Die Berufsunfähigkeit (BU) bleibt für die Deutschen eine der größten finanziellen und zugleich am stärksten unterschätzten Gefahren. Das belegen die neuen Untersuchungen der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Demnach wird bis zum Renteneintritt weiterhin jeder Vierte mindestens einmal im Arbeitsleben berufsunfähig.
Die aktuellen DAV-Untersuchungen bestätigen den seit rund 20 Jahren zu beobachtenden Trend: Die Berufsunfähigkeit stellt hierzulande ein enormes Risiko dar, da im Durchschnitt jeder Vierte mindestens einmal im Arbeitsleben berufsunfähig wird. Und teilweise hat die BU-Gefahr sogar zugenommen. So haben Frauen bis zu ihrem 40. Geburtstag im Vergleich zur vorangegangen Untersuchung aus dem Jahr 2000 ein um über 30 Prozent erhöhtes BU-Risiko.
Körperlichen Anforderungen in vielen Berufen sinken generell
Insbesondere in dieser Versichertengruppe seien laut Daten der Rentenversicherung erheblich mehr Versicherungsfälle aufgrund psychischer Erkrankungen festzustellen. Bei Männern gebe es hingegen in dieser Altersgruppe keine signifikanten Veränderungen. Erfreulich sei die Entwicklung sowohl bei Männern als auch bei Frauen über 40 Jahre. Hier wäre die Wahrscheinlichkeit gesunken, berufsunfähig zu werden, bei weiblichen Versicherten um 36 Prozent und bei männlichen um etwa 45 Prozent. In diesen Entwicklungen spiegele sich eben auch die Veränderung der Arbeitswelt wider. Zum einen seien immer weniger Personen in körperlich anstrengenden Berufen tätig und zum anderen würden generell die körperlichen Anforderungen in vielen Berufen sinken.
Dieser positive Trend überkompensiere den auch in dieser Altersklasse zu beobachtenden Anstieg der Schadenfälle durch psychische Erkrankungen. Insgesamt resultiere derzeit beinahe jeder dritte BU-Leistungsfall (32 Prozent) laut einer 2021 veröffentlichten Studie der Rating- Agentur Morgen & Morgen aus psychischen Erkrankungen.
Was die Daten der Rentenversicherung aussagen
Noch vor zehn Jahren seien es nur circa 20 Prozent gewesen. Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates (20 Prozent) sowie Krebserkrankungen und andere bösartige Geschwülste (18 Prozent) würden die zweit- beziehungsweise dritthäufigste Ursache ausmachen. Wie aus den Daten der Rentenversicherung hervorginge, seien Anfang der 1990er-Jahre noch körperliche Gebrechen die Hauptursache gewesen, warum jemand seine Arbeit aufgeben musste.
Ob und welchen Einfluss die neuen DAV-Erkenntnisse auf die Preisentwicklung für den BU-Versicherungsschutz hätten, sei aus Sicht der DAV nicht zu prognostizieren. Denn die Prämien würden unternehmensindividuell berechnet und hingen von diversen Faktoren ab.
Genauso wenig sei aktuell abzusehen, wie sich die Corona-Pandemie auf die BU-Leistungsfälle auswirken werde, da sich mögliche Langzeitfolgen beziehungsweise Veränderungen des Arbeitsmarktes erst in den nächsten Jahren zeigen würden.
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Quelle: DAV
Autor(en): versicherungsmagazin.de