Die Macht der sozialen Netzwerke ist enorm. So hat kürzlich facebook die Marke von einer Milliarde Menschen, die auf dieser Plattform aktiv sind, gerissen. Eine Marktmacht, die die Versicherungsbranche und dabei auch die PKV immer stärker zu spüren bekommen, aber dieser Entwicklung noch zu wenig entgegensetzen. So jedenfalls der Tenor auf dem PKV-Forum der Continentale kürzlich in Köln.
Bereits vor fünf Jahren belegte facebook Platz 1, wenn es um die Bekanntheit in der Online-Welt ging. Auf den undankbaren 2. Platz kam nicht ein spezieller Mitbewerber sondern sogar bis zu 100 Seiten von Anbietern zusammen. Dieser „social way“, frei übersetzt diese Datenbegeisterung und auch gesellschaftliche Veränderung in den Köpfen, wird nach Ansicht des Bloggers, Journalisten und Autors Sascha Lobo auch zunehmend das deutsche Gesundheitswesen beeinflussen. „Gesundheit wird zum digitalen Lebensstil“ ist Lobo überzeugt, dies zeige sich unter anderem auch an Gruppen, die nicht nur ihre Diätprogramme oder Fitnessambitionen teilen würden, sondern auch ihre Geschlechtskrankheiten.
Über Gesundheitsdaten attraktive Kunden und gute Risiken finden
Dieser übermächtige Wunsch der Menschen nach Information, um die Realität einschätzen zu können, würde immer stärker auch von Plattformen wie Google und Wikipedia beeinflusst und (aus-)genutzt. Diese Unternehmen sammelten heute bereits eine Unmenge an Daten, noch nicht einmal wissend, wie sie diese genau verwenden wollen/werden. Aber der Besitz dieser Daten macht diese Player so mächtig, dass sie versuchen und versuchen werden, Geschäftsmodelle in Deutschland zu etablieren, die bislang bei uns noch nicht erlaubt sind. Google sei bereits dabei, über Gesundheitsdaten attraktive Kunden zu finden, den unattraktiven Rest überlasse der Konzern dann der Versicherungswirtschaft.
Pseudowissen der Kunden führt zu Fehleinschätzungen
„Die Versicherer müssen wieder stärker an Datensouveränität gewinnen“ und der Datenschutz müsse wieder ernsthafter betrieben werden, um in diesem Wettkampf bestehen zu können. „Die Wikipedia-Patienten“ seien bereits die ersten Anzeichen dieser immer stärker werdenden Bewegung des scheinbar vollkommen aufgeklärten Kunden. Dieses Pseudowissen der Menschen könne dazu führen, dass der Kunde mit seinem Versicherer handele und fordere, nur noch den Baustein X bezahlen zu wollen, weil er nach Aussage von Y wisse, dass er niemals an der Krankheit Z erkranken werde.
Dieses Ungleichgewicht der Datenlage zwischen der Versicherungswirtschaft und zwischen Google sei langfristig für die Versicherer ungesund und dieser Trend müsse zudem dazu führen, dass man endlich wieder zwischen Datenmacht und Datengläubigkeit unterscheiden müsse. Ganz wichtig sei in diesem Kontext auch, dass sich die Verantwortlichen der Branche – so unter anderem im Vertrieb - weiterbildeten, um die aktuellen Technologien zu kennen und zu verstehen, um dann den Kunden allumfassend und korrekt beraten zu können.
Nur wer die Technologie genau kennt, kann richtig beraten
Doch genau bei diesem „Kennen und Verstehen“ der digitalen Entwicklung zeigt sich ein weiteres Problem der Versicherungsunternehmen, das machte auch die Podiumsdiskussion auf dem Continentale-PKV-Forum unter der Überschrift „Digitalisierung – der Weg zum gläsernen Versicherten?“ deutlich: Sie - die Versicherungssparte - „hinkt hoffnungslos hinter der Entwicklung der Digitalisierung her“, schimpfte dort Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident des Bundesärztekammer. Und Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender der Continentale, gab ihm Recht, indem er selbstkritisch anmerkte: “Wir Versicherer haben auf diesem Gebiet eine Menge Zeit vergeudet“.
Und so lautete der konsequente Appell von Lobo an die Versicherer im Allgemeinen und die privaten Krankenversicherer im Besonderen: „Sie müssen verhindern, dass Google & Co. unendlich mehr über Ihre Kunden weiß als Sie selbst und dass ausländische börsennotierte AGBs wichtiger werden als die hiesige Gesetzeslage.“
Bildquelle: © wavebreak / gettyimages
Bereits vor fünf Jahren belegte facebook Platz 1, wenn es um die Bekanntheit in der Online-Welt ging. Auf den undankbaren 2. Platz kam nicht ein spezieller Mitbewerber sondern sogar bis zu 100 Seiten von Anbietern zusammen. Dieser „social way“, frei übersetzt diese Datenbegeisterung und auch gesellschaftliche Veränderung in den Köpfen, wird nach Ansicht des Bloggers, Journalisten und Autors Sascha Lobo auch zunehmend das deutsche Gesundheitswesen beeinflussen. „Gesundheit wird zum digitalen Lebensstil“ ist Lobo überzeugt, dies zeige sich unter anderem auch an Gruppen, die nicht nur ihre Diätprogramme oder Fitnessambitionen teilen würden, sondern auch ihre Geschlechtskrankheiten.
Über Gesundheitsdaten attraktive Kunden und gute Risiken finden
Dieser übermächtige Wunsch der Menschen nach Information, um die Realität einschätzen zu können, würde immer stärker auch von Plattformen wie Google und Wikipedia beeinflusst und (aus-)genutzt. Diese Unternehmen sammelten heute bereits eine Unmenge an Daten, noch nicht einmal wissend, wie sie diese genau verwenden wollen/werden. Aber der Besitz dieser Daten macht diese Player so mächtig, dass sie versuchen und versuchen werden, Geschäftsmodelle in Deutschland zu etablieren, die bislang bei uns noch nicht erlaubt sind. Google sei bereits dabei, über Gesundheitsdaten attraktive Kunden zu finden, den unattraktiven Rest überlasse der Konzern dann der Versicherungswirtschaft.
Pseudowissen der Kunden führt zu Fehleinschätzungen
„Die Versicherer müssen wieder stärker an Datensouveränität gewinnen“ und der Datenschutz müsse wieder ernsthafter betrieben werden, um in diesem Wettkampf bestehen zu können. „Die Wikipedia-Patienten“ seien bereits die ersten Anzeichen dieser immer stärker werdenden Bewegung des scheinbar vollkommen aufgeklärten Kunden. Dieses Pseudowissen der Menschen könne dazu führen, dass der Kunde mit seinem Versicherer handele und fordere, nur noch den Baustein X bezahlen zu wollen, weil er nach Aussage von Y wisse, dass er niemals an der Krankheit Z erkranken werde.
Dieses Ungleichgewicht der Datenlage zwischen der Versicherungswirtschaft und zwischen Google sei langfristig für die Versicherer ungesund und dieser Trend müsse zudem dazu führen, dass man endlich wieder zwischen Datenmacht und Datengläubigkeit unterscheiden müsse. Ganz wichtig sei in diesem Kontext auch, dass sich die Verantwortlichen der Branche – so unter anderem im Vertrieb - weiterbildeten, um die aktuellen Technologien zu kennen und zu verstehen, um dann den Kunden allumfassend und korrekt beraten zu können.
Nur wer die Technologie genau kennt, kann richtig beraten
Doch genau bei diesem „Kennen und Verstehen“ der digitalen Entwicklung zeigt sich ein weiteres Problem der Versicherungsunternehmen, das machte auch die Podiumsdiskussion auf dem Continentale-PKV-Forum unter der Überschrift „Digitalisierung – der Weg zum gläsernen Versicherten?“ deutlich: Sie - die Versicherungssparte - „hinkt hoffnungslos hinter der Entwicklung der Digitalisierung her“, schimpfte dort Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident des Bundesärztekammer. Und Dr. Christoph Helmich, Vorstandsvorsitzender der Continentale, gab ihm Recht, indem er selbstkritisch anmerkte: “Wir Versicherer haben auf diesem Gebiet eine Menge Zeit vergeudet“.
Und so lautete der konsequente Appell von Lobo an die Versicherer im Allgemeinen und die privaten Krankenversicherer im Besonderen: „Sie müssen verhindern, dass Google & Co. unendlich mehr über Ihre Kunden weiß als Sie selbst und dass ausländische börsennotierte AGBs wichtiger werden als die hiesige Gesetzeslage.“
Bildquelle: © wavebreak / gettyimages
Autor(en): Meris Neininger