Den privaten Krankenversicherern geht es noch "ganz gut"

Während der finanzielle Notstand in den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) kaum mehr zu übersehen ist, weisen die Bilanzanalysen der privaten Krankenversicherer (PKV) ein solides finanzielles Polster aus. Und dennoch habe die Finanzkrise auch bei den PKV-Unternehmen bereits deutliche Spuren hinterlassen, heißt es in der "Bilanzanalyse 1997 bis 2008" des neuesten map-reports.

"Die privaten Krankenversicherer sind - ähnlich wie die Lebensversicherer - relativ glimpflich durch die Finanzkrise gekommen", sagt Reinhard Klages, Analyst und Autor des map-reports Nr. 723-725. In der jüngsten Ausgabe des Brancheninformationsdienstes wurden die Bilanzen von 36 privaten Krankenversicherern im Zeitfenster von zehn Jahren seit 1997 auf den Prüfstand gestellt. Deutliche Auswirkungen der Finanzkrise seien besonders bei den Kapitalanlagen und den Kapitalerträgen der PKV-Gesellschaften, den bisherigen Juwelen in der PKV-Berichterstattung, festzustellen. Zwar sei das Kapitalanlagevolumen noch deutlich gestiegen, aber nicht zuletzt wegen des gesunkenen Zinsniveaus seien die Erträge aus Kapitalanlagen bei zahlreichen Unternehmen deutlich eingebrochen. Insgesamt sank die Nettorendite den map-report-Angaben zufolge von 4,75 Prozent im Jahr 2007 um 1,22 Prozentpunkte auf nunmehr 3,53 Prozent.

Es hapert am Neugeschäft
"Das Hauptproblem der privaten Krankenversicherer dürfte durch die Politik in absehbarer Zeit nicht gemildert werden", sagt Klages. Denn es lasse sich nicht mehr wegleugnen, dass die Branche mehr denn je auf Neugeschäft angewiesen sei, um die natürlichen Abgänge aus den Beständen auszugleichen. Noch hat es unter den Top-Ten in der PKV keine Verschiebungen ergeben. Im Ranking um die Marktanteile steht unangefochten auf Platz 1 die Debeka mit 14 Prozent Marktanteil - gemessen an den Bruttobeiträgen). Seit dem Jahr 1997 bedeutet das für den Koblenzer Versicherer ein Plus von 0,8 Prozent. Die Nummer 2, die zur Ergo-Gruppe gehörende DKV, hat mit nunmehr 12,4 Prozent innerhalb von Jahresfrist 0,3 Prozent eingebüßt. In den vergangenen zehn Jahren war ihr Marktanteil insgesamt um 2,3 Prozent gesunken. Genauso rückläufig mit einem minus von 0,3 Prozent zeigte sich der Markanteil der Allianz Private Krankenversicherung, der sich bei 10,3 Prozent einpendelte. Über zehn Jahre bedeutet das jedoch insgesamt ein Schwund um 2,6 Prozent.

Die Finanzkrise hinterlässt Spuren
Beim PKV-Branchenvergleich des Jahres 2008 mit dem Vorjahr in punkto Abschreibungen hinterlässt laut map-report-Analyse die Finanzkrise besonders deutliche Spuren. Demnach musste die Branche 1,9 Milliarden Euro abschreiben, davon über eine halbe Milliarde Euro allein bei der DKV. Auffällig seien auch die hohen Abschreibungen bei der Debeka mit 275,66 Millionen Euro, bei der zur Generali-Gruppe gehörenden Central mit 138,41 Millionen Euro und bei der Landeskrankenhilfe Lüneburg mit 117,77Millionen Euro. In früheren Jahren sei es noch gelungen, mit Hilfe der Gewinne aus dem Abgang von Kapitalanlagen die Abschreibungen auszugleichen. Das sei im Jahr 2008 nicht mehr möglich gewesen, sagt Reinhard Klages. Die Gewinne aus dem Abgang hätten kaum ausgereicht, um die Verluste aus Abgang und die Verwaltungsaufwendungen für Kapitalanlagen zu decken.

Auch die Altersrückstellungen der privaten Krankenversicherer werden im neuen map-report Nr. 723-725 thematisiert. Die Altersrückstellungen seien erneut deutlich gestiegen. Rund 134 Milliarden Euro hat die Branche inzwischen eingesammelt. "Das ist eine schallende Ohrfeige für die umlagefinanzierte Sozialversicherung", meint Klages. Denn seit Jahren demonstriere die PKV eindrucksvoll, wie man dem demographischen Wandel mit dieser Art des Vorsorgesparens entgegenwirken kann - mit einem Plus im zweistelligen Prozentbereich.


Auch die PKV hat mit Problemen zu kämpfen
Ein größeres Problem als die Finanzkrise sei die Bestandsentwicklung in der Kranken-Vollversicherung, heißt es. Rund ein Drittel der Gesellschaften musste zuletzt mit Bestandsrückgängen kämpfen, einige Unternehmen wie beispielsweise DKV, Allianz und Signal bereits seit mehreren Jahren in Folge. "Auch wenn Angaben zum Neugeschäft in den Geschäftsberichten häufig leider nicht veröffentlicht werden, so lassen Bestandsverluste doch auf ein geringes Neugeschäft schließen", kommentiert Analyst Klages.

Auf eine weitere gefährliche Entwicklung weist der map-report-Autor hin: Die Leistungsausgaben der privaten Krankenversicherern hätten zuletzt mit 6,7 Prozent deutlich zugenommen, somit sei auch die Schaden-Quote weiter gestiegen. Bei weiterhin steigenden Leistungsausgaben und höheren Beitragsanpassungen könnten etliche Versicherte in die von den Vollversicherten subventionierten Basis–Tarife wechseln, was zu immer höheren Beiträgen für die Normalversichten führen könnte.

Der map-report Nr. 723-725 "Bilanzanalyse Private Krankenversicherung 1997-2008" kann in gedruckter Form für 87,50 Euro und als PDF-Datei für 77,50 Euro unter info@map-report.de bestellt werden.

Autor(en): Ellen Bocquel, Versicherungsmagazin.de

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