Provisionsdeckel, Streit mit Check 24, die Digitalisierung des Vermittlerbetriebs und das veränderte Kundenverhalten: Das sind die Themen, die den Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) aktuell umtreiben. Dies zeigte sich auf seiner jüngsten Jahreshauptversammlung in Kassel.
Der Streit mit Check 24 beschäftigt den BVK nun schon seit 2016. In diesem Jahr hatte der Verband gleiche Wettbewerbsbedingungen für Online- und klassische Vermittler gefordert und ein wegweisendes Urteil gegen die Online-Plattform erstritten. Nun steht die nächste „prozessuale Auseinandersetzung“ mit dem Dienst an. Diese wird nach Aussage von BVK-Chef Michael H. Heinz wieder vor dem Landgericht München stattfinden, aber höchstwahrscheinlich nicht mehr in diesem Jahr. Der angesetzte Termin ist März 2020.
BVK sieht sich von (seinen) Vermittlern getragen
Der Grund für diese späten Verhandlungszeitpunkt nach Aussage von Heinz: “Check 24 versucht, bewusst den Termin immer wieder auf die lange Bank zu schieben, das Verfahren in die Länge zu ziehen, damit sie im laufenden Jahr die Kfz-Versicherungen noch umdecken können“.
Doch die Vermittler würden seinen Verband immer motivieren, hier am Ball zu bleiben und die Interessen des Berufsstandes zu verteidigen. Diese Aufgabe würden sie gerne übernehmen.
Stand der Maklerverband am Anfang des Rechtstreits „noch ziemlich allein“ mit seiner Position, sieht er sich heute in seinem Vorgehen bestätigt. Der Grund: Das Bundeskartellamt, der Bundesrat, Die Grünen und auch die Verbraucherschützer teilen gegenwärtig die Position des BVK in puncto Check 24. Selbst die IHK München (München ist der Firmensitz der Mutter von Check 24) würde heute der Argumentation des Verbandes folgen.
Klage gegen Mutter und alle Töchter angepeilt
Heinz kritisiert das Verhalten des Online-Vergleichers auch deshalb so vehement, weil dieser kontinuierlich neue Töchter gründen würde und so bundesweit vertreten wäre, um mögliche Verfahren gegen ihn in die Länge ziehen zu können. Aus diesem Grund würde es auch nicht reichen, wenn sein Haus gegen die Mutter von Check 24 klagen würde, alle Töchter müssten hier auch in die Klage einbezogen werden.
Als „Phantomdebatte“ und „Koalitionsgeschacher auf Kosten der Vermittler und um Wähler abspenstig zu machen“ kritisiert Heinz „die immer gleichen Argumente der Politik. Auch wenn es um die Beschwerdequote in der Versicherungswirtschaft geht. Die Quote der Beschwerden bezüglich der Vermittler läge zwar im verschwindenden Promille-Bereich, die Diskussion darüber würde in Berlin aber immer wieder angefacht werden. „Dagegen werden wir uns sicher wehren, auch juristisch“, kündigt Heinz an. Darin hat der Verband ja bereits reichlich Erfahrung.
Provisionsdeckel in der Lebensversicherung und kein Ende – so auch beim BVK. „Ein Provisionsdeckel steht im Widerspruch zum freien Wettbewerb, er ist ein gesetzlicher Eingriff, der nicht zu unserer freien Marktwirtschaft passt“, skizzierte BVK-Vizepräsident Bernd Archangeli klar und deutlich die diesbezügliche Position seines Verbandes auf der diesjährigen Hauptversammlung in Kassel. „Nein zum Provisionsdeckel, ja zum Provisionsabgabeverbot“ überschreibt der Verband schon seit geraumer Zeit seine diesbezügliche Stoßrichtung. Eine Haltung, die er selbstverständlich auch in Kassel zum Ausdruck brachte.
BVK erkennt kein Marktversagen
Der Versicherungsbranche und der Vermittlerschaft, „ein Marktversagen“ vorzuwerfen, wie die Politik immer wieder betone, sei falsch. Die niedrigen Zinsen seien hier das eigentliche Problem, verteidigte Archangeli die Vermittler.
Gegen den Provisionsdeckel hat der der Verband ja bereits juristische Schritte angekündigt, wann dies genau der Fall sein wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau fest. Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) ist aber davon überzeugt, dass das Gesetzesvorhaben nicht vor März 2020 umgesetzt wird. Heinz konnte sogar einen genauen Termin nennen: 20. März 2020. Heinz verwies in diesem Zusammenhang auch auf das Gutachten des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, hin. In diesem wird ein Provisionsdeckel als verfassungswidrig erachtet.
Erfreulicher Trend bei den Sachkundeprüfungen
Ganz entspannt sieht der BVK die Entwicklung der Vermittlerzahlen. So sieht er den Rückgang von rund 230.000 Vermittlern im Jahr 2009 auf aktuell rund 190.000 nicht „als dramatisch“ an. Viele der nicht mehr registrierten Akteure hätten ihr Vermittlergeschäft nur halbherzig betrieben. Dagegen seien die jüngsten Zahlen der Sachkundeprüfung als „positives Zeichen“ zu werten, denn diese hätten bei gut 6.000 gelegen. Also kein Grund zur Sorge, „die Branche hat Nachwuchs“, freut sich Archangeli. Nur der drohende Provisionsdeckel könnte diesen erfreulichen Trend wieder stoppen, denn die Menschen, die sich für diesen beruflichen Weg entschieden würden, bräuchten natürlich auch eine finanzielle Sicherheit.
Eine falsche Sicherheit würden sich Versicherungsmakler dahingegen oft durch die diversen Dienstleister wie Pools und Deckungskonzept-Anbieter erkaufen. Durch die Anbindung an diese würden sie „Gefahr laufen, sich abhängig zu machen“, glaubt Archangeli. Die Versicherer würden zunehmend monieren, dass diese Anbindungen das Maklergeschäft für sie verteuert und versuchten dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Aus diesem Grund und zum Selbstschutz sollten die Makler daran gehen, „ihre Maklerhoheit wieder zurückzugewinnen“, konkretisierte Heinz das Problem.
Vermittler auf die Anforderungen der Zukunft gut vorbereiten
Diese Maklerhoheit seiner Mitglieder zu sichern und zu bewahren, strebt der BVK auch dadurch an, dass er deren unternehmerische Kompetenz stärken und ihnen helfen will, die digitalen Veränderungen ihres beruflichen Alltags zu meistern. Der jüngst eingeführte „Quick-Check“ soll hier gute Dienste tun. Mit dieser Statusanalyse kann der Vermittler prüfen, wo sein Betrieb steht. Das Prüfinstrument beschäftigt sich unter anderem mit den Themen:
- Erfolgsfaktoren der Führung eines Vermittlerbetriebs,
- Statuserhebung und Profilerstellung sowie
- Auswertungs- und Analyseansätze sowie Entwicklung und Umsetzung konkreter Maßnahmen.
Alles Aspekte, die ein moderner Vermittlerbetrieb im Blick haben muss, wenn er die Herausforderungen der kommenden Jahre meistern will.
Autor(en): Meris Neininger