Der Global Threat Landscape Report zeigt, dass Cyber-Kriminelle weiterhin nach immer neuen Schwachstellen auf der gesamten digitalen Angriffsfläche von Unternehmen suchen. Mit Ausweich- und Antianalyseverfahren werden ihre Ansätze dabei immer ausgefeilter. Herausgegeben hat diese Studie Fortinet, ein Anbieter von integrierten und automatisierten Cyber-Security-Lösungen.
Moderne Malware verfügt oft bereits über Funktionen, um Antiviren oder andere Maßnahmen zur Bedrohungserkennung zu umgehen. Erst kürzlich zeigte eine großangelegte Spam-Kampagne, wie Angreifer diese Techniken einsetzen und optimieren. Dabei wurden Phishing-E-Mails versandt, die ein Excel-Dokument mit einem bösartigen Makro enthielten. Die Attribute des Makros waren darauf ausgelegt, Sicherheits-Tools zu deaktivieren, willkürlich Befehle auszuführen und Speicherprobleme zu verursachen.
Einsatz von Anti Analyse- und Ausweichtaktiken nimmt zu
Ein weiteres Beispiel ist eine Variante des Dridex-Banking-Trojaners, der bei jeder Anmeldung des Opfers die Namen und Hashes von Dateien ändert. Das macht es schwierig, die Malware auf infizierten Host-Systemen zu erkennen. Der Einsatz von Anti Analyse- und Ausweichtaktiken nimmt also zu. Eine vielschichtige Verteidigung und verhaltensbasierte Bedrohungserkennung sind daher äußerst wichtig.
Die Malware Zegost ist das grundlegende Element einer Speer-Phishing-Kampagne. Wie bei anderen Infostealern ist das Hauptziel von Zegost, Geräteinformationen zu sammeln und zu exportieren. Im Vergleich zu anderer Malware enthält Zegost jedoch bislang einzigartige Konfigurationen, um nicht entdeckt zu werden. Beispielsweise gibt es eine Funktion zum Löschen von Ereignisprotokollen. Diese Art der Bereinigung ist bei typischer Malware nicht zu beobachten. Eine weitere interessante Ausweichstrategie von Zegost ist ein Befehl, der den Infostealer bis zum 14. Februar 2019 in eine Art Ruheposition versetzte. Erst danach begann er seine Infektionsroutine.
Das Ziel der kriminellen Akteure ist, eine Verbindung zum anvisierten Opfer herzustellen und aufrechtzuerhalten. Das macht sie im Vergleich zu anderen Angreifern zu einer langfristigen Bedrohung.
Ransomware weiterhin ernsthafte Bedrohung für Organisationen
Vermehrte Angriffe auf Städte, Kommunalverwaltungen und Bildungseinrichtungen zeigen, dass Ransomware weiterhin eine ernsthafte Bedrohung für Organisationen darstellt. Der Trend geht zudem weg von Massenangriffen hin zu immer zielgerichteteren Attacken. Beliebte Opfer sind Unternehmen, die sowohl um sensible Daten fürchten müssen als auch finanziell in der Lage sind, Lösegeld zu zahlen. In einigen Fällen haben Cyber-Kriminelle bereits im Vorfeld umfangreich recherchiert. So konnten sie ihre Ransomware auf sorgfältig ausgewählten Systemen einsetzen und damit ihre Erfolgschancen maximieren.
Ein Beispiel dafür ist die Robbin-Hood-Ransomware. Sie wurde entwickelt, um die Netzwerkinfrastruktur eines Unternehmens anzugreifen. Die Malware kann Datenverschlüsselungen verhindern, indem sie Windows-Dienste deaktiviert und die Verbindung zu gemeinsam genutzten Laufwerken trennen.
Eine neue Ransomware namens Sodinokibi könnte eine weitere Bedrohung für Unternehmen werden. Funktionell unterscheidet sie sich zwar nicht sehr stark von anderen aktuellen Erpressungstrojanern, problematisch ist allerdings ihr Angriffsvektor (Als Angriffsvektor wird die Kombination von Angriffsweg und -technik bezeichnet, mit der sich ein Angreifer Zugang zu IT-Systemen verschafft). Dieser nutzt eine neuere Schwachstelle aus, die beliebige Code-Ausführungen ermöglicht. Dadurch ist auch keine Benutzerinteraktion nötig wie bei anderer Ransomware, die etwa durch Phishing-E-Mails zugestellt wird.
Erhöhte Aktivitäten auf Systemen wie Klimaanlagen beobachtet
Zwischen dem simplen heimischen Druckernetzwerk und den komplexen IT-Systemen in Unternehmen der kritischen Infrastrukturen, gibt es auch immer mehr Kontrollsysteme für Privathaushalte und kleinere Unternehmen. Angreifer beachteten dies bislang kaum. Seit kurzem werden aber erhöhte Aktivitäten auf Systemen wie Klimaanlagen, Überwachungskameras und Security-Anlagen festgestellt.
Cyber-Kriminelle suchen nach neuen Möglichkeiten, um sich Zugriff auf Kontrollsysteme in Privathaushalten und kleineren Unternehmen zu verschaffen. Der Zugang zu diesen kann fatale Folgen für die Sicherheit haben. Besonders im Hinblick auf den Trend zu Remote-Arbeitsplätzen ist ein sicherer Zugriff essenziell.
Hintergrundinformationen
Der Fortinet Threat Landscape Report ist ein Überblick über die gesammelten Daten aus den weltweiten Sensoren der Fortiguard Labs für das zweite Quartal 2019. Die Forschungsdaten decken globale und regionale Perspektiven ab. Ebenfalls im Bericht enthalten ist der Fortinet Threat Landscape Index (TLI), der sich aus einzelnen Indizes für drei zentrale und komplementäre Aspekte der Bedrohungslandschaft zusammensetzt: Exploits, Malware und Botnets.
Quelle: Fortinet
Autor(en): Versicherungsmagazin