Debeka: Kampf gegen Einheitskrankenversicherung

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Eine Einheitskrankenversicherung in Deutschland ist nach Ansicht der Debeka weder aus Kunden- noch Expertensicht sinnvoll und notwendig. Zudem sind nach Einschätzung des Koblenzer Krankenversicherers die Versicherungsbeiträge für die private Krankenversicherung (PKV) für ältere Menschen durchaus bezahlbar.

Mit gewissen Vorschusslorbeeren begrüßte Uwe Laue (Bild) den künftigen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Der CDU-Politiker gelte als Konservativer in Sachen PKV und sei somit gegen eine Bürgerversicherung, wie sie aus Kreisen der SPD in den vergangenen Jahren immer wieder gefordert worden wäre. "Wir erwarten das sich der neue Gesundheitsminister an den Koalitionsvertrag hält", so Laue, der nicht nur Vorsitzender des Vorstandes der Debeka Krankenversicherung ist, sondern derzeit auch politisch dem PKV-Verband führt.

Ganz schnell will Laue daher mit Spahn reden, damit der nicht nochmals öffentlich beklagt, dass ältere Leute in der PKV zu viel bezahlen müssten. "Mit 37 Jahren weiß Herr Spahn das vielleicht noch nicht. Wir können ihm aber an vielen Beispielen zeigen, dass ältere Leute nicht überfordert werden", sagte Laue anlässlich der Vorstellung vorläufiger Geschäftszahlen für 2017.

Gesetzlich Versicherte müssten mehr bezahlen
Der Versicherer hat für solche Beweise das IGES-Institut beauftragt, das sich bisher nicht als PKV-freundlich gezeigt habe. Die Wissenschaftler haben die Daten von 700.000 Vollversicherten ausgewertet, die bereits 20 Jahre bei der Debeka Krankenschutz genießen. Der durchschnittliche Monatsbeitrag betrug bei Männer 460 Euro und bei Frauen 511 Euro. Laue: "In der gesetzlichen Krankenversicherung würden diese Versicherten grundsätzlich den Höchstbeitrag zahlen, der 2017 bei 683 Euro lag."

Im höheren Alter würden die Debeka-Versicherten nicht mehr zahlen, als die 60-Jährigen. Möglicherweise ist aber der Marktführer, der besonders preisstabil gilt, kein echter Maßstab für die Branche.

Zudem scheint es doch Problemfälle zu geben, denn Laue möchte, dass künftig wieder für alle PKV-Kunden der Standardtarif geöffnet wird. Aktuell können Versicherten, die nach dem 1. Januar 2009 in die PKV gewechselt sind, nur den sehr teuren Basistarif wählen. Der Standardtarif gilt demgegenüber als Sozialtarif. Gleichzeitig soll die Politik das System der Beitragsanpassung so ändern, dass große Preissprünge, die bei den Kunden regelmäßig zur Verärgerung führen, vermieden werden.

"Zwei-Zeiten-Medizin" bestätigt
Zudem bewertet die Debeka die im Koalitionsvertrag vorgesehene Prüfung der gesetzlichen und privaten Vergütungssysteme als einen Schritt in Richtung Bürgerversicherung. Nach Einschätzung des Versicherers führe eine Einheitshonorierung zu englischen Verhältnissen im deutschen Gesundheitswesen. "In Großbritannien ist nicht einmal mehr die Notfallversorgung gesichert", erläuterte Laue.

Gleichzeitig gab der Versicherungsmanager aber zu, dass es auch in Deutschland eine "Zwei-Zeiten-Medizin" gebe. So müssten Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) bei Fachärzten im Schnitt 14 Tage auf einen Termin warten, während für Privatpatienten in der Regel die Wartezeit nur acht Tage betrage. Grund für diese Ungleichbehandlung sei aber das Budgetsystem in der GKV. Am Ende des Quartals seien die Budgets regelmäßig erschöpft und die Ärzte erhielten für die Behandlung kein Geld mehr. "Daher werden Termine ins nächste Quartal verlegt oder die Ärzte machen einfach ein paar Tage Urlaub", so Laue. Wer keine Zwei-Zeiten-Medizin möchte, müsse das Budgetsystem in der GKV abschaffen.

Idee für flächendeckende Versorgung
Der derzeitige PKV-Verbandschef rät der Politik sich in Gesundheitsfragen auf "wirkliche Zukunftsthemen" zu konzentrieren. So müsse der durch den demografischen Wandel hervorgerufene Pflegenotstand gemeistert und die flächendeckende Gesundheitsversorgung auf dem Land sichergestellt werden.

Zum letzten Thema hat die Debeka bereits eine pragmatische Antwort in der Testphase. So arbeitet der Versicherer seit Anfang des Jahres in Baden-Württemberg mit der "Teleclinic" zusammen (Sprechstunde per Video) und zahlt die Kosten für eine Fernbehandlung von Vollversicherten per Video-Chat oder Telefon. Erste Rückmeldungen seien sehr positiv. Andere Länder und sogar die Bundesärztekammer denke über eine Lockerung des Fernbehandlungsverbot nach, wie es die Landesärztekammer in Baden-Württemberg bereits gemacht habe.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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