Branche muss Probleme selbst in den Griff bekommen

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IMD II und das zu erwartende Gesetzespaket mit Provisionsdeckel und verlängerter Stornohaftung für die Vermittlung von Lebensversicherungen standen im Zentrum des 15. Tages der Versicherungswirtschaft, zu dem die IHK Berlin geladen hatte.

Nach der Einschätzung von Professor Thomas Köhne, an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin für das duale Studium Versicherung verantwortlich, bringt IMD II zunächst keine Verschärfung der Situation. Alles sei relativ offen formuliert und müsse nun nationalstaatlich umgesetzt werden. "Es ist alles flexibler als erwartet, was nicht bedeutet, dass man sich in Sicherheit wiegen kann", sagte der Wissenschaftler.

IMD II definiert nur Mindeststandards

Auch Peter Wesselhoeft, Präsident des Verband Deutscher Versicherungsmakler (VDVM), warnt davor zu jubilieren: "IMD II definiert nur Mindeststandards, Berlin kann ohne weiteres draufsatteln." Der Wechsel des Verbraucherschutzes zum Justizministerium und der neue Staatssekretär Gerd Billen lassen vermuten, dass die Debatte noch nicht gewonnen sei und es aufwändig werde, das zu halten was Brüssel vorgegeben hat.

Was die Vergütung der Vermittlerleistung betreffe, beinhalte IMD II zum Glück kein Provisionsverbot. Dennoch sei es fraglich, wie Deutschland das Thema angehe und ob so weit gegangen werde Courtage tatsächlich zu verbieten, bemerkte Köhne weiter. Was internationale Vorbilder betreff, nach denen sich Deutschland in punkto Provision ausrichten wolle, ist er skeptisch. Weder mit Großbritannien noch mit Skandinavien und den Niederladen sei Deutschland vergleichbar.

Offenlegung wird kommen
Aus Sicht der Vermittler sei auch die Offenlegung der Vergütung ein Problem, befürchtet Gerald Archangeli, Vizepräsident des Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK). IMD II sage hierzu nichts, so dass auch hier alles noch offen sei. Dagegen vermutet Dr. Moritz Finkelnburg, Vorstand der Helvetia Versicherung, dass die Offenlegung kommen werde "Infinius und jeder weitere Skandal in der Branche steigern den Druck auf die Politik, so dass ich befürchte, dass die Vergütung insgesamt nach unten gefahren wird und eine noch drastischere und klarere Offenlegung der Vergütung in allen Verträgen kommen wird," sagte Finkelnburg.

Der Spagat zwischen guter Bezahlung guter Vermittler und der Vermeidung von Auswüchsen sei schwierig, erklärte er weiter. Einerseits müsse Leistung bezahlt werden, andererseits schade rein provisionsgetriebener Verkauf der Branche. Was die Provisionsdeckelung bei Lebensversicherungen auf drei bis 3,5 Prozent betrifft, sieht er vor allem das Geschäftsmodell von Maklern bedroht und rät dazu, das Heil künftig in Komposit zu suchen. Für Wesselhoeft wären 3,5 Prozent "ein herber Schlag ins Kontor". Allerdings vermutet er, dass nicht allgemeine Lebensversicherungen davon betroffen seien, sondern nur geförderte, um hier wiederholte Umdeckungen zu vermeiden.




Nicht auf mündigen Bürger warten
Ein Ausweg aus dieser Klemme könnte das vom VDVM vorgeschlagene neue Vergütungssystem sein. Es sieht vor, dass die Hälfte der Einkünfte von Vermittlern aus Beratung und Abschluss resultieren, die andere Hälfte über die Laufzeit des Vertrages hereinkommt.

Sich ganz auf Honorarberatung zu verlassen hält Wesselhoeft für naiv. "Altersvorsorge muss aktiv angesprochen werden, man kann nicht auf den mündigen Bürger warten," so seine Meinung. Allerdings müsse sich die Branche selbst in Richtung Transparenz bewegen und ihre Probleme selbst in den Griff bekommen. Bei der Umstellung auf dieses neue System müssten die Versicherer ihren Vermittlern entsprechende Hilfestellungen geben, fügte Finkelnburg an. Zwar sei das Lebensversicherungs-Geschäft margenschwach. "Aber schließlich leben wir Versicherer von unseren Vermittlern und müssen dafür sorgen, dass sie von der Vermittlung leben können," so sein Fazit.

Autor(en): Elke Pohl

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