"Das deutsche Gesundheitswesen ist eines der leistungsfähigsten der Welt". Eine überraschende Aussage angesichts der nicht enden wollenden Diskussion über unser Gesundheitssystem und seinem immer wieder nur mittelmäßigen Abschneiden in internationalen Vergleichen.
Allerdings: 86 Prozent der Bundesbürger sind der Ansicht, dass das deutsche Gesundheitswesen zu den leistungsfähigsten der Welt zählt, 90 Prozent beurteilen die medizinische Versorgung positiv und 82 Prozent empfinden Behandlungen als wirkungsvoll. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Bevölkerungsbefragung "Continentale-Studie 2012".
Es steht immer wieder in der Kritik: Nicht leistungsfähig genug sei das deutsche Gesundheitswesen, zu teuer, nicht effektiv. Gestützt werden diese Thesen durch Untersuchungen, die das deutsche System als mittelmäßig bezeichnen. So sah jüngst der europäische Gesundheitskonsumentenindex Deutschland nur auf Rang 12 in Europa - hinter England und knapp vor Kroatien. Das sieht die deutsche Bevölkerung allerdings völlig anders. Sie schätzt ihr Gesundheitswesen. Die medizinische Versorgung wird als erstklassig und wirkungsvoll beurteilt, wie die Continentale-Studie 2012 belegt. Noch entscheidender ist aber die Frage, in welchem Land man aus medizinischen Gründen selbst behandelt werden möchte. Und hier nennen 95 Prozent der Bevölkerung Deutschland.
Mehrheit der Befragten finden das Gesundheitssystem zu teuer
Allerdings, einem oft genannten Kritikpunkt stimmen die Deutschen uneingeschränkt zu: Mehr als 80 Prozent halten das Gesundheitssystem für zu teuer. Mit Blick auf das Thema "Selbst- und Zuzahlungen" verwundert dies nicht. Denn die Studie ergab, dass 96 Prozent der befragten deutschen GKV-Versicherten im Alter ab 25 Jahren in den vergangenen zwölf Monaten Leistungen komplett oder teilweise selbst bezahlt hatten. Und das nicht zu knapp: Im Durchschnitt bezifferten die Befragten die geleisteten Zahlungen auf 380 Euro im Jahr - über den eigentlichen GKV-Beitrag hinaus. "Im Monat sind dies rund 30 Euro und somit das Vierfache der im vergangenen Jahr von verschiedenen Krankenkassen erhobenen und oft kritisierten Zusatzbeiträge", so die Einschätzung von Helmut Posch (siehe Grafik).
Dies sei auch vor einem weiteren Ergebnis der Continentale-Studie 2012 nicht uninteressant, so Posch weiter. Denn: 76 Prozent der befragten gesetzlich Versicherten sagen, bei ihnen hätte die Höhe der Zuzahlungen in den vergangenen fünf Jahren zugenommen; fast ein Drittel meint sogar, sie hätten stark zugenommen. Nur rund ein Fünftel sagt, es hätte keine Veränderung gegeben.
Selbst Geringverdiener müssen tief in die Tasche greifen
Schaut man sich genauer an, wer in Deutschland wie viel privat über den GKV-Beitrag hinaus zuzahlt, fallen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen zum Teil große Unterschiede auf. So zahlen weibliche Befragte im Schnitt 440 Euro selbst, männliche nur 300 Euro. Westdeutsche leisten 395 Euro Zuzahlung, Ostdeutsche lediglich 325 Euro. Die Einkommenshöhe spielt zwar eine Rolle, aber auch Bezieher geringer Einkommen zahlen erhebliche Summen. Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 2.500 Euro im Monat zahlen im Schnitt 465 Euro dazu, wer weniger als 2.500 Euro zur Verfügung hat, trägt 350 Euro selbst. Bei den Geringverdienern unter den Befragten (Haushaltsnettoeinkommen von 1.000 bis 1.500 Euro) summieren sich die Zuzahlungen auf immerhin noch 325 Euro im Jahr. Trotz der hohen Kosten unterlassen lediglich knapp 20 Prozent Behandlungen wegen Zuzahlungen. In 50 Prozent der Fällen lag es daran, dass nicht genügend Geld zur Verfügung stand.
Alles beim Alten
Deutlich unerfreulicher ist der Blick der GKV-Versicherten in die Zukunft, wie die seit 2001 gleichlautend in den Continentale-Studien gestellten Trendfragen belegen. So sagen, wie in den Vorjahren, 90 Prozent der Deutschen, für eine gute medizinische Versorgung müsse man schon heute oder in Zukunft über den GKV-Beitrag hinaus viel Geld bezahlen. Und 78 Prozent gehen davon aus, langfristig nicht mehr vom medizinischen Fortschritt zu profitieren.
Gesamtzufriedenheit so hoch wie nie
Aber: In diesem Jahr erreichte die Unzufriedenheit mit dem Gesundheitswesen den geringsten Wert seit Beginn der Erhebung - nachdem im vergangenen Jahr ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen war. "Diese Entwicklung stützt die These, dass immer dann, wenn die GKV-Versicherten ganz konkret mehr Geld bezahlen mussten, sie deutlich unzufriedener sind", so Helmut Posch. Denn: Im vergangenen Jahr führten verschiedene gesetzliche Krankenversicherungen Zusatzbeiträge ein und die Unzufriedenheit stieg. In diesem Jahr wurden die umstrittenen Zusatzbeiträge wieder abgeschafft. Zudem ergab die Studie, dass 63 Prozent der Befragten den Einfluss des Staates als zu groß empfinden.
Zur Studie
Die Continentale-Studie 2012 wurde, in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest umgesetzt. Zur Studie wurden bundesweit repräsentativ 1.285 Personen ab 25 Jahren befragt, davon waren 1.118 gesetzlich versichert. .
Quelle: Continentale
Bild: Continentale
Allerdings: 86 Prozent der Bundesbürger sind der Ansicht, dass das deutsche Gesundheitswesen zu den leistungsfähigsten der Welt zählt, 90 Prozent beurteilen die medizinische Versorgung positiv und 82 Prozent empfinden Behandlungen als wirkungsvoll. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Bevölkerungsbefragung "Continentale-Studie 2012".
Es steht immer wieder in der Kritik: Nicht leistungsfähig genug sei das deutsche Gesundheitswesen, zu teuer, nicht effektiv. Gestützt werden diese Thesen durch Untersuchungen, die das deutsche System als mittelmäßig bezeichnen. So sah jüngst der europäische Gesundheitskonsumentenindex Deutschland nur auf Rang 12 in Europa - hinter England und knapp vor Kroatien. Das sieht die deutsche Bevölkerung allerdings völlig anders. Sie schätzt ihr Gesundheitswesen. Die medizinische Versorgung wird als erstklassig und wirkungsvoll beurteilt, wie die Continentale-Studie 2012 belegt. Noch entscheidender ist aber die Frage, in welchem Land man aus medizinischen Gründen selbst behandelt werden möchte. Und hier nennen 95 Prozent der Bevölkerung Deutschland.
Mehrheit der Befragten finden das Gesundheitssystem zu teuer
Allerdings, einem oft genannten Kritikpunkt stimmen die Deutschen uneingeschränkt zu: Mehr als 80 Prozent halten das Gesundheitssystem für zu teuer. Mit Blick auf das Thema "Selbst- und Zuzahlungen" verwundert dies nicht. Denn die Studie ergab, dass 96 Prozent der befragten deutschen GKV-Versicherten im Alter ab 25 Jahren in den vergangenen zwölf Monaten Leistungen komplett oder teilweise selbst bezahlt hatten. Und das nicht zu knapp: Im Durchschnitt bezifferten die Befragten die geleisteten Zahlungen auf 380 Euro im Jahr - über den eigentlichen GKV-Beitrag hinaus. "Im Monat sind dies rund 30 Euro und somit das Vierfache der im vergangenen Jahr von verschiedenen Krankenkassen erhobenen und oft kritisierten Zusatzbeiträge", so die Einschätzung von Helmut Posch (siehe Grafik).
Dies sei auch vor einem weiteren Ergebnis der Continentale-Studie 2012 nicht uninteressant, so Posch weiter. Denn: 76 Prozent der befragten gesetzlich Versicherten sagen, bei ihnen hätte die Höhe der Zuzahlungen in den vergangenen fünf Jahren zugenommen; fast ein Drittel meint sogar, sie hätten stark zugenommen. Nur rund ein Fünftel sagt, es hätte keine Veränderung gegeben.
Selbst Geringverdiener müssen tief in die Tasche greifen
Schaut man sich genauer an, wer in Deutschland wie viel privat über den GKV-Beitrag hinaus zuzahlt, fallen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen zum Teil große Unterschiede auf. So zahlen weibliche Befragte im Schnitt 440 Euro selbst, männliche nur 300 Euro. Westdeutsche leisten 395 Euro Zuzahlung, Ostdeutsche lediglich 325 Euro. Die Einkommenshöhe spielt zwar eine Rolle, aber auch Bezieher geringer Einkommen zahlen erhebliche Summen. Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 2.500 Euro im Monat zahlen im Schnitt 465 Euro dazu, wer weniger als 2.500 Euro zur Verfügung hat, trägt 350 Euro selbst. Bei den Geringverdienern unter den Befragten (Haushaltsnettoeinkommen von 1.000 bis 1.500 Euro) summieren sich die Zuzahlungen auf immerhin noch 325 Euro im Jahr. Trotz der hohen Kosten unterlassen lediglich knapp 20 Prozent Behandlungen wegen Zuzahlungen. In 50 Prozent der Fällen lag es daran, dass nicht genügend Geld zur Verfügung stand.
Alles beim Alten
Deutlich unerfreulicher ist der Blick der GKV-Versicherten in die Zukunft, wie die seit 2001 gleichlautend in den Continentale-Studien gestellten Trendfragen belegen. So sagen, wie in den Vorjahren, 90 Prozent der Deutschen, für eine gute medizinische Versorgung müsse man schon heute oder in Zukunft über den GKV-Beitrag hinaus viel Geld bezahlen. Und 78 Prozent gehen davon aus, langfristig nicht mehr vom medizinischen Fortschritt zu profitieren.
Gesamtzufriedenheit so hoch wie nie
Aber: In diesem Jahr erreichte die Unzufriedenheit mit dem Gesundheitswesen den geringsten Wert seit Beginn der Erhebung - nachdem im vergangenen Jahr ein signifikanter Anstieg zu verzeichnen war. "Diese Entwicklung stützt die These, dass immer dann, wenn die GKV-Versicherten ganz konkret mehr Geld bezahlen mussten, sie deutlich unzufriedener sind", so Helmut Posch. Denn: Im vergangenen Jahr führten verschiedene gesetzliche Krankenversicherungen Zusatzbeiträge ein und die Unzufriedenheit stieg. In diesem Jahr wurden die umstrittenen Zusatzbeiträge wieder abgeschafft. Zudem ergab die Studie, dass 63 Prozent der Befragten den Einfluss des Staates als zu groß empfinden.
Zur Studie
Die Continentale-Studie 2012 wurde, in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest umgesetzt. Zur Studie wurden bundesweit repräsentativ 1.285 Personen ab 25 Jahren befragt, davon waren 1.118 gesetzlich versichert. .
Quelle: Continentale
Bild: Continentale
Autor(en): versicherungsmagazin.de