Central Kranken: Auf Billigtarife gesetzt und - gescheitert?

Der Central Krankenversicherung AG steht nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD) eine drastische Umstrukturierung bevor. Demnach soll der eigene Außendienst abgeschafft, aber auch der Vertrieb über Makler eingestellt werden. Der Grund: Die vermeintlichen Geldbringer - die Billigtarife - sind gescheitert.

Der Generali-Tochter Central Krankenversicherung in Köln steht anscheinend ein harter Umbau bevor. Das heißt genau: Deutschlands fünftgrößter privater Krankenversicherer plant, den eigenen Außendienst zu schließen. 970 Mitarbeiter waren Ende 2010 (Ende 2009: 944) im Außendienst beschäftigt. Davon waren 771 (Vorjahr: 730) selbstständige Außendienstmitarbeiter.

Im Vorjahr noch neue Mitarbeiter ins Boot geholt
2010 hat die Central „zur Stärkung des Leistungs- und Gesundheitsmanagements und zur weiteren Verbesserung des Services zusätzlich 72 Stellen geschaffen. Auch die Vertriebsmannschaft wurde verstärkt. Für 2011 sind infolge der positiven Geschäftsentwicklung im Berichtsjahr weitere Personaleinstellungen zu erwarten,“ so der optimistische Tenor des Geschäftsberichtes 2010. Auch in die Weiterbildung investierte die Central im letzten Jahr noch kräftig. So bot sie vor allem für ihre Außendienstmitarbeiter, „die für die künftigen Herausforderungen im Bereich der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung gerüstet sein wollen“ eine Weiterbildung zum „Spezialist/in Kranken- und Pflegeversicherung“ an.

Noch nicht beschlossene Sache, aber...
Vorstandschef Heinz Teuscher erklärte gegenüber der FTD, dass die Auflösung des eigenen Vertriebs zwar noch nicht beschlossen sei. Er räumte jedoch ein, dass die Einstellung des Außendienstes inklusive der Möglichkeit, dass sich die Vermittler für andere Vertriebswege entscheiden könnten, geprüft werde. Auch beim Maklervertrieb, für den rund 70 Mitarbeiter aktiv seien, sei kein vollständiger Abbau geplant. Doch "ein scharfer Rückgang im Geschäft" - so die Einschätzung von Teuscher - zwinge zu einer Anpassung der bestehenden Kapazitäten.


Der Umbau hat auch personelle Folgen: die verantwortliche Aktuarin Daniela Rode (40), die unter anderem die Ressorts Gesundheitsmanagement, Kooperation und Produktmanagement leitet, und Friedrich Schmitt (42), der unter anderem die Ressorts Compliance, GKV-Kooperation und Vertriebsservice verantwortet, müssen gehen.

DKV hat schon die Reißleine gezogen
Die Kölner DKV hatte sich bereits Mitte Juli von ihren "Billigtarifen" verabschiedet. Das heißt in der Praxis: Zum 1. Dezember 2012 werden insgesamt sechs Tarife geschlossen.

Die damalige Begründung des DKV-Chef Clemens Muth: „Viele Kunden erkennen nicht, dass mit den Billigangeboten eine deutlich geringer Leistung verbunden ist. Gleichzeitig stiegen nur wenige Kunden später von den Billigtarifen in höherwertige Tarife um. "Damit werden die Billigtarife regelrecht zur Falle", kritisierte Gerd Güssler, Geschäftsführer des Softwareanbieters KVpro. Und genau an diesen Problemen scheint nun auch die Central gescheitert zu sein.
Mitte Juli war auch bereits zu vernehmen, dass die Annahmepolitik bei einigen Versicherern härter werde. Genannt wurden damals die Namen Hanse Merkur, Gothaer und eben die Central.

Ungesundes Wachstum?
Das Tochterunternehmen der Generali war nach Angaben der FTD in den vergangenen Jahren in erster Linie durch derartige Billigtarife gewachsen. Diese Tarife bieten meistens weniger Leistungen als diejenigen der gesetzlichen Krankenkassen. Die Fakten: Zum 31. Dezember 2010 hatten 508.990 Personen (Vorjahr: 499.496) eine Krankheitskostenvollversicherung abgeschlossen, 1.332.435 Menschen (Vorjahr: 1.297.340) eine Zusatzversicherung.
Insgesamt waren Ende vergangenen Jahres 1.841.425 Personen (Vorjahr: 1.796.836) bei der Central krankenversichert. Die Begründung des Versicherers für dieses Ergebnis: „Ursächlich für diese erfreuliche Entwicklung war vor allem das zielgruppengerechte Portfolio der Central in Kombination mit dem Multikanalvertrieb. Ein System, das aber nun grundsätzlich in Frage gestellt werden zu scheint.

Die nächsten (möglichen) Schritte
Der Konzern will laut FTD den Central-Vertretern den Wechsel zu einem anderen Vertrieb anbieten. Die Optionen wären: die Generali Versicherungen und die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG). Bei Letztgenannter sollen nach deren Wunsch die Vertreter aber nicht nur im KV-Sektor aktiv sein.

Die bisherige Struktur
Die Central ist bislang in vier Vertriebsdirektionen organisiert und vertreibt ihre Produkte über die DVAG, die eigene Stammorganisation, die Konzernvertriebe der Generali Deutschland Gruppe sowie über Makler und Mehrfachgeneralagenten.

Quellen: Central Krankenversicherung AG, Versicherungsjournal, FTD

Autor(en): Meris Neininger

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