BU-Auseinandersetzung geht in die Verlängerung

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Das Beratungs- und Softwareunternehmen Premium Circle schaut ab 2022 verstärkt Richtung Endkunde und will Vermittler und Versicherer vor sich hertreiben.

Im kommenden Jahr nimmt Premium Circle einen Perspektivenwechsel vor. Das auf Beratung und Software spezialisierte Unternehmen mit Schwerpunkt Private Krankenversicherung (PKV) und Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU) will sich dem Endverbraucher zuwenden. Geschäftsführer Claus-Dieter Gorr verrät auf dem 10. Vorsorgefachforum, einer Eigenveranstaltung seines Hauses, dass es sich hierbei um einen zumindest teilweisen Wechsel des Geschäftsmodells handelt. „Die BU ist ein ganz grauenvolles Produkt“, erklärt er gegenüber Versicherungsmagazin.

Gorrs Ziel ist es, die BU zu verbessern. Dazu will er auch „die Vermittlerschaft sehr stark infrage stellen“. Die Teilnehmer des Vorsorgefachforums, hauptsächlich Vermittler, beziehungsweise das Maklernetzwerk, also die Kunden von Premium Circle, seien nicht das Problem. „Aber ich reibe mich nicht mehr für die Masse auf“, stellt Gorr klar. Er will „eine Art gewerblichen Verbraucherschutz“ aufziehen.

Dreh- und Angelpunkt sind die AVB

Das Kernproblem für „den katastrophalen Zustand der BU“ sind laut Premium Circle die unverbindlichen Formulierungen und unbestimmten Begriffe in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB). Gorr macht zwei Beispiele. So umfassten die BU-AVB der Swiss Life 51 Seiten. Im Schnitt komme das Unternehmen auf eine unverbindliche Formulierung pro Seite. Die Targo bringe es auf durchschnittlich 7,8 bei acht Seiten AVB.

Deshalb bietet Premium Circle künftig eine BU-Software für Endkunden an. Zu allen in der Anwendung enthaltenen rund 350 Leistungskriterien soll es Transparenzkriterien geben. Die Software werde damit die Punkte in den AVB offenlegen, die unklar sind, mit dem Ziel, dass der Kunde dazu direkt beim Versicherer um Klarstellung bittet.

Mit Blick auf die Vermittlerhaftung in der BU betont Gorr: „Ich kann nur raten, dem Kunden die AVB hinzulegen und zu sagen: „Lies selbst und wenn du Fragen hast, frag den Versicherer. Ich sag nichts.““ Dem Versicherer könne nichts Besseres passieren, als wenn Vermittler dem Kunden im BU-Geschäft zu einer bestimmten Gesellschaft rate, weil er mit ihr gute Erfahrungen gemacht hat.

 

 

Streit geht weiter

Damit dürfte die Auseinandersetzung um die BU in die Verlängerung gehen. Die im Frühjahr von Premium Circle veröffentlichte Studie zur BU im Zusammenhang mit Covid-19 war vom Verein Zukunft für Finanzberatung (ZFF) harsch kommentiert worden. Der Finanzberater-Verband kritisierte, dass die Ergebnisse – unter anderem, dass die Gefahr einer Leistungsablehnung durch Corona deutlich erhöht sei – auf einer unzureichenden Datenlage basiere. An der Studie hatten sich sieben BU-Versicherer beteiligt. „In unseren Augen lässt sich aus der geringen Teilnahme auch nicht schließen, dass die anderen Versicherer etwas zu verbergen hätten“, so der ZFF.

In einer Stellungnahme als Antwort auf den Kommentar des ZFF erklärte Premium Circle, dass es Ziel der Studie gewesen sei, der Branche einen ersten Überblick darüber zu schaffen, wie die Anbieter von BUs im Antrags- und Leistungsprozess mit den Folgen der Corona-Pandemie umgehen. „Dass nur so wenige Versicherer an der Studie teilnahmen, lasse den Schluss zu, dass ein Großteil der Branche offenbar lieber durch Verschwiegenheit auf die Sicherung der einseitig steuerbaren Geschäftsmodelle setze als darauf, mit verständlichen und verbindlichen Produkten die Attraktivität für Versicherte zu erhöhen“, schreibt „Finanzwelt“ in einem Bericht zur Stellungnahme des Unternehmens.

Autor(en): Stefanie Hüthig

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