Branchenreport Versicherungswirtschaft 2016: Die Branche lebt von Einmalbeiträgen

Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise sind in der Versicherungsbranche deutlich zu spüren. Das Bedürfnis nach Sicherheit sorgt für steigende Beitragseinnahmen. Seit 2008 kletterten diese um jeweils mehr als 4,2 Prozent und führten zu Rekord-Beitragseinnahmen von rund 179 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Ein Wachstum, das so nicht mehr fortsetzbar sein wird, wie der BBE-Branchenreport "Versicherungswirtschaft 2016" von BBE Media aus Neuwied jedenfalls glaubt.

So werden die jährlichen Zuwachsraten in der Versicherungswirtschaft nach BBE-Berechnungen bis zum Jahr 2016 nur noch rund 2,5 Prozent erreichen. Lag der Zuwachs in den Jahren 1970 bis 1980 noch bei mehr als zehn Prozent pro Jahr, waren es in den Jahren von 1980 bis 1990 sowie von 1990 bis 2000 knapp sieben Prozent und dann von 2000 bis 2010 nur rund drei Prozent Zuwachs pro Jahr. In fünf Jahren werden die Versicherungsunternehmen Beitragseinnahmen von 207 Milliarden Euro verbuchen können.

Gutes Einmalbeitragsgeschäft, wenig Geschäft gegen laufende Beiträge
Weitere Details der Studie: Ohne das Geschäft mit Einmalbeiträgen sieht auch die Zukunft der Versicherungsbranche alles andere als rosig aus. Dies zeigt sich vor allem im Segment der Rentenversicherungen gegen Einmalbeitrag. Ohne die stark gewachsenen Einmalbeiträge hätte das Wachstum der gesamten Versicherungswirtschaft im vergangenen Jahr statt 4,3 Prozent nur 0,5 Prozent betragen.Während das Neugeschäft gegen Einmalbeitrag einen historischen Höchststand erreichte, verläuft das Neugeschäft mit Verträgen gegen laufenden Beitrag deutlich schwächer als im Vorjahr.

Seit 2004 nimmt die Bestand an Verträgen in der Lebensversicherung kontinuierlich ab. So schrumpfte der Bestand an Hauptversicherungen um rund drei Millionen auf aktuell 94,2 Millionen Verträge. Diese Entwicklung trifft nicht nur die Versicherungen selbst, sondern vor allem auch den Vertrieb. Bei Agenturen, die lediglich die Produkte einer Versicherung im Angebot haben, stammen im Schnitt knapp 40 Prozent der Provisionseinnahmen aus der Vermittlung von Lebensversicherungen. Gelingt es den Ausschließlichkeitsagenturen nicht, alternative Zusatzeinnahmen zu erschließen, ist jede dritte in ihrer Existenz bedroht.

Experten rechnen mit Jahresschlussverkauf 2011
Mit der Absenkung des Höchstrechnungszinses ab 2012 wird die Attraktivität der Lebensversicherung, die in der Regel als Rentenpolice mit Kapitalwahlrecht verkauft wird, weiter geschmälert. Die Herabsenkung des Höchstrechnungszinses dürfte das Neugeschäft für klassische Lebensversicherungsprodukte erschweren. Die Garantiewerte der Lebensversicherer sind schließlich eines der wichtigsten Argumente für ihre Produkte. Mit Blick auf die künftige Attraktivität von Lebensversicherern wird es nun noch wichtiger sein, auf die Zusammensetzung der Gesamtleistung aus Garantieleistung, Überschussbeteiligung und Schlussgewinnanteilen hinzuweisen. Marktbeobachter rechnen mit einem „Jahresschlussverkauf 2011“, weil sich Kunden den aktuellen Garantiezins von 2,25 Prozent auf das Sparvermögen sichern wollen.

Riester- und Rürup-Verträge werden für Menschen immer interessanter
Die demographische Entwicklung bringt die gesetzliche Rentenversicherung in ihrer heutigen Form an ihre Grenzen, ist eine weitere Position des Reports. Weitere deutliche Beitragssteigerungen gelten politisch als nicht durchsetzbar. Deshalb rücken staatlich unterstützte private Vorsorgemodelle wie Riester oder Rürup künftig noch stärker in den Fokus. Verträge gegen laufenden Beitrag werden traditionell von vielen Kunden der Altersgruppe 30 bis 45 abgeschlossen. Diese Gruppe nimmt durch das bald vollständige Herauswachsen der geburtenstarken Jahrgänge aus dieser Altersgruppe zahlenmäßig ab. Chancen ergeben sich, wenn noch stärker auf die besonderen Bedürfnisse der älteren Bevölkerung eingegangen wird.

Anspruchsvollere Kunden erhöhen Druck auf die Branche
Zahlreiche Versicherer sehen sich durch die wandelnden Kundenanforderungen einem großen Druck ausgesetzt. Für 96 Prozent der Befragten hat diese Situation deshalb einen großen Einfluss auf die künftige Entwicklung der Branche. Näher dazu befragt, nennen die Befragten vor allem das gestiegene Preisbewusstsein (91 Prozent), die erhöhten Serviceansprüche (90 Prozent) und eine erhöhte Wechselbereitschaft (86 Prozent) der Kunden. Der Kunde ist heute durch das Internet und die damit geschaffene Transparenz besser informiert und eher bereit, den Versicherer zu wechseln, als früher.

Für die Studie wurden im März 2011 exklusiv 112 Entscheidungsträger aus Versicherungsunternehmen befragt. Die Untersuchung umfasst 700 Seiten mit 437 Tabellen und 35 Übersichten. Der Preis des Branchenreports beträgt 1.450 Euro.
Quelle: http://www.marktstudien.de/; Bild: © Oliver Weber /

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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