Die private Krankenversicherung (PKV) kann hinsichtlich ihres Images zufrieden sein. Denn die bisher sehr positive medizinische Bewältigung der Corona-Krise in Deutschland kann sich das duale Gesundheitssystem auf seine Fahnen schreiben, Nun hat die Rating-Agentur Morgen & Morgen wieder PKV-Tarife hinsichtlich ihrer Preisstabilität untersucht. Versicherungsvermittler können bei der Beratung kaum daran vorbei gehen.
Der Bürgerversicherung dürfte mit dem Blick auf Großbritannien endgültig der Zahn gezogen sein. Die überdurchschnittliche Zahl von Menschen, die nach einer Corona-Infektion auf der britischen Insel starben, ist eine Folge des seit Jahren unterfinanzierten Gesundheitssystems. "Wer angesichts der aktuellen Erfahrungen noch immer nach einer staatlich organisierten Bürgerversicherung ruft, wie sie etwa in England mit dem National Health Service besteht, verkennt die Folgen, die ein solches System auch in Deutschland für die Patienten hätte", sagte jetzt Thomas Brahm, Vorstandsvorsitzender des größten privaten Krankenversicherers in Deutschland.
Duales System meistert Corona
Die Corona-Krise zeige einmal mehr wie stark und leistungsfähig das duale System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung sei. Laut Brahm hat Deutschland mit Abstand die meisten Intensivbetten in der Europäischen Union. Positiv sei zudem, dass die PKV im digitalen Bereich eine Vorreiterrolle habe. So bietet die Debeka bereits seit 2017 eine Video-Sprechstunde an. Die Sensibilisierung der Menschen für hochwertige Gesundheitsleistungen dürfte der PKV zumindest mittelfristig einen Schub verleihen.
Indikator für die Zukunft
Und Versicherungsmakler können nun eine der "brennendsten" Fragen ihrer Kunden beantworten: Welche Tarife tendenziell besonders beitragsstabil sind. Basis dafür ist das aktuelle Rating PKV Beitragsstabilität, dass Morgen & Morgen vorgelegt hat. "Aus der Vergangenheit lässt sich nicht ohne weiteres in die Zukunft extrapolieren, dennoch liegt ein relevanter Indikator hinsichtlich einer Entscheidung für oder gegen einen Tarif vor", erläutert Geschäftsführer Pascal Schiffels. Immerhin fließen die Beitragsanpassungen der vergangenen fünf Jahre in die Bewertung ein. Im Rating "PKV Beitragsstabilität" werden alle Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit verglichen und zu einer Bewertung pro Tarif oder Tarifkombination zusammengefasst. Die vorliegenden Monatsbeiträge werden auf das Jahr umgerechnet und der Selbstbehalt - sofern vorhanden - addiert, es ergibt sich der "Effektivbeitrag". Somit können auch Tarife mit unterschiedlichen Selbstbehaltstufen verglichen werden.
40 Prozent der Tarife problematisch
2020 wurden insgesamt 916 Unisex-Tarife in der Vollversicherung bewertet. Nur 266 Tarife, also weniger als 30 Prozent erhielten die Höchstbewertung von fünf Sternen. Über 40 Prozent, nämlich 372 Angebote, erhielten nur einen, zwei oder drei Sterne und sind damit "sehr schwach", "schwach" oder nur "durchschnittlich". Versicherungsmakler sollten solche Tarife aus ihrem Angebot streichen, wenn sie nicht besonders gute Gründe für eine Vermittlung anführen können. Dann sollten sie auf jeden Fall auf das Rating hinweisen.
Bilanzzahlen hinzuziehen
Zusätzlich sollten die Makler aber auch die Bilanzzahlen der PKV-Unternehmen bei ihrer Beratung mitberücksichtigen. Denn Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) gehen beispielsweise nicht ins Tarif.Rating ein. So erläutert Morgen & Morgen selbst: "…eine hohe RfB-Quote (ist) sicherlich im Zusammenhang mit der Beitragsstabilität eine interessierende Größe." In gewissen Grenzen kann die RfB zur Reduzierung der Beiträge für Bestandskunden herangezogen werden.
Insgesamt kann das Rating-Ergebnis nicht nur für Neu-, sondern auch für Bestandskunden interessant sein. Zwar können viele aufgrund der aufgebauten Alterungsrückstellungen ihren Versicherer nur schwer verlassen, sie können aber innerhalb des Unternehmens in einen anderen Tarif wechseln. Hier könnte das Rating somit ebenfalls eine gute Hilfestellung sein.
Anpassungen insgesamt moderat
Insgesamt fallen die Anpassungen in der PKV derzeit moderat aus. Das durchschnittliche Anpassungsniveau ist im Vergleich zum Vorjahr von 1,68 auf 1,77 Prozent und somit um 0,09 Prozentpunkte gestiegen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr stieg das Anpassungsniveau um 0,24 Prozentpunkte.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek