Seit Jahren plagen innovative Gründer und aufstrebende Start-ups Probleme bei der Finanzierung. Ihnen fehlen vor allem inländische Investoren und die Unterstützung des Staates. In diese Lücke sprangen bislang meist ausländische Wagniskapitalgeber - mit erheblichen Konsequenzen für die Produkte und Services. Denn die Jungunternehmen wanderten so mit der Zeit ins Ausland ab.
"Politisch und volkswirtschaftlich ist das bedenklich: Große Finanzierungsrunden finden statt, wenn die Technologie erprobt und das Geschäftsmodell erfolgreich ist. Sie werden aus Nordamerika und Asien bedient. Dagegen sind es hiesige Investoren und der deutsche Staat, die in frühen Unternehmensphasen investieren – mit entsprechend höherem Ausfallrisiko", lautet der Standpunkt des Digitalverbands Bitkom.
Mit einem stufenweise aufgebauten Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien ("Zukunftsfonds") will die Bundesregierung gegensteuern und Zukunftstechnologien besser fördern. Wie es in einer Presseerklärung des Bundeswirtschafts- und des Bundesfinanzministeriums sowie der Förderbank KfW heißt, könnten die ersten Bausteine des Zukunftsfonds bereits Mitte April starten. Innerhalb der KfW sei die KfW Capital mit der Koordination des Zukunftsfonds betraut.
Bundesregierung schnürt Zehn-Milliarden-Paket
Für die Förderung will der Bund zehn Milliarden Euro in die Hand nehmen. Diese Maßnahme soll weiteres Kapital in Höhe von rund 20 Milliarden Euro von privaten und anderen öffentlichen Partnern mobilisieren. Gedacht ist das Geld insbesondere für Start-ups in der Wachstumsphase mit einem hohen Kapitalbedarf. Laut Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier soll in den kommenden Jahren durch diese und weitere Finanzierungsinstrumente Wagniskapital für Start-ups in Deutschland von über 50 Milliarden Euro zusammen kommen.
"Innovative Technologieunternehmen werden durch den Zukunftsfonds besseren Zugang zu Kapital erhalten, insbesondere für Wachstumsfinanzierungen. Wir engagieren uns mit eigenen Mitteln in Höhe von über zwei Milliarden Euro. Unsere Beteiligungstochter KfW Capital wird die einzelnen Produktbausteine für den Bund koordinieren", erläutert KfW-Vorstandschef Günther Bräunig:
Wie es weiter heißt, erhöht die KfW Capital mit Unterstützung des ERP-Sondervermögens und des Zukunftsfonds das Zusagevolumen für Venture-Capital-Fonds, Growth-Fonds und Venture-Debt-Fonds in den nächsten zehn Jahren um rund 2,5 Milliarden Euro. KfW Capital werde im Zuge dessen ihren Investitionsfokus auf Wachstumsfinanzierungen von Start-ups ausweiten. Die Beteiligungen von KfW Capital erfolgen weiterhin grundsätzlich zu den gleichen Bedingungen wie die Investition privatwirtschaftlicher Mitinvestoren (pari-passu).
Deeptech Future Fonds startet im April
Wie die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" berichtet, sieht der Zeitplan der Bundesregierung als ersten Schritt den Start des Deeptech Future Fonds im April vor. Der bis zu eine Milliarde Euro anwachsende Fonds beteiligt sich zu Pari-passu-Bedingungen mit einer längerfristigen Investitionsperspektive direkt an Deeptech-Unternehmen. Diese entwickeln tiefgreifende Innovationen mit erheblichem gesamtwirtschaftlichen Wirkungspotenzial. Die Entwicklung bis zur Markreife ist laut KfW sehr zeit- und kapitalintensiv. Mit dem neuen Deeptech Future Fonds sollen solche Technologien in Deutschland zur Marktreife gebracht werden.
Im zweiten Quartal ist geplant, in Anlehnung an die vorhandene ERP/EIF-Wachstumsfazilität eine bis zu 3,5 Milliarden Euro große Wachstumsfazilität zu schaffen, welche in Wachstumsfonds und in Wachstumsfinanzierungsrunden von Start-ups investiert. Ab dem dritten Quartal 2021 soll dann der Dachfonds der KfW mit rund einer Milliarde Euro an den Start gehen.
Managed Account Modell sorgt für Flexibilität
Langfristig soll zudem ein sogenanntes Managed Account Modell bei der KfW Capital eingeführt werden. Vor allem innovative Technologie- und Wachstumsunternehmen sollen von den Mitteln in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro profitieren. Bei diesem in den USA häufig genutzten Modell legt ein regulatorisch qualifizierter Anlageberater für einzelne Investoren oder Gruppen von Kapitalgebern einen Fonds an, der bei einem sogenannten Prime Broker verwaltet wird. Dies geschieht in der Regel parallel zur bestehenden Fondslandschaft. Damit soll Investoren eine möglichst große Flexibilität gewährleistet werden.
Autor(en): Angelika Breinich-Schilly