase ist, hat die R+V Versicherung untersuchen lassen. Der Versicherer befragte in Kooperation mit dem Marktforschungsinstitut Mentefactum 200 mittelständische Entscheiderinnen und Entscheider sowie 1.000 Beschäftigte.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Obwohl jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) sich selbst durch die wirtschaftliche Lage akut bedroht sieht, arbeiten lediglich 22 Prozent der Unternehmen aktiv an ihrer Widerstandskraft etwa indem sie mit IT-Systeme stärken, Rücklagen bilden oder sich gegen Ausfälle versichern. 33 Prozent haben bislang noch keine Maßnahmen ergriffen und 45 Prozent denken aktuell noch über geeignete Maßnahmen nach. Das Ergebnis ist erstaunlich, denn ein Großteil der Befragten schätzt die deutsche Wirtschaft als sehr krisengefährdet ein.
Management überschätzt sich
"Der deutsche Mittelstand zeigt sich nur mittelmäßig resilient", sagt Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer von Mentefactum. Aus den Antworten von Unternehmern und Beschäftigten in mittelständischen Unternehmen hat sein Institut den Resilienz-Index gebildet. Der Index für Unternehmen liegt bei 64 von 100 Punkten, aus Sicht der Beschäftigten sind es 61 Punkte. Dennoch sind 82 Prozent der Entscheiderinnen und Entscheider überzeugt, Krisen gut meistern zu können. "Diese Selbsteinschätzung zeigt eine Diskrepanz zur tatsächlichen Situation und erklärt möglicherweise, warum Unternehmen zu selten handeln, um sich zukunftssicher aufzustellen", so Schöppner.
"Es ist entscheidend, Resilienz aktiv und kontinuierlich zu fördern, um Risiken im geschäftlichen Betrieb zu minimieren und Stabilität zu schaffen", sagt Jens Hasselbächer, Vorstand des Ressorts Kunden & Vertrieb der R+V Versicherung. "Das Bewusstsein der Unternehmen für die Krisenbedrohung ist da. Das ist ein guter erster Schritt auf dem Weg zu mehr Widerstandsfähigkeit", bilanziert er.
Externe Hilfe ist gefragt
Die Befragung zeigt: Wenn Unternehmen Maßnahmen ergreifen, konzentrieren sie sich vor allem auf stabile Kundenbeziehungen (84 Prozent), ein innovatives Produkt- und Service-Angebot (76 Prozent) sowie die Instandhaltung der Technik (74 Prozent). Andere Handlungsfelder werden eher vernachlässigt: 48 Prozent der Unternehmen geben an, sich nur wenig um den Einsatz von Erneuerbaren Energien zur Sicherung der eigenen Energieversorgung zu kümmern. 35 Prozent vernachlässigen Investitionen in Digitalisierung und IT-Sicherheit. "Obwohl mehr als zwei Drittel der Entscheider alle der abgefragten Resilienzfaktoren als wichtig einstufen, scheinen sie in einigen Bereichen nicht handlungsfähig zu sein", so R+V-Vorstand Hasselbächer.
Doch was können Unternehmen konkret tun, um besser für Krisen gerüstet zu sein? Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) hält externe Hilfen für nützlich, neun Prozent halten sie sogar für unbedingt notwendig. Zu den Bereichen, in denen die meisten Unternehmen gerne externe Unterstützung hätten, zählen IT-Sicherheit (49 Prozent), Technikinstandhaltung (47 Prozent), Erneuerbare Energien (43 Prozent) sowie Liquidität (42 Prozent). "Das deckt sich mit unseren täglichen Erfahrungen in Kundengesprächen: Die Verunsicherung von Unternehmen ist groß, gerade in Feldern, die nicht zu ihren Kernkompetenzen gehören. Die Versicherungsbranche hat den klaren gesellschaftlichen Auftrag, der Wirtschaft Sicherheit zu geben, damit sie wachsen und Innovationen vorantreiben kann", betont Hasselbächer.
Über den "R+V-Resilienz-Index"
Der "R+V-Resilienz-Index" wurde von der R+V zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Mentefactum entwickelt. Die Basis sind parallele Befragungen von 200 Entscheiderinnen und Entscheidern in Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden sowie von 1.000 Beschäftigten. Beide Gruppen ordnen das Resilienz-Engagement ihres Unternehmens anhand von zehn vorgegebenen Kriterien ein. Dazu zählen unter anderem das Personalmanagement, die Digitalisierung oder Investitionen in Erneuerbare Energien. Die gewichtete Zusammenfassung der Werte für die einzelnen Aktivitäten bildet den Index.
Quelle: R+V Versicherung
Autor(en): versicherungsmagazin.de