Bei der Jahreshauptversammlung des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) wurde der bisherige Erfolg der Lobbyarbeit der Versicherungsbranche sehr differenziert bewertet. Der Vertrieb muss sich für 2015 auf eine Umsetzung der neuen Vermittlerrichtlinie einstellen. "Wir wissen, dass viele Kollegen die Unternehmerschaft noch nicht verinnerlicht haben", bekannte Michael H. Heinz, Präsident des BVK. In einer von Dr. Marc Surminski, Chefredakteur der "Zeitschrift für Versicherungswesen", moderierten Podiumsdiskussion warb er dafür, dass sich die Vermittler auf Veränderungen in den Vergütungssystemen und der Transparenz dazu einstellen.
Zumindest wolle er sich nicht den Vorwurf machen lassen, als verantwortlicher Vertreter von Vermittlerinteressen sich nicht rechtzeitig auf mögliche Szenarien für die künftige Arbeit der Vermittler vorzubereiten. Insbesondere plädierte er dafür, sofern die Politik die Vermittlung gegen Honorar fördern werde, dann auch Wettbewerbsgerechtigkeit walten zu lassen und Vertreter nicht von der Möglichkeit auszuschließen, neuartige Vergütungsgestaltungen anzuwenden.
Kompromisse helfen
Professor Karel van Hulle, ehemaliger Referatsleiter der Europäischen Kommission, warb für die Arbeit in Brüssel. "Europa ist ein Kompromiss", meinte er und zog daraus den Schluss, dass Europa sogar einen Schutz vor nationalen Übertreibungen bietet. "Der Druck auf die Kommission, um Provisionen zu verbieten, war sehr groß", berichtete er als Beispiel und ließ durchblicken, dass er von solchen radikalen Eingriffen in den Markt nichts hält. Er befürwortete zwar mehr Transparenz, aber es reiche eine Provisionsoffenlegung auf Nachfrage ("soft disclosure") völlig aus.
"Wir brauchen Vermittler", meinte er weiter, denn Versicherungen seien schwer zu verstehen und benötigen viele Menschen, die diese Produkte erklären. Den europäischen Vermittlerverbänden bescheinigte van Hulle eine sehr erfolgreiche Lobbyarbeit. BVK-Präsident Heinz dagegen vermisste eine ähnlich effektive Lobbyarbeit jedenfalls der deutschen Versicherungswirtschaft.
Versicherer bereiten sich vor
Doch die ist sich untereinander gar nicht einig, wurde in den Beiträgen von Dr. Karl-Walter Gutberlet, Vorstand der Allianz, und Dr. Rolf Wiswesser, Vertriebsvorstand des Ergo-Konzerns, deutlich. In beiden Konzernen bereite man sich auf unterschiedliche Szenarien der Regulierung und deren mögliche Konsequenzen vor.
Gutberlet bezeichnete ein neues Selbstverständnis des Versicherungsvermittlers nach dem Vorbild der Rechtsberater als "gar nicht so schlecht" und fragte, warum sich Vermittler weiter wie "Turnschuhverkäufer" gebärden statt als Expertenberuf mit Kunden über ihre Leistungen und die dafür notwendige Vergütung diskutieren wollten. Auch eine laufende Vergütung in der Lebensversicherung fände er aus seiner Erfahrung in der Sachversicherung wünschenswert. Wiswesser dagegen betonte, dass die Verbraucher nicht bereit seien, angemessene Honorare zu zahlen und verteidigte das derzeitige Provisionsmodell als den richtigen Weg zur Versorgung der Bevölkerung. Allerdings nahm er selbstkritisch die Versicherungsunternehmen in die Haftung. Denn wenn es Beschwerden und Probleme gebe, dann nur selten wegen der Beratungs- und Serviceleistung als viel häufiger wegen einer Nichterfüllung der Erwartungen durch die Versicherer. Deshalb sollte es besser eine "IMD für Versicherer" geben, mit der für bessere und besser nachvollziehbare Produkte gesorgt werde.
Aufsichtsanforderungen für Kleinbetrieb nicht tragbar
Ministerialdirigent Ulrich Schönleiter vom Bundeswirtschaftsministerium teilte die Meinung, dass es "ein Mehr an Transparenz" geben soll und lobte ausdrücklich die Anforderungen Brüssels an die Weiterbildung. Dagegen lehnte er vehement ein Ansinnen der Europäischen Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA ab, die Vermittlerbetriebe zu eigenen, umfassenden Compliance-Aufgaben zu verpflichten und diese Kleinunternehmen zu überfordern. Es gebe zwar seiner Meinung nach zu viele Vermittler in Deutschland, aber die Vorstellungen der Aufsicht würden umgekehrt die Vermittlerschaft zum Aussterben bringen. Das sei mit ihm jedenfalls nicht zu machen.
Van Hulle schätzt, dass das Europäische Parlament die IMD 2 im September oder Oktober verabschieden wird. Allerdings muss dann auch der Europäische Rat noch gehört werden. Mit Blick auf die Europawahl im Frühjahr 2014 gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Richtlinie aus dem Wahlkampf herausgehalten und vorher verabschiedet wird. Dann könnte sie 2015, spätestens aber 2016 in Kraft treten. Schönleiter räumte ein, dass sich Deutschland bei der Umsetzung der ersten Richtlinie viel zu viel Zeit gelassen und die Vorgaben um rund 2,5 Jahre überschritten hatte. Das werde diesmal nicht passieren, stellte er in Aussicht.
Bild: © Viktor Mildenberger/
Zumindest wolle er sich nicht den Vorwurf machen lassen, als verantwortlicher Vertreter von Vermittlerinteressen sich nicht rechtzeitig auf mögliche Szenarien für die künftige Arbeit der Vermittler vorzubereiten. Insbesondere plädierte er dafür, sofern die Politik die Vermittlung gegen Honorar fördern werde, dann auch Wettbewerbsgerechtigkeit walten zu lassen und Vertreter nicht von der Möglichkeit auszuschließen, neuartige Vergütungsgestaltungen anzuwenden.
Kompromisse helfen
Professor Karel van Hulle, ehemaliger Referatsleiter der Europäischen Kommission, warb für die Arbeit in Brüssel. "Europa ist ein Kompromiss", meinte er und zog daraus den Schluss, dass Europa sogar einen Schutz vor nationalen Übertreibungen bietet. "Der Druck auf die Kommission, um Provisionen zu verbieten, war sehr groß", berichtete er als Beispiel und ließ durchblicken, dass er von solchen radikalen Eingriffen in den Markt nichts hält. Er befürwortete zwar mehr Transparenz, aber es reiche eine Provisionsoffenlegung auf Nachfrage ("soft disclosure") völlig aus.
"Wir brauchen Vermittler", meinte er weiter, denn Versicherungen seien schwer zu verstehen und benötigen viele Menschen, die diese Produkte erklären. Den europäischen Vermittlerverbänden bescheinigte van Hulle eine sehr erfolgreiche Lobbyarbeit. BVK-Präsident Heinz dagegen vermisste eine ähnlich effektive Lobbyarbeit jedenfalls der deutschen Versicherungswirtschaft.
Versicherer bereiten sich vor
Doch die ist sich untereinander gar nicht einig, wurde in den Beiträgen von Dr. Karl-Walter Gutberlet, Vorstand der Allianz, und Dr. Rolf Wiswesser, Vertriebsvorstand des Ergo-Konzerns, deutlich. In beiden Konzernen bereite man sich auf unterschiedliche Szenarien der Regulierung und deren mögliche Konsequenzen vor.
Gutberlet bezeichnete ein neues Selbstverständnis des Versicherungsvermittlers nach dem Vorbild der Rechtsberater als "gar nicht so schlecht" und fragte, warum sich Vermittler weiter wie "Turnschuhverkäufer" gebärden statt als Expertenberuf mit Kunden über ihre Leistungen und die dafür notwendige Vergütung diskutieren wollten. Auch eine laufende Vergütung in der Lebensversicherung fände er aus seiner Erfahrung in der Sachversicherung wünschenswert. Wiswesser dagegen betonte, dass die Verbraucher nicht bereit seien, angemessene Honorare zu zahlen und verteidigte das derzeitige Provisionsmodell als den richtigen Weg zur Versorgung der Bevölkerung. Allerdings nahm er selbstkritisch die Versicherungsunternehmen in die Haftung. Denn wenn es Beschwerden und Probleme gebe, dann nur selten wegen der Beratungs- und Serviceleistung als viel häufiger wegen einer Nichterfüllung der Erwartungen durch die Versicherer. Deshalb sollte es besser eine "IMD für Versicherer" geben, mit der für bessere und besser nachvollziehbare Produkte gesorgt werde.
Aufsichtsanforderungen für Kleinbetrieb nicht tragbar
Ministerialdirigent Ulrich Schönleiter vom Bundeswirtschaftsministerium teilte die Meinung, dass es "ein Mehr an Transparenz" geben soll und lobte ausdrücklich die Anforderungen Brüssels an die Weiterbildung. Dagegen lehnte er vehement ein Ansinnen der Europäischen Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA ab, die Vermittlerbetriebe zu eigenen, umfassenden Compliance-Aufgaben zu verpflichten und diese Kleinunternehmen zu überfordern. Es gebe zwar seiner Meinung nach zu viele Vermittler in Deutschland, aber die Vorstellungen der Aufsicht würden umgekehrt die Vermittlerschaft zum Aussterben bringen. Das sei mit ihm jedenfalls nicht zu machen.
Van Hulle schätzt, dass das Europäische Parlament die IMD 2 im September oder Oktober verabschieden wird. Allerdings muss dann auch der Europäische Rat noch gehört werden. Mit Blick auf die Europawahl im Frühjahr 2014 gab er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Richtlinie aus dem Wahlkampf herausgehalten und vorher verabschiedet wird. Dann könnte sie 2015, spätestens aber 2016 in Kraft treten. Schönleiter räumte ein, dass sich Deutschland bei der Umsetzung der ersten Richtlinie viel zu viel Zeit gelassen und die Vorgaben um rund 2,5 Jahre überschritten hatte. Das werde diesmal nicht passieren, stellte er in Aussicht.
Bild: © Viktor Mildenberger/
Autor(en): Matthias Beenken