Unvorbereitet hat die Corona-Pandemie im März 2020 die Bundesrepublik Deutschland getroffen. Die Auswirkungen von Covid-19 haben zu tiefen Einschnitten in das wirtschaftliche, gesellschaftliche und private Leben geführt. Auch die Assekuranz musste unter komplett neuen Rahmenbedingungen ihre Geschäftstätigkeit fortführen. Wie gut ihr das gelingt, zeigen die Ergebnisse der Studie "Next new normal - Wie verändert Corona die Assekuranz nachhaltig?": Versicherer konnten ihren Betrieb weitestgehend problemlos an die neuen Umstände anpassen und könnten sogar durch den von der Krise verursachten Digitalisierungsschub profitieren.
Welche Chancen und Herausforderungen kommen auf die Branche im Allgemeinen und die einzelnen Unternehmensbereiche im Speziellen durch die Corona-Pandemie zu? Verändert Corona die Organisation und Struktur der Versicherungsunternehmen nachhaltig? Das sind die zentralen Fragen, mit der sich die Studie der Versicherungsforen Leipzig beschäftigt hat. An der Befragung, die im Juni und Juli 2020 stattfand, nahmen circa 230 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen der Assekuranz teil.
Neue Normen in der Arbeitswelt etabliert sich
Die Studie zeigt, dass eine der größten Chancen, die sich aus der Corona-Pandemie für die Assekuranz entwickelt, vermutlich das Setzen neuer Normen in ihrer Arbeitswelt sein wird. Um den Infektionsschutz zu wahren, befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung noch mehr als drei Viertel der Mitarbeiter im Homeoffice. Der Übergang zum Arbeiten von Zuhause - vor der Pandemie kein Standard bei den meisten Versicherern - gelang bei 88 Prozent der Befragten reibungslos. Das Homeoffice kommt sogar so gut an, dass ein Großteil hofft, die neu gewonnene Flexibilität auch nach der Krise erhalten zu können.
Da sich knapp 90 Prozent der Befragten nach den Beschränkungen durch Covid-19 weiterhin eine flexible Wahl des Arbeitsortes wünscht, müssen für eine erfolgreiche, langfristige Etablierung des Homeoffice noch einige Hürden überwunden werden.
Digitalisierungsschub in allen Bereichen
Beim Übergang ins mobile Arbeiten hatten 60,3 Prozent mit der neuen Form der Zusammenarbeit zu kämpfen. Insbesondere der fachliche und informelle Austausch stellt eine Herausforderung der neuen Arbeitswelt dar. An zweiter Stelle mit 52,5 Prozent sorgen Führungsthemen, wie die Führung aus der Ferne, für Schwierigkeiten. Damit das mobile Arbeiten auch nachhaltig in der Versicherungsbranche Bestand haben kann, gilt es künftig, durch geeignete Kommunikationsstrukturen neue Rahmenbedingungen zu schaffen, die entstandene Herausforderungen minimieren und es ermöglichen, die Vorteile der flexiblen Zusammenarbeit weiter auszubauen.
Spannend bleibt auch die weitere Entwicklung der Digitalisierung in der Assekuranz während der Pandemie. Durch den "Anpassungszwang" kam es zu einem Digitalisierungsschub in der Versicherungsbranche, der auch nach der Krise noch spürbar sein wird. Die Befragten konnten feststellen, dass die digitale Kontaktaufnahme sowohl durch die Kunden als auch durch die Vermittler deutlich zugenommen hat.
Kapitalanlage und Vertrieb sind negativ betroffen
Auch in anderen Bereichen wie dem Schadenmanagement wurden vermehrt digitale Kontaktmöglichkeiten (E-Mail, Chat oder Webformulare) genutzt, um einen Schaden zu melden. Die Kontaktbeschränkungen haben offensichtlich den digitalen Kundenkontakt befördert. Künftig werden die Ansprüche der Kunden an digitale Kontaktmöglichkeiten weiter steigen.
Besonders negativ trifft die Krise nach Meinung der Befragten die Bereiche Kapitalanlage und Vertrieb. Hier wurde ein deutlicher Rückgang des Neugeschäfts beobachtet. Im Produktbereich reagierte die Branche kurzfristig mit punktuellen Anpassungen ihrer Produkte und vor allen Dingen Services auf die Krise, indem beispielsweise Zahlungsmodalitäten flexibler oder spezielle Tarifupgrades für systemrelevante Berufe gestaltet wurden. Langfristig werden keine nennenswerten Veränderungen in der Produktlandschaft erwartet, allerdings wird trotz aller Diskussionen und Kritik mit einer wachsenden Nachfrage nach Betriebsunterbrechungs-Versicherungen gerechnet.
Autor(en): Katja Wagenknecht, Versicherungsforen Leipzig